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© DI Ulrike Fassler

Vorbeugen ist besser als bekämpfen

Ein Artikel von Ulrike Fassler | 29.02.2012 - 15:30
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Unsere Veranstaltung will sich als ein Schritt hin zu einer bewussteren Betriebsführung verstehen“, leitete Geschäftsführer DI Gerhard Six bei der Eröffnung des 7. NÖ Gärtnertages ein. Der von der Gärtnervereinigung NÖ organisierte Fachtag fand am 28.02.2012 zum Thema „Biozierpflanzenbau – Eine Chance für den Gartenbau?“ in der Landwirtschaftskammer NÖ in St. Pölten statt. Möglichkeiten im biologischen Zierpflanzenschutz durch den Einsatz von Nützlingen, die Effizienz von Pflanzenstärkungsmitteln, Torfersatzstoffe, effektive Mikroorganismen, Produktvorstellungen sowie praktische Erfahrungen mit dem Biozierpflanzenbau waren die Inhalte des Informationstages. Für den Abschluss des Programms war eine Diskussionsrunde für die praktische Anwendung bzw. Erstellung möglicher Beratungsprogramme zur Umsetzung biologischer Kulturführungsmethoden vorgesehen.

Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Nützlingseinsatz
„Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Nützlingseinsatz“ hieß das Vortragsthema von DI Patrick Peternell von der Firma Biohelp. Peternell klärte über das Wesen von Nützlingen und deren Einsatzmöglichkeiten, insbesonders im integrierten Anbau auf. Der Einsatz von Nützlingen versteht sich nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, als Schädlingsbekämpfung, sondern als Präventivmaßnahme gegen das eventuelle Aufkommen bestimmter Schädlinge. Wenn man mit Nützlingen arbeitet, ist eine stetige genaue Bestandeskontrolle notwendig.  Somit ist zugleich ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich.

Methoden zur Förderung der Pflanzenvitalität

Zu dieser Thematik referierte DI Sonja Stockmann, Pflanzenschutzberaterin mit dem Schwerpunkt „biologischer Pflanzenschutz“ an der Lk Steiermark. Auch die Pflanzenstärkung muss wie der Nützlingseinsatz vorbeugend angewendet werden. Die erhältlichen Pflanzenstärkungsmittel wirken in erster Linie auf den Boden bzw. auf die Pflanzen und erst an letzter Stelle direkt auf die Schädlinge. Förderung der Wurzelbildung, Harmonisierung des Stoffwechsels und Resistenzinduzierung sind einige von vielen Vorteilen, die sich in der Behandlung mit Pflanzenstärkungsmitteln einstellen. Pflanzen können mittels chemischer Stoffe sowohl untereinander als auch gegenüber Nützlingen kommunizieren.  Im Gegensatz zu autochthonen Gebieten, in welchen die genetischen Vorinformationen der betreffenden Kulturen gegeben sind, finden sich Gewächshauskulturen in schutzloser Umgebung. Deshalb müssen, wenn die Pflanzenstärkung möglichst effizient wirken soll, Störinformationen z. B. in Form chemischen Pflanzenschutzes so weit als möglich verhindert werden.

Torfersatz im Zierpflanzenbau

Die Thematik der Anwendung von Torfersatzstoffen in Substraten ist derzeit aktueller denn je. DI Dieter Lohr von der staatlichen Forschungsanstalt Weihenstephan/D beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Optimierung von Mischungen zwischen Substraten und Ersatzstoffen. Er präsentierte in seinem Vortrag die bereits erprobten Ersatzmaterialien wie Rindenhumus, verschiedene Kompostarten, Holz- und Kokosprodukte sowie das umstrittene Xylit und beleuchtete sowohl deren Vorteile als auch Problematiken.
Auch außergewöhnliche Ersatzversuche mit Reisspelzen, Flachsschäben, Pappe und Papier und zerkleinerten Einwegpaletten, Miscanthusstroh und sogar Agavenkompost stellte Lohr vor und bezeichnete diese aufgrund ihres ungewöhnlichen Materials als exotische Stoffe, welche auch exotische Probleme hervorrufen können.
Die Versuchsreihen von Einwegpaletten in unterschiedlichen prozentuellen Mischungsverhältnissen z. B. mit Pelargonien zeigte Erfolge, während andere Kulturen wiederum verkümmerten, woraus zu schließen ist, dass Ersatzstoffe kulturspezifisch indviduell angewendet werden müssen. 
Auch auf die Problematiken der derzeit stark diskutierten Biokohle, Hydrokohle und Terra Preta ging Lohr ein und mahnte, ohne Bewertungen zu erstellen, zur Vorsicht. Derzeit gäbe es noch nicht genug wissenschaftliche Auswertungen, um über deren Wirksamkeit und zukünftige Bedeutung urteilen zu können.

Effektive Mikroorganismen

Wie sich effektive Mikroorganismen im Gartenbau einsetzen lassen, erläuterte Mag. Robert Rotter von der Multikraft Produktions- und HandelsgmbH. Über 50% der weltweiten Biomasse wird von Mikroorganismen produziert. Mikroorganismen besitzen in Abhängigkeit des vorhandenen Milieus  die Fähigkeit degenerativ, mit opportunistisch oder regenerativ zu wirken. Mikroorganismen können somit organisches Material unter Fäulnis, Rotte oder Fermentation zersetzen. Für den Einsatz im Gartenbau macht man sich in erster Linie die regenerative Wirkung zunutze. Effektive Mikroorganismen werden als Pflanzenhilfsstoffe zur Förderung eines stabilen Immunsystems eingesetzt. Jedoch sind sie nicht mit der Wirkung eines Düngers zu verwechseln. Als hochwertige Bodennahrung wurden die in Japan entwickelten, nach dem Fermentationsprinzip arbeitenden EM-Bokashi-Mikroorganismen vorgestellt, welche durch Fermentation biogene Abfälle aufwerten. Mikroorganismen produzieren Vitamine, Enzyme, bioaktive Substanzen und Antioxidantien, die von den Pflanzen wiederum aufgenommen werden. Aufgebracht werden diese Bodenlebewesen durch Spritzen.
EM sind in allen Bereichen der Landwirtschaft und des Gartenbaus zugelassen. 

Plantasalva, neue Wege in der Pflanzenstärkung

Wie man neue Wege in der Pflanzenstärkung einschlagen kann, erklärte Ing. Michael Spitzer von der TVA GmbH gemeinsam mit Dr. Karl Stich vom Institut für Verfahrenstechnik durch Vorstellung des Pflanzenhilfsstoffes Plantasalva. Plantasalva entsteht als Fermentprodukt aus der Ektoflora von Kräutern, welche in Mischkultur im biologischen Anbau geführt wurden. Die Hauptaufgaben von Plantasalva bestehen in einer Kräftigung der Pflanzen, einer Verfügbarmachung von Nährstoffen sowie einer Umwandlung von Fäulnis in Rotte. Bei diesem Produkt handelt es sich um ein rein pflanzliches Produkt aus österreichischer Erzeugung, basierend auf der Mikrobiologie heimischer Kräuter. Das zertifizierte Mittel ist ein von Genmanipulationen freies Produkt und lässt sich einfach anwenden und gut mischen, weshalb es sich für ein breites Anwendungsspektrum eignet. Die Erfahrungen aus der Praxis haben gezeigt, dass die Verwendung von Plantasalva eine bessere Fruchtausbildung und dadurch einen höheren Ertrag sowie eine stabilere Qualität bewirkt. Das Präparat kann in Österreich in den GBC-Filialen erworben werden.
 
Erfahrungen eines Praktikers
Abschließend informierte Gärtnermeister Alexander Schmidhammer vom Staudenbetrieb Hametner die Besucher über die am Betrieb entsprechend dem biologischen Pflanzenschutz eingesetzten Kulturführungsmethoden, über Bio-Substrate, über Angießmischungen nach dem Topfen sowie über Nachdüngungsmöglichkeiten. Zur Stärkung spezieller Kulturen wurden die Wirkungen der Produkte Vi-Care, Actisil sowie Milsana/Mycosin genauer vorgestellt.