1294173106.jpg

Buxus-Sichtung in Schönbrunn

Ein Artikel von Helmut Pirc | 04.10.2010 - 19:12

Mit den Ergänzungen umfasst die Sichtung heute etwas mehr als 90 Arten und Sorten. Die Sichtungspflanzen wurden vom österreichischen Baumschulverband zur Verfügung gestellt. Der Sichtungsgarten liegt im pannonischen Raum mit heißen, tro­ckenen Sommern und kalten, meist schneearmen Wintern. Der Standort ist sonnenexponiert, der Boden ein durchlässiger sandiger Lehmboden (pH >7). Die Pflanzen wurden nicht geschnitten, deshalb beziehen sich die Angaben auf natürlich entwickelte freiwachsende Pflanzen.

Schädlinge und Krankheiten
Aufhellungen der Blätter weisen auf eine Unterversorgung mit Stickstoff hin, vorbeugend ausgebrachter Langzeitdünger verhindert dies. Ein ernsthaftes Problem stellt neuerdings ein relativ aggressiver Pilz dar, der als „Blattfall“ bezeichnet und durch den Pilz „Cylindrocladium buxicola“ verursacht wird. Die Anfälligkeit für diese Pilzkrankheit ist sortenspezifisch recht unterschiedlich. Sorten wie der bekannte und viel verwendete Einfassungsbuchs B. sempervirens ‘Suffruticosa‘ wird als recht anfällig, ‘Blauer Heinz‘ dagegen als relativ resistent eingestuft. Am Sichtungsgarten Königshof ist diese Pilzkrankheit bislang noch nicht aufgetreten. Neben der Triebspitzen-Gallmilbe (Aceria unguicuata, Blattdeformationen) tritt öfter noch der Buchsbaumblattfloh (Psylla buxi, löffelartige Blattdeformationen), seltener auch die Buchsbaum-Spinnmilbe (Erytetranychus buxi, helle Blattsprenkelungen) auf. Durch Pilze verursachte Krankheiten wie das sogenannte Triebsterben (Volutella buxi) können einzelne Triebe zum Absterben bringen. Neuerdings ist auch der Buchsbaumzünsler (Neoglyphodes perspectalis) im Vormarsch und richtet auch in Gärten beträchtliche Schäden an.

Buxus sempervirens und dessen Sorten
Buxus sempervirens-Sorten kommen mit den Standortsbedingungen am besten zurecht und zeigen auch in voller Sonne keine oder nur geringe Winterschäden. Gelegentlich wird der Austrieb durch Spätfröste beschädigt, durch den folgenden Neuaustrieb wird dies aber sehr schnell wieder wettgemacht. Ihre Blattfärbung ist dunkelgrün bis blaugrün, seltener heller grün. Dazu kommen noch einige weißpanaschierte Sorten und jene mit gelbem Laubaustrieb bzw. gelben Triebspitzen. Die größere Anzahl an Sorten wächst mittelstark bis stark und mehr oder minder breit aufrecht. Ausnahmen sind die fast kugelig wachsenden Sorten ‘Suffruticosa‘ und ‘Blauer Heinz‘.

Grünlaubige Sorten
'Angustifolia': Höher als breit wachsend (130 x 115), dicht verzweigt, geschlossener Habitus, ältere Triebe überhängend, schmal elliptische Blätter (35 x 11 mm). Sehr dekorative Sorte. 'Arabeske': Wuchs, Blätter und Verzweigung erinnern sehr stark an ‘Angustifolia‘. Allerdings wächst ‘Arabeske‘ etwas breiter (130 x 110 cm) und hat kleinere Blätter (31 x 9 mm), ist raschwüchsig und dicht verzweigt. Eignet sich auch für geschnittene Formen.
'Blauer Heinz': Etwas höher als breit, dicht kugelig, dicht geschlossene Pflanze (50 x 40 cm). Breitovale blaugrüne Blätter (25 x 12 mm). Hervorragend für Einfassungen, da kein Schnitt notwendig. Beste niedrig wachsende Sorte.
„Ex Rußland“ und „4812 ex UDSSR“ sind in Wuchsstärke und den übrigen Wuchsmerkmalen der Sorte ‘Angustifolia' ähnlich.
‘Fiesta‘: Sorte mit rundlicher Wuchsform und mittlerer Wuchsstärke (125 x 100 cm), die durch ihre frischgrünen, schmalen lanzettlichen, dichtgedrängten Blätter (25 x 6 mm) auffällt. Hat sich anfänglich mäßig, einmal am Standort etabliert gut entwickelt.
'Glauca': Breit aufrecht wachsende Sorte (120 x 70 cm) mit dichter Verzweigung und ebensolcher Blattanordnung sowie breitovalen, dunkel blaugrünen Blättern. Hat sich ebenfalls erst nach einigen Standjahren gut etabliert.
‘Graham Blandy‘: Stellt sicher eine Besonderheit unter den B. sempervirens-Sorten dar. Sie wächst ohne Schnittmaßnahmen schmal aufrecht säulenförmig, nach sieben Jahren erreichte sie dabei eine Wuchshöhe von 180 cm bei einer Breite von nur 40 cm. Ihr Wuchs ist dicht und geschlossen, nur gelegentlich können einzelne Triebe (insbesondere bei schwerem nassem Schnee) heruntergebogen werden. Seine ovalen, mittelgrünen Blätter sind relativ groß (30 x 15 mm). Eine überaus interessante Sorte, die nicht nur ein auffälliges Gestaltungselement darstellt, sondern auch für besondere Formschnitte geeignet scheint.
‘Grof Bokrijk‘: Ist der Sorte ‘Rotundifolia‘ ähnlich und ebenso starkwüchsig (170 x 120 cm). Ihre großen, dunkel blaugrünen Blätter sind fast rundlich (35 x 22 mm) und dichter gestellt als bei ‘Rotundifolia‘. Ältere Triebe neigen allerdings dazu etwas zu verkahlen. Ähnlich sind noch die Sorten ‘Bullata‘ und ‘Latifolia Macrophylla‘, während letztere durch deutlich hellere Blattfärbung auffällt.
'Handsworthiensis': Deutlich höher als breit wachsend (140 x 100 cm), breitbuschig, einzelne Triebe straff aufrecht, lange Internodien. Die dunkelgrünen, stark konvexen Blätter sind 30 x 15 mm groß. Als Solitärpflanze interessant, leichter Korrekturschnittt empfehlenswert.
'Hollandia': Schmalbuschiger, aufrechter Wuchs (140 x 75 cm) dicht verzweigt. Die dunkelgrünen Blätter sind 25 x 9 mm groß. Sorte als Solitärpflanze gut geeignet, Korrekturschnitt empfehlenswert.
'Inglis': Unterscheidet sich von ‘Ingrid‘ durch den stärkeren, mehr aufrechten Wuchs (160 x 100 cm) und schmälere, eher lanzettliche sattgrüne Blätter (28 x 9 mm).
'Ingrid': Sorte mit guten Wuchseigenschaften. Die mittelstark wachsende Sorte weist einen kompakten rundlichen Wuchs (100 x 80 cm) auf. Ihre dicht stehenden, dunkelgrünen Blätter (25 x 15 mm) sitzen dicht gedrängt an den Zweigen. Erinnert ein wenig an ‘Blauer Heinz‘. Wegen ihres kompakten Wuchses interessante Sorte.

‘Latifolia Pendula‘ (Syn.: ‘Prostrata‘): Wächst anfangs sehr langsam, dürfte im ausgewachsenen Zustand auch nicht höher als 60-80 cm. Es ist eine etwas unregelmäßig aufgebaute, aber niedrig bleibende und flachwachsende Sorte mit bogig überhängenden Zweigen. Die breit eiförmigen dunkelgrünen Blätter sind bis 30 mm lang und 15 mm breit. Sorte für Spezialzwecke, sie könnte sich zum Beispiel für die Begrünung kleinerer Flächen als Bodendecker eignen.
‘Linda‘: Erreichte nach fünf Standjahren eine Wuchshöhe von 100 cm bei einer Breite von 70 cm und machte einen guten Gesamteindruck. Die im Austrieb sattgrünen, später dunkel blaugrünen Blätter sind mittelgroß (25 x 10 mm) und sitzen dichtgedrängt an den Zweigen.
'Myosotidifolia': Ist mit 90 cm Höhe und 80 cm Breite ein relativ schwachwüchsiger Strauch. Er wächst dicht verzweigt und buschig, hat nur 15 mm lange und 7 mm breite, länglich-lanzettliche Blätter. Diese Sorte wächst sehr langsam und ist deshalb auch für kleinräumige Gestaltungsaufgaben interessant.
'Pyramidalis': Deutlich höher als breit, aufrechte Wuchsform (155 x 90 cm). Einzelne Triebe straff aufrecht, lange Internodien, leichte Tendenz zur Verkahlung. Dunkelgrüne breitelliptische Blätter (20 x 10 mm). Wegen der dekorativen Wirkung von Wuchs und Blätter als Solitärpflanze geeignet, Korrekturschnitt empfehlenswert.
'Rotundifolia': Sehr starkwüchsige, deutlich höher als breit wachsende Sorte (165 x 110 cm). Rundlich bis kegelförmiger Wuchs, einzelne Triebe abstehend bis überhängend. Die dunkelgrünen Blätter sind glänzend, stark konvex und gebogen, groß (30 x 19 mm). Gute Sorte für größere aufrechte Formen.
'Sentinelle': Es ist eine mittelstark wachsende Sorte mit dichtem, geschlossenem, leicht pyramidalem Habitus (105 x 60 cm) und dunkelgrünen, schmalen ovalen Blättern (25 x 9 mm). Könnte für Hecken interessant sein.
'Suffruticosa': etwas breiter als hoch wachsend, dichter fast kugelförmiger Wuchs, dicht verzweigt (65 x 80 cm). Zierliche, leicht glänzende Blätter (23 x 13 mm). Dekorative Pflanze für Einfassungen. Leider anfällig für Cylindrocladum buxicola.
'Tall Boy': Sehr starkwüchsige Sorte , deutlich höher als breit wachsend (170 x 110 cm). Dicht und kompakt wachsend, Triebspitzen leicht überhängend. Hellgrüne, leicht glänzende, schmale Blätter (30 x 12 mm). Interessante und schöne Wuchsform, gut als Solitärpflanze geeignet, auch ohne Schnitt.
Buxus sempervirens var. arborescens: Höher als breit wachsend (110 x 80 cm), rundlich bis kegelförmiger Wuchs. Dunkelgrüne, leicht glänzende Blätter flach, leicht gebogen (23 x 10 mm). Gut geeignet für verschiedenste Formschnitte und Figuren, auch als Heckenpflanze geeignet. Gesunde Pflanze!
‘Vardar Valley‘: Die einzige Sorte, die breiter als hoch wächst. Nach sieben Jahren war sie 100 cm hoch und 120 cm breit. Der Strauch wächst etwas lockerer als andere Buchssorten, seine dunkelgrünen Blätter sind breit eiförmig. Diese Sorte wurde 1934 von E. Anderson im Vardar Flusstal Mazedonien/ Albanien gefunden.

Gelbbunte und panaschierte Sorten
‘Aurea Pendula‘: Eine weitere starkwüchsige Sorte (140 x 115 cm). Der ziemlich locker und unregelmäßig wachsende Strauch hat bogig überhängende Zweige. Diese Sorte weist ein interessantes Muster an cremegelben gefleckten bis marmorierten sowie grünen Blättern aus. Allerdings ist der frische Austrieb sehr anfällig für Spätfrostschäden.
'Elegantissima': Alle weißpanaschierten Sorten werden sehr häufig mit falschen Sortennamen angeboten. (Wir erhielten diese Sorte unter drei verschiedenen Namen (!), z.B. als 'Argenteovariegata' und ’Elegans‘). Die beste weißbunte Sorte! Breit aufrechter Strauch (130 x 80 cm) mit dichter Verzweigung und kompaktem Wuchs. Die elliptisch-konkaven, mitunter deformierten Blätter (22 x 11 mm) sind dunkelgrün mit unregelmäßig breitem, cremeweißem Rand. Diese Sorte hat bislang an dem exponierten Stand bei voller Sonneneinstrahlung bisher keinerlei Winterschäden und keine Spätfrostschäden erlitten!
'Latifolia Maculata' (Syn: 'Gold Tip'): Ist eine mittelstark wachsende Sorte mit dichtem, geschlossenem, breitbuschigem Wuchs (100 x 65 cm) und gelbbuntem Austrieb. Vor allem im Austrieb sind die 25 x 15 mm großen eiförmigen, stark konvexen Blätter gelbbunt, sie vergrünen im Sommer allerdings zusehends.
‘Variegata‘: Ist eine deutlich abgrenzbare, ebenfalls weißpanaschierte Sorte. Sie weist einen deutlichen, etwas unregelmäßigen gelblichweißen, auffälligen Blattrand auf: Bleibt mit 75 x 75 cm deutlich kleiner als ‘Elegantissima‘ und neigt stark zu Rückmutationen in die grünblättrige Form.