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© DI Michaela Tebaldi

Achtung ansteckend!

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 01.09.2005 - 13:17
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Die Beet- und Balkonpflanzensaison 2004/05 brachte außergewöhnlich viele Viruserkrankungen mit sich. Ein großes Problem dabei ist, dass die Inkubationszeiten sehr lange, bei Zyklamen etwa bis zu sechs Monaten, dauern können. Doch auch wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, kann man erste Schadsymptome oft nur schwer erkennen. Rainer Wilke vom Pflanzenschutzdienst in Bonn machte in Wies einen Rückblick auf die vergangene Saison.Viren im Visier
Um eventuellen Viruserkrankungen vorbeugen zu können, ist es wichtig, Grundlegendes über die ungeliebten Krankheitserreger zu wissen:
Viren sind infektiöse Partikel, die aus Eiweiß und der genetischen Information bestehen. Sie sind keine lebenden Organismen und besitzen keinen eigenen Stoffwechsel. Um sich vermehren zu können, sind sie daher auf lebende Wirtszellen angewiesen. In sehr frühen Infektionsstadien sind sie nicht nachweisbar. Die ersten Symptome sind in den jüngsten stoffwechselaktiven Pflanzenteilen, also den Blättern, erkennbar. Von dort breiten sie sich auf die ganze Pflanze aus – am schnellsten bei hoher Stoffwechselaktivität der Pflanze.Tospoviren
In der vergangenen Saison haben Tospoviren (Impatiensnekrosefleckenvirus, Tomatenbroncefleckenvirus) u. a. Schäden an Nemesien, Coleus, Verbenen und Impatiens neuguinea angerichtet.
Nemesien werden ein bis zwei mal gestutzt, was eine Vermehrung durch mechanische Übertragung begünstigt. Hinzu kommt, dass Tospoviren durch Thripse übertragbar sind. Sobald die Larven geschlüpft sind, können die erwachsenen Tiere die Viren weitergeben. Die Folgen sind Minderwuchs, verkrüppelte Blätter, braun hervortretende Blattadern, chlorotische Blattmuster und nekrotische Blattflecken mit konzentrischen Ringen.
Bei Coleus und Verbenen konnte man deutliche Ringmuster auf den Blättern erkennen, die sich auf der Pflanze verteilen und anfangs kaum zu deuten sind.
Bei Imptiens neuguinea wurden gelbe Flecken und Ringmuster festgestellt, die sich bis in die Knospen fortgesetzt haben.
Bei sämtlichen befallenen Pflanzen wurden weniger Blüten als bei gesunden Kulturen festgestellt.Tobamoviren
In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Tobamoviren (Tomatenmosaikvirus, Tabakmosaikvirus) bei Petunien nachgewiesen.
Wie auch bei Tospoviren werden die ersten Symptome an den jüngsten Austrieben sichtbar. Alte Blätter zeigen oft sehr lange keinerlei Symptome. Die Blüten weisen Deformierungen auf bzw. bleiben ganz aus. An Blattstielen treten selten spezielle Symptome auf.
Im Gegensatz zu Tospoviren spielen hier Tiere keine Rolle als Überträger. Die Viren werden mechanisch, z. B. durch Stutzen, Stecklingsschnitt oder andere Kulturarbeiten übertragen.
Wilke berichtete über das Auftreten eines neuen Tobamovirus, des TMGMV (Tabacco milt green mosaic virus), der üblicherweise nur in südlichen Ländern vorkommt.
Der Krankheitserreger wurde bei Impatiens neuguinea-Hybriden nachgewiesen und hat sehr ähnliche Symptome (Muster, Ringe, Flecken) auf. Virusnachweis im Mikroskop
Sobald erste Anzeichen einer Infektion, also Minderwuchs, chlorotische Flecken oder Ringmuster an einer Kultur auftreten, rät Wilke zu einer Virenuntersuchung im Labor.
Die Krankheitserreger können entweder mittels des etwas aufwändigen ELISA-Tests oder unter dem Elektronenmikroskop nachgewiesen werden. Bei letzterer Methode können allerdings auch nicht alle Virusarten festgestellt werden.Vorsorge ist besser
Als erste Gegenmaßnahme ist es ratsam, befallene Pflanzen sofort aus dem Bestand zu entfernen und zu entsorgen. Ist der Virus einmal identifiziert, sollte man als nächsten Schritt den Überträger – im Fall von Tospoviren z. B. Thripse – bekämpfen.
Um einen Virenbefall verhindern zu können, ist es also notwendig, über die möglichen Übertragungswege Bescheid zu wissen und die Pflanzen laufend auf Schadsymptome zu kontrollieren.
Grundsätzlich kann man einer Infektion auch durch konsequente Hygiene vorbeugen. Mechanisches Säubern der Stellflächen mit einem Hochdruckreiniger oder ein Tauchbad für Vermehrungsplatten bilden die richtigen Voraussetzungen für eine gesunde Kultur.