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© Alexander Förster

Holzhäcksel als Substrat

Ein Artikel von Helmut Pric, Alexander Förster | 06.11.2014 - 07:29

Die Verwendung von Torf im Gartenbau ist immer wieder Thema von Diskussionen. Als Grund wird die Zerstörung von Mooren bzw. Torflagerstätten angeführt. Deshalb ist es möglich oder sogar wahrscheinlich, dass die Verwendung von Torf in Zukunft sowohl aus ökologischen als auch aus politischen Gründen stark eingeschränkt sein wird.
Auch hinsichtlich einer Kostenreduktion gegenüber Torfsubstraten sollten Untersuchungen angestrebt werden.

Aus diesem Grund wurde von der HBLFA für Gartenbau, Abteilung Gehölzkunde/Baumschulwesen gemeinsam mit der Baumschule Praskac, Tulln, 2013 ein Versuchsprojekt zum Thema „Torfersatzprodukte in der Topfanzucht von Gehölzen“ durchgeführt.

Holzhäcksel im Test

Im vorliegenden Projekt wurde untersucht, inwieweit Holzhäcksel als Containersubstrat bzw. als Beimischung zu herkömmlichen Containersubstraten in der Gehölzanzucht geeignet ist. Der Versuch wurde auf 2 Jahre angelegt, da die Containerpflanzen eventuell für eine weitere Saison, zumindest bis zum Verkauf im Frühjahr/Sommer, weiterkultiviert werden müssen. Der Versuch startete im April 2013 und wurde Ende September 2014 ausgewertet.

Als Ausgangsmaterial wurde artenreines Holz folgender Baumarten aus heimischen Wäldern für den Versuch aufbereitet: Föhre (Pinus sylvestris), Eiche (Quercus) und Akazie (Robinia). Das Material sowie die Pflanzen wurden von der Baumschule Praskac zur Verfügung gestellt.

Die Mischung des Substrates war für alle Holzarten einheitlich. Dem Holzhäcksel in der Fraktionierung 0/25 mm wurden pro m3 Substrat je 7 kg Edasil, 3 kg Ficote 17-9-11+2 8-9 M, 3 kg Ficote 17-9-11+2 3-4 M sowie 100 g Radigen beigemischt. Es wurden je 3 Varianten mit je 9 Pflanzen (je 100 %, 75 % und 50 % Holzhäcksel plus Kontrolle) mit 3 verschiedenen Gehölzarten durchgeführt: Ligustrum ovalifolium, Thuja occidentalis ‘Smaragd‘ und Rosa ‘The Fairy‘.

Die Jungware wurde in 5 l Container getopft. Die Bewässerung erfolgte mittels Tropfbewässerung. Die Pflanzen wurden im ungeheizten Folientunnel überwintert. Im Frühjahr 2014 wurde je 20 g Ficote 17-9-11+2 8-9 M pro Container nachgedüngt.

Ligustrum ovalifolium: 100 %-Variante nicht geeignet

Der Einfluss der Holzart auf das Wachstum war insgesamt sehr gering. Wesentlich deutlichere Unterschiede zeigten sich erwartungsgemäß bezogen auf die verschiedenen %-Anteile von Holzhäcksel im Substrat.

Bei der 75 %-Variante waren kaum Unterschiede zur Kontrolle festzustellen. Geringfügig blieb das Wachstum bei einer Beimengung von 50 % Holzhäcksel hinter der Kontrolle zurück. Bei der 100 %-Holz–Variante bleiben die Pflanzen im Wachstum deutlich zurück. Dies manifestierte sich insbesondere gegen Ende der zweiten Vegetationsperiode.

Je höher der Holzhäckselanteil im Sub­strat war, umso höher war die Auswaschung des Feinmaterials in Richtung Containerboden. Dadurch könnte es zur zeitweisen Austrocknung der oberen Bereiche bzw. zur Auswaschung des beigemischten Langzeitdüngers gekommen sein. Eine markante Auswirkung war allerdings nur bei der 100 % Holzhäcksel-Variante festzustellen.

Thuja occidentalis ‘Smaragd‘: 75 %-Variante überzeugt

Bei Thuja occidentalis ‘Smaragd‘ zeigte sich im Wesentlichen dasselbe Muster wie bei Ligustrum ovalifolium. Die 50 %-Variante war verglichen mit der Kontrolle gleichwertig, die 75 %-Variante merklich schwächer.
In allen 3 100 %-Varianten zeigten die Thujen starke Wachstumshemmungen, die sich insbesondere in letzten Sommermonaten manifestierten.

Kleinstrauch-Rose ‘The Fairy‘: alle Varianten vergleichbar

Die Entwicklung der Kleinstrauch-Rose ‘The Fairy‘ war unabhängig von der Holzart, aber auch unabhängig vom %-Anteil des Holzhäcksels in allen Substrat-Varianten beinahe vergleichbar. Zwar entwickelten sich die Pflanzen anfangs im Kontrollsubstrat merklich besser, dies glich sich allerdings im Laufe des zweijährigen Versuches beinahe aus.

Die „Akazien“-Variante schnitt insgesamt ein wenig besser ab. Das lag jedoch daran, dass diese Variante zu Beginn des Versuchs aus technischen Gründen etwa 3 Wochen früher getopft wurde.

Austrocknungsgefahr

Prinzipiell lassen sich Gehölze in Holzsubstrat kultivieren. Allerdings ist bei einer Kultur in 100 %igem Holzhäcksel die Frage der Wasser- und Nährstoffhaltekraft noch zu optimieren und gegebenenfalls den jeweiligen betrieblichen Möglichkeiten anzupassen.

Auch die Austrocknung im oberen Bereich der Container – und damit eine Verhinderung von Wurzelwachstum in diesem Bereich – sind noch nicht gelöst und bedürfen weiterer Versuche.
Im vorliegenden Versuch wurden die Pflanzen mittels Tropfbewässerung bewässert. Sind andere Bewässerungstechniken (z. B. Überkopfberegnung) bei der Gefäßkultur mit herkömmlichen Sub­straten einsetzbar, dann sollte dies auch bei der Verwendung von Holzhäcksel möglich sein.

Bei den 50 %-Varianten blieb die Strukturstabilität des Substrates auch in der zweiten Vegetationsperiode erhalten. Die äußerte sich in dem guten Abschneiden dieser Varianten auch nach längerer Verweildauer in der Kultur und dürfte insbesondere auf das vermehrte Luftangebot im Wurzelbereich zurückzuführen sein.

Torffrei: Vor- und Nachteile

Bei der 100 % Holzhäcksel-Variante wird eine Bewässerung über Vliesmattensysteme wegen mangelnder Kapillarwirkung im Substrat nicht möglich sein. Sollte auf Torf völlig verzichtet werden müssen, könnte eine Erhöhung des Feinholzanteils oder die Beimengung von Holzfasern, z. B. Toresa, Abhilfe schaffen und die Saugfähigkeit des Substrates erhöhen.

Das geringere Gewicht von Holzhäckselsubstraten dürfte gegenüber den Standard-Torfsubstraten auch bei voller Wassersättigung Vorteile bei den Transportwegen bringen.
Da bei der 100 %-Variante auch ein deutlich geringerer Unkrautbesatz festgestellt wurde, könnte das Abmulchen der Töpfe entfallen. Als Nachteil müsste wegen des geringeren Substratgewichtes andererseits eine geringere Standfestigkeit in Kauf genommen werden.

Der Einsatz anderer Nichttorfprodukte als Mischanteil in Holzsubstraten fordert weitere Versuchsanstellungen. Dem Vorteil einer oft regionalen Verfügbarkeit von Holzhäcksel steht der steigende Bedarf als Heizmaterial als Kostentreiber gegenüber.

Die Auswertung
Substrat100%75%50%Kontrolle
Liguster - Höhe in cm
Akazie79,5108,5130,3138,6
Eiche101111,8127,5121,2
Kiefer108,8106,7120,9124,5
Thuja - Höhe in cm
Akazie51,681,590,082,7
Eiche51,480,784,581,0
Kiefer56,879,885,588,2
Rosa - Breite in cm
Akazie60,053,346,760,1
Eiche51,353,563,348,7
Kiefer55,253,744,547,1