Die Betriebsführer Elisabeth und Wolfgang Hörandner betreiben eine Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehhaltung in Geiersberg/OÖ. Die gesamtbewirtschaftete Fläche beträgt 87 ha.
Ein weiterer Produktionszweig und Erwerbszweig bei Hörandner ist die Strom- und Wärmeerzeugung.
Seit 2005 ist eine 21 kW-PV-Anlage im Betrieb installiert. Eine 30 kWel. Holzvergaser – Pilotanlage ging im September 2010 ans Netz. Der erzeugte Strom wird zu 100% geliefert.
• Welche Energieformen haben Sie früher genutzt und aus welchem Anlass sind Sie auf die Technologie der Holzvergasung umgestiegen?
Wir hatten bereits seit 20 Jahren eine Hackschnitzelheizung. Hackgut wurde nicht nur zur eigenen Wärmeversorgung bereitgestellt sondern auch verkauft. Bis vor fünf Jahren waren aber mit dem Verkauf keine guten Erlöse zu erzielen. Deshalb auch die Überlegung, eine „bessere“ Veredelung aus den eigenen Hackschnitzeln zu erreichen. Die höchste Veredelung ist die Verstromung. Im Oktober 2010 wurde die Holzvergaseranlage in Betrieb genommen. 19.000 Betriebsstunden sind derzeit erreicht.
• Welches Vergasersystem verwenden Sie und warum haben Sie sich für dieses entschieden? Welche Leistung (thermisch und elektrisch) erbringt dieses?
Meine Holzvergaseranlage läuft im Gleichstromverfahren. Von oben werden die getrockneten handelsüblichen Hackschnitzel (G30 bis G50) zugeführt. Diese werden im Reformer mit ca. 1.200 °C verglüht. Das entstehende Gas wird mit der übergebliebenen Holzasche durch das heiße Glutbett nach unten abgeführt. Der dabei vorhandene Holzteer wird im heißen Glutbett noch aufgebrochen und in Energie umgewandelt. Somit entsteht ein „teerfreies Holzgas“ das nicht mehr durch aufwendige Filterung gereinigt werden muß. Das ist der große Vorteil dieser Anlage. Auch der Gesamtwirkungsgrad mit 87% ist eine tolle Sache!
Ein kleiner Nachteil ist, dass die verwendeten Hackschnitzel unter 15% Feuchte haben müssen. Auch sollten diese sehr sauber sein (keine Erde, keine Steine). Pro Stunde werden so ca. 30 kWh Strom und ca. 75 kWh Wärme erzeugt. Ca. 3,3 m3 Fichtenhackschnitzel pro Tag werden benötigt.
• Wofür nutzen Sie die gewonnene Wärme und den Strom?
Die Holzvergaseranlage läuft wärmegeführt, d.h. nur wenn Wärme benötigt wird, läuft die Anlage. Da die Anlage innerhalb von 15 min. wieder am Netz ist, ist es auch kein Problem, wenn sie mehrere Tage steht. Es gibt „keinen“ Gasspeicher! Der Holzvergaser dient in erster Linie zur Wärmeproduktion und „nebenbei“ wird Strom erzeugt.
Ca. 6.500 Betriebsstunden läuft die Anlage im Jahr. Neben der Wärme- u. Warmwasserversorgung für ein Zwei- Familienhaus und ein Hallenbad wird die erzeugte Wärme zur Getreide- u. Maistrocknung sowie für Hackschnitzel- u. Scheitholztrocknung verwendet. Ca. 25 % der erzeugten Wärme wird für die Trocknung der eigenen Hackschnitzel benötigt.
Der erzeugte Strom wird für 14,98 Cent/kWh vollständig ins Netz der Energie AG eingespeist. Da bereits eine 20 kW PV-Anlage vorhanden war, und diese als Überschusseinspeisung betrieben wird, war es nicht möglich diese zwei Anlagen zu koppeln.
• Mit welcher Investitionshöhe mussten Sie rechnen? Wie hoch ist die voraussichtliche Amortisationsdauer?
Die gesamte Holzvergaseranlage mit Blockheizkraftwerk (Motor u. Generator) sowie Wärmeverteiler, Steuerung, Trockenkammer, Fernwärmeleitungen usw. kommt auf ca. 220.000 Euro. Da der Einspeisetarif für 13 Jahre fixiert ist, ist auch die Abschreibung der Anlage ( ca. 130.000 Euro) auf 13 Jahre gerechnet.
• Würden Sie sich wieder für diese Energieform entscheiden und können Sie diese weiterempfehlen?
Überall wo laufend Wärme benötigt wird, hat eine derartige Anlage einen Sinn und kann auf alle Fälle weiterempfohlen werden. Nur die bürokratischen Aufwendungen (Genehmigungsverfahren) müssen von den Behörden ehest geregelt werden. Derzeit ist ein einheitliches Genehmigungsverfahren in Vorbereitung. Dass diese Anlage etwas mehr Zeitaufwand mit sich bringt, sollte aber auch berücksichtigt werden. Pro Woche sollten ca. 2,5 Std. veranschlagt werden.
• Welche Vorteile sehen Sie bei der Holzvergasung gegenüber der Holzverfeuerung?
Ein wesentlicher Punkt ist die bessere Energienutzung aus dem anfallenden Brennholz. Ca. 25 % der eingesetzten Energie können in Strom umgewandelt werden. Dafür ist ein dreifach höherer Preis erzielbar als rein für die Wärme (ca. 15 Cent zu 5 Cent). Ob wir es uns in Zukunft leisten können, Kraftwerke nur mehr rein zur Strom- bzw. zur Wärmeerzeugung zu betreiben bezweifle ich sehr. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und diese sind auch im kleinen Leistungsbereich möglich, werden einen wesentlichen Beitrag zur Strom- u. Wärmeerzeugung haben.
Weiters wird nur Restholz verwendet, das weder für die Möbel- noch für die Sägeindustrie verwendet werden kann. Eingesetzt kann auch Strauchschnitt werden.
Würde man in OÖ in jeder Gemeinde (ohne Linz, Wels, und Steyr) ca. 15 solcher Anlagen aufstellen, hätte man die Stromversorgung aller Privathaushalte abgedeckt. Was eine dezentrale Energieerzeugung für das bestehende Stromnetz
(fast keine Leitungsverluste !!!, Entlastung etc. ) bringen würde, kann nur geschätzt werden.
• Worauf möchten Sie Interessenten vor Planung einer Holzvergasungsanlage aufmerksam machen? Welche Beratungs- und Förderstellen sollten diese kontaktieren?
Derzeit sind bereits über 200 solcher Anlagen mit 30 kWel bzw. 45 kWel in Betrieb. Bei Interesse an solchen Anlagen sollten Kontakte mit Betreibern hergestellt werden. Weiters sollte man ein Planungsbüro oder der Biomasseverband beiziehen. Förderungen gibt es einerseits für den Strom (Ansuchen bei der ÖMAG) sowie eine Direktkostenbezuschussung bei der KPC.