Die Schädlinge Asiatischer Laubholzbockkäfer und Citrusbockkäfer sind große Risikofaktoren für Gartenbau- und besonders Baumschulbetriebe. Deswegen stand ein Vortrag zm Thema bei der diesjährigen Baumschulwintertagung auf dem Programm. DI-Biol. Ute Hoyer-Tomiczek vom Institut für Waldschutz vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) präsentierte die aktuelle Lage in der EU und die Möglichkeiten zur Eindämmung bzw. Bekämpfung der beiden Käferarten.
Charakteristika der Schädlinge
• ALB: Der in Asien beheimatete Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplophora glabripennis (ALB) wurde in Europa erstmals im Juli 2001 in Braunau am Inn/OÖ an mehreren Ahornbäumen entdeckt. Dieser wurde vermutlich – wie bei ALB-Befall die häufigste Einschleppungsursache – über befallenes Verpackungsholz aus Asien eingeschleppt. Der glänzend schwarze Käfer erreicht eine Größe von 20–35 mm und besitzt ca. 20 unregelmäßig verteilte weiße Flecken am Körper. Seine Flügeldeckenbasis ist glatt. Auffällig sind die langen, schwarzweißen Fühler, bestehend aus 11 Segmenten, die bei den Männchen eine bis zu 2,5 mal große Körperlänge erreichen.
Eiablagestellen erkennt man als Nagespuren in Form von eingeritzten Taschen in Astverzweigungsstellen bzw. bei jungen Bäumen am Stamm, bevorzugt an dessen Ostseite. In späterer Folge kommt es zu einem Gummi- (Exsudat-)fluss, der Hornissen und Wespen anlockt.
Die Larven des Käfers fressen sich in den Stamm von Laubbäumen und bewirken in einem Zeitraum von 1–2 Jahren deren Absterben. Ihre Entwicklung erstreckt sich über 1–2 Jahre und sie werden bis zu 5 cm lang und 1 cm dick. Keine Beine, dunkle Mundwerkzeuge und ein cremefarbiger Körper mit hellbrauner Stirnplatte sind deren Erkennungsmerkmale. Larvenfraß erkennt man durch grobspäniges Bohrmehl am Stammfuß oder an Rindenschadensstellen. Welkesymptome und schüttere Belaubung oder Blattvergilbung treten oft erst bei starkem Befall und aufgrund des Reifungsfraßes der ausschlüpfenden Käfer an Blättern, Blattstielen und junger Rinde von dünnen Zweigen auf. Ausbohrlöcher des Käfers erkennt man an runden Löchern mit einer Größe von 1–1,5 cm. Der Käfer fliegt von Mai bis Oktober und erreicht seinen Schwärmhöhepunkt im Juli. Als Wirtspflanzen kommen neben fast allen Laubgehölzen auch alle Obstbäume in Frage.
• CLB: Der Citrusbockkäfer Anoplophora chinensis (CLB) ist ebenfalls in Asien beheimatet und auch dort ein gefährlicher Schädling, welcher neben zahlreichen Laubholzarten auch Citruspflanzen und Ziergehölze befällt. Ein erstmaliger Freilandbefall in Europa trat im Jahr 1997 in Italien auf, gefolgt von Frankreich im Jahr 2003. Österreich ist bisher noch verschont geblieben. Bei Pflanzenimporten aus Asien wurde der Schädling bereits in mehreren EU-Mitgliedsstaaten sowie in der Schweiz nachgewiesen.
Der glänzend schwarze Käfer wird ca. 21–37 mm groß und besitzt unregelmäßige helle Flecken auf den Flügeldecken. Seine Flügeldeckenbasis ist gekörnt. Die langen, schwarz-hell gestreiften Fühler erreichen bei den Männchen die zweifache Körpergröße. Ein typisches Unterscheidungsmerkmal des CLB sind die zwei hellen Flecken auf dem Halsschild, welche beim ALB fehlen.
Die Eiablagestellen entdeckt man in Form von 1–2 cm langen, T-förmigen Schlitzen bzw. Trichtern in der Rinde von Wurzelanläufen, oberirdischen Wurzeln und an der Stammbasis.
Die beinlosen Larven sind weiß bis cremefarben mit einer bräunlichen Zeichnung auf dem ersten Brustabschnitt. Sie werden bis zu 6 cm lang und 1 cm dick. Die tief ins Holz hineinragenden Larvengänge führen zu einer Saftstromunterbrechung und zu einer Verminderung der Holzfestigkeit. Die Gänge sind an 1–1,5 cm großen, annähernd runden Ausbohrlöchern zu erkennen, die an der Stammbasis, an Wurzelanläufen und oberflächennahen Wurzeln auftreten. Anfangs werden feine, später grobe Bohrspäne ausgeworfen.
Nach einer Entwicklungsdauer von 1–2 Jahren folgt die Verpuppung, welche 4–6 Wochen andauert, bis zuletzt der Käfer schlüpft. Die Käfer bohren sich aus dem Wurzelbereich, den Wurzelanläufen oder aus der Stammbasis aus und betreiben ihren Reifungsfraß an Blättern, Blattstielen und der Rinde von Zweigen. Welkeerscheinungen in der Baumkrone treten als Folge auf.
Wie der ALB befällt auch der CLB gesunde Laubbäume, die im Verlauf des Befalls zum Absterben gebracht werden können. Trotz dieser Parallelen unterscheiden sich die beiden Anoplophora-Arten im Käferstadium durch die bereits angeführten Körpermerkmale sowie durch den Ort der Eiablage und der Ausbohrlöcher. Während man die Käfer mit freiem Auge voneinander unterscheiden kann, müssen deren Eier und Larven molekularbiologisch bestimmt werden.
Prävention ist die beste Bekämpfung
Beide Schädlinge wurden in der EU als Quarantäneschadorganismus eingestuft. Bei einem Befall bzw. Befallsverdacht muss sofort eine Meldung an den jeweiligen Pflanzenschutzdienst erfolgen. Ein Befall kann nur bei möglichst frühzeitigem Erkennen mit Erfolg bekämpft und ausgerottet werden. Wird dieser nicht rechtzeitig entdeckt und an die Behörden gemeldet, kann das verheerende Folgen mit rasch anwachsenden Befallsgebieten in einem Ausmaß von hunderten Quadratmeter zur Folge haben. Neben umfangreichen Rodungen und aufwändiger gründlicher Vernichtung des gerodeten Materials sind auch langwierige Monitoringphasen einzuhalten, bevor ein Gebiet nach EU-Gesetz wieder als befallsfrei deklariert werden kann.
Um den Befall von Kulturen eindeutig zu erkennen, ist es notwendig, Fachleute hinzuziehen. Hoyer-Tomiczek rät zu einer regelmäßigen, gewissenhaften Kontrolle des Pflanzenbestands im Unternehmen. Diese sollte zweimal pro Jahr durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst durchgeführt werden. Bei importierten Pflanzen und bei Verpackungsholz ist es ratsam, diese präventiv durch visuelle Kontrolle und – wie seit 2009 durch das BFW angeboten – wenn möglich auch mit Hilfe von Käferspürhunden zu untersuchen.
Um eine Betriebsgefährdung auszuschließen, ist zu überdenken, ob Pflanzenimporte aus den Risikoländern wie China, den Niederlanden oder Italien überhaupt notwendig sind. Auch Steingutimporte mit bedenklichem Verpackungsholz aus Asien sollten vermieden und stattdessen nach Alternativen in der landeseigenen Produktion gesucht werden. Dringend anzuraten ist es, sich auch bei EU-Handelspartnern über die Warenherkunft zu informieren.
Augen auf für verdächtige Symptome und sofortige Meldung, appellierte Hoyer-Tomiczek an die Besucher.
Verwechslungsmöglichkeiten mit heimischen Käfern
Großer Pappelbock (Saperda carcharias)
• Merkmale: Reifungsfraß der Käfer an den Blättern; Eiablage an jungen Pappeln an der Stammbasis und in der Krone; Auswurflöcher für Bohrspäne
• Schaden: Plätzefraß zwischen Bast und Splint; später tief ins Holz reichendes Gangsystem
• Larve: gelblichweiß mit braunen Kauzangen, hellbraune Stirnplatte mit starker Körnung
• Wirtspflanze: Pappel, selten Weide
Moschusbock (Aromia moschata)
• Merkmale: Oft vergesellschaftet mit dem Weidenbohrer; Bäume können den Befall lange ertragen
• Schaden: Larve durchzieht den Stamm mit zahlreichen Gängen; Äste mit querovalen Gängen in Längsrichtung
• Larve: bis zu 4 cm lang mit auffallend kleinem Kopf; drei Paar Brustbeine
• Wirtspflanze: Weide, und weitere Weichhölzer wie Pappel oder Erle
Verwechslungsmöglichkeiten mit heimischen Schmetterlingen
Blausieb (Zeuzera pyrina)
• Merkmale: Befällt schwächere Stämme oder Äste; i.d.R. nur eine Larve pro Baum; bis zu 20 cm langer Larvengang
• Schaden: Larve macht Plätzefraß unter der Rinde; später Anlage eines typischen zentralen runden Ganges
• Larve: bis zu 10 cm lang, 16-füßig; Leib wachsgelb mit schwarzen Warzen; dunkelbraune Enden
• Wirtspflanze: fast alle Laubhölzer, führt vor allem im Obstbau und an Straßenbäumen zu Schäden
Weidenbohrer (Cossus cossus)
• Merkmale: Kot und Bohrspäne an der Stammbasis um ein großes Loch; Raupen: typischer Holzessiggeruch; Innenwände der Larvengänge schwarz verfärbt
• Schaden: Larve frisst unter der Rinde und im Stamm; Larvengänge im unteren Stamm über 1 m hoch
• Larve: bis zu 10 cm lang, 16-füßig; erwachsene Larve gelblich-fleischfarben mit rotbraunem Rücken
• Wirtspflanze: Weide und Pappel; Obstbäume, Ulme, Erle, Eiche, Linde, Esche, Buche, Birke, Ahorn