Die Module haben ein Maß von 997 mm mal 1650 mm, eine Stärke von 4 mm und lassen sich mit Standard-Klemmprofilen problemlos befestigen. Sie bestehen aus Einscheibensicherheitsglas (ESG) und bieten in Produktions- und Verkaufsgewächshäusern ein Höchstmaß an Sicherheit, so der Hersteller. Die Photovoltaik-Module sind stabiler als die üblicherweise verwendeten Glasscheiben, erfüllen die Anforderungen an die Schneelast und sind gegenüber Hagel widerstandsfähiger. Beim Einsatz auf beheizten Gewächshäusern wird Schnee zudem sofort abgeschmolzen. Von der Statik her reichen die üblichen Venlo-Gewächshauskonstruktionen, so dass keine Veränderung der Konstruktion erforderlich ist.
Da die Gewächshauskappen bei niedrigem Sonnenstand Schatten werfen, wurde im unteren Bereich der Paneele ein Streifen in der Breite von zwei Sonnenkollektorzellen frei gelassen, um die eingesetzten Kollektoren optimal zu nutzen.
Die Photovoltaik-Module sind derzeit noch etwas teurer als Standardmodule, diese können aber in Gewächshäusern leider nicht verwendet werden.
Erste Betriebe am Netz
Ende Juni gingen die ersten beiden Betriebe am Niederrhein mit diesen neuen, ins Gewächshausdach integrierten Photovoltaik-Modulen ans Netz. So hat der Gartenbaubetrieb Azaleen Kanders, Geldern-Lüllingen/D, die nach Süden gerichtete Dachreihe über dem Kühlhaus mit diesen neuen Paneelen eingedeckt. Dies hat hier zudem den Doppelnutzen, dass durch die Module weniger Sonnenlicht ins Gewächshaus fällt und dadurch die Kühlleistung des Kühlhauses verbessert wird. Zudem ist die Belüftung unter den Modulen gut, wodurch geringere Leistungsverluste auftreten.
Versicherungsfähig
Vorteil ist zudem, dass die Gewächshäuser mit Photovoltaik-Modulen ohne besonderen Aufwand versicherungsfähig sind, so dass beispielsweise die Gartenbauversicherung speziell für Photovoltaik eine Versicherung anbietet und der Gärtner nicht auf eine andere Versicherungsgesellschaft ausweichen muss, was im Schadensfall eventuell zu Problemen zwischen verschiedenen Versicherungsgesellschaften führen könnte.
Amortisation in 12 Jahren
Im Betrieb Kanders wurden 133 Module mit je 190 W installiert, die eine maximale Leistung von rund 25,5 kW haben. Neben den Photovoltaik-Modulen mussten für den Betrieb lediglich noch Wechselrichter und ein Stromzähler installiert werden. Bei der für ihn noch geltenden Einspeisevergütung hat Stefan Kanders eine Amortisation von 12 Jahren berechnet. Bereits vor 12 Jahren hatte Kanders ein Angebot bekommen und war damals ebenfalls auf eine Amortisationsdauer von 12 Jahren gekommen. Doch ist mit dem jetzigen System eine elegante Lösung gefunden: Scheibe raus, Modul rein, so Kanders. Die Module müssen dann lediglich untereinander und mit den Wechselrichtern verkabelt werden und können sofort loslegen, Strom zu produzieren.
Derzeit ist noch unklar, wie die Einspeisevergütung bei Anlagen, die nach dem 1. Juli installiert werden, genau aussehen soll. Doch sollen dann Anlagen, deren Strom zu einem Großteil selber genutzt wird, stärker gefördert werden, als Strom der überwiegend ins Netz eingespeist wird.
Aus der Praxis
Ebenfalls im Gartenbaubetrieb Artz, Lüllingen/D, der schwerpunktmäßig Beet- und Balkonpflanzen produziert, wurden die Module in bestehende Venlohäuser eingesetzt. Hier wurde die nach Süden gewandte Dachfläche der Ladehalle mit Photovoltaikmodulen eingedeckt sowie zu Versuchszwecken ein Teil eines Produktionsgewächshauses im Verhältnis 1:4, also in weniger als 25 %, der nach Süden gerichteten Dachfläche.
Wegen des vorhandenen Anschlusses musste die Anlage unter 30 kW bleiben. Ansonsten hätte eventuell ein neuer Trafo gebaut werden müssen. Sollte die Produktion im Gewächshaus mit den Photovoltaik-Modulen positiv laufen, verfügt der Gartenbaubetrieb über eine gesamte Kulturfläche von 2,5 ha, von der die nach Süden gerichtete Dachfläche später eventuell nachgerüstet werden könnte.
Keine Ertragsminderung
Erfahrungen aus dem Gartenbaubetrieb Rodenbröker aus Paderborn/D lassen aber erwarten, dass eine Produktion ohne größere Ertragsminderung möglich sein sollte, wenn der Anteil an Paneelen unter 25 % auf der nach Süden gerichteten Seite bleibt. Der Gartenbaubetrieb Rodenbröker hatte 2007 einen Gewächshausneubau mit Solarpaneelen ausgerüstet. Bei diesem Projekt war jedoch die Gewächshauskonstruktion auf die Photovoltaik-Module ausgerichtet. Der Gartenbau- betrieb produziert Gurken und konnte keine Auswirkung auf den Ertrag feststellen. Die niederländische Aussage, dass 1 % weniger Licht 1 % weniger Ertrag bedeutet, stammt noch aus einer Zeit, als die niederländischen Gewächshäuser aus massiven Holzkonstruktionen bestanden, die mit der heutigen Bauweise nicht vergleichbar sind. Die neuen Module bieten eine interessante Lösung für Betriebe, die nicht so viel Licht benötigen.