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Diagnosen richtig erstellen

Ein Artikel von Gisela Westermeier, Prof. Dr. Wolfgang Gerlach | 04.06.2010 - 10:07
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An Stauden wie Polygonatum, Lysimachia oder Geranium können besonders im Frühsommer massive Fraßschäden auftreten, die aussehen, als wäre ein Heer von Schnecken über die Blätter hergefallen. Allerdings fehlen die bei Schnecken typischen Schleimspuren und Kotreste an den Pflanzen. Auf den Blattunterseiten sind aber zahlreiche raupenartige Tiere zu finden. Es handelt sich dabei um die Larven von Blattwespen, so genannte Afterraupen.

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Erkennungsmerkmale
Die Blattwespenlarven unterscheiden sich von den Schmetterlingsraupen durch die Anzahl der Bauchbeinpaare. Afterraupen haben nach den Brustbeinpaaren nur ein beinfreies Bauchsegment und danach sechs bis acht Bauchfußpaare. Schmetterlingsraupen dagegen sind an mehreren beinfreien Segmenten im Bauchbereich und nur zwei bis vier Bauchbeinpaaren zu erkennen. Die Unterscheidung der beiden ähnlich aussehenden Larven ist für die Bekämpfung der Schädlinge entscheidend. Bei den meisten Blattwespen überdauern die Larven den Winter in einem Kokon im Boden. Nach der Verpuppung im Frühjahr schlüpfen die erwachsenen Blattwespen je nach Witterung im Mai oder Juni. Die Blattwespen haben vier durchsichtige Flügel und sehen auf den ersten Blick eher Stubenfliegen ähnlich. Vor allem fehlt die typische Wespentaille, Brust und Hinterleib sind breit verbunden. Die unscheinbaren Insekten, die in etwa so groß sind wie Fliegen, legen ihre Eier in Gruppen auf den Blattunterseiten bestimmter Pflanzengattungen ab. Aus diesen Eiern entwi­ckeln sich die äußerst gefräßigen Afterraupen. Sie können die Pflanzen innerhalb weniger Tage völlig kahl fressen. Ende Juni bis Anfang Juli verkriechen sich die ausgewachsenen Larven im Boden. Die Blattwespen bilden pro Jahr nur eine Generation.

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Bekämpfungsmethoden
Da die erwachsenen Blattwespen sehr unscheinbar und kaum auf den Pflanzen vorzufinden sind, muss sich die Bekämpfung auf die Larven konzentrieren. Gefährdete Arten sollten im Frühjahr ab Mai regelmäßig auf Eigelege und Raupen kontrolliert werden. Dabei ist es wichtig, auch auf Blattunterseiten zu schauen, da sich vor allem bei Sonnenschein die Afterraupen gerne dort aufhalten. Bereits bei beginnendem Befall sollten schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um größere Fraßschäden zu vermeiden. Wichtig für die Auswahl des geeigneten Mittels ist die eindeutige Zuordnung der Raupen zu den Schmetterlingsraupen oder Blattwes­penlarven anhand der Anzahl der Bauchbeinpaare. Bacillus thuringiensis-Präparate, die gegen Schmetterlingsraupen eine gute Wirkung zeigen, sind nämlich gegen Afterraupen nicht wirksam. Andere Insektizide gegen Schmetterlingsraupen können auch bei Befall mit Blattwes­penlarven erfolgreich eingesetzt werden. Derzeit stehen unter anderem die Präparate Dimilin 80 WG (Diflubenzuron), Spruzit Neu (Pyrethrine + Rapsöl), Conserve oder SpinTor (Spinosad) und Karate Zeon (lambda-Cyhalothrin) zur Verfügung. Die aktuelle Zulassung sollte vor der Anwendung bei den zuständigen Stellen abgefragt werden.
Gisela Westermeier
Prof. Dr. Wolfgang Gerlach

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