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Sanierung kann sinnvoll sein

Ein Artikel von DI Ralf Ludewig | 19.03.2009 - 13:57
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Häufige Frage
Was aber, wenn ein Neubau nicht in Frage kommt? Viele Gartenbaubetriebe sind technisch veraltet und schon lange nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Eigentlich sollte ein Neubau her. Aber häufig fehlen zwei Dinge: Kapital und vor allem ein geeigneter Betriebsnachfolger. Der Betrieb allerdings ernährt den Unternehmer und seine Familie. Nur bis zur Rente sind es eben noch zehn Jahre. Was also tun, wenn Gewächshäuser im Betrieb stehen, deren Kitt-Verglasung von Jahr zu Jahr schadhafter wird und die Heizkosten in immer neue Höhen steigen? In einem solchen Fall sollte über eine Sanierung der Dacheinde­ckung nachgedacht werden.

Sinn und Unsinn
Möglich wäre natürlich die komp­lette Umrüstung des Daches auf ein kittloses Aluminium-Sprossensystem. In Verbindung mit Stegdoppel- oder Stegdreifachplatten könnte eine respektable Energieeinsparung erzielt werden. Demgegenüber stehen allerdings die enormen Kosten für diese Maßnahme. Ein Quadratmeterpreis von 70–80 Euro überschreitet das vertretbare Maß, da durch eine derart hohe Investition veraltete Gewächshäuser, die auch in Bezug auf Arbeitswirtschaft, Platzausnutzung und Automatisierbarkeit nicht mehr zeitgemäß sind, über viele Jahre hinweg in den Betrieb "zementiert" werden würden. Wer solche Kosten auf sich nehmen will, der sollte ein neues, gut isoliertes Foliengewächshaus bauen.

Dachsanierung mit Spezialsprosse
Für eine kostengünstigere Dachumrüstung von Stahlgewächshäusern auf kittlose Einfachverglasung bietet die süddeutsche Gewächshausbaufirma Kräss GlasCon, Pfaffenhofen/D, die sogenannte KS-Sprosse an. Ein Gewächshaus mit intakter Stahlkonstruktion und funktionierender Lüftung kann aus wirtschaftlicher Sicht in Einzelfällen erhaltenswert sein, obwohl die Verkittung undicht und die Glasscheiben nicht mehr ausrei-chend sturmsicher mit der Sprosse verbunden sind. Das KS- System bietet die Möglichkeit einer kompletten Dachsanierung des Gewächshauses, bei dem die gesamte Unterkonstruktion erhalten bleiben kann.

Mit Hilfe der Umrüstung wird auch die Lüftung mit der Aluminium-Sprosse, wie das feste Dach ohne Demontage und Erneuerung der Lüftungsrahmen oder Änderungen an den Lüftungsantrieben, umgebaut. Bei diesem Verfahren wird die neue Alu-Sprosse nicht mehr mechanisch gesichert, sondern wird durch Verkleben mit einem Hochleistungskleber aus der Fahrzeugindustrie zeitsparend auf der vorhandenen Konstruktion befestigt. Die Kosten für eine solche Umrüstung belaufen sich auf ca. 35 €/m², allerdings ohne die notwendige Demontage der alten Glashaut.

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Umrüstung auf Folienbedachung
Darüberhinaus gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, Gewächshäuser mit vertretbarem finanziellem Aufwand zu verändern und trotzdem große Mengen an Energie einzusparen. Hier bietet sich vor allem der Einsatz von Folien an. Eine Möglichkeit ist das Bespannen der Dachfläche mit Luftpolsterfolie. Diese mehrlagige Folie mit dazwischenliegenden, kreisförmigen Luftpolstern wird in zwei Meter breiten Bahnen mit beidseitig angeschweißtem Kederprofil geliefert. Die Glashaut sowie die alten Stahlsprossen werden entfernt und entsorgt. Stattdessen werden Klemmprofile angebracht, in welche die Folienbahnen anschließend eingezogen werden. Auf diese Art der Umdeckung hat sich die Firma Thermo-System-Krötz, Alfdorf-Pfahlbronn/D, spezialisiert und gewährt eine Vollgarantie von fünf Jahren auf die verwendete Folie.
Die Haltbarkeit in der Praxis ist aber deutlich länger. Der Wärmedurchgangskoeffizient dieser Folie beträgt lediglich 3,3 [W/m²K]. Im Vergleich dazu: Der von Einfachglas liegt bei 7,2. Durch die eingezogenen Noppen wird das einfallende Licht gestreut, was eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung des Kulturraumes gewährleistet.

Aufblasbare Doppelfolie
Eine weitere Möglichkeit ist die Umrüstung des Daches auf aufblasbare Doppelfolie. Dies stellt wohl die preiswerteste Möglichkeit einer Umrüstung dar. Auch hier werden zuvor Glas und Sprossen entfernt. Die verbleibende Unterkonstruktion ist mit weißen Schaumstoffstreifen abzukleben, wodurch zum einen Beschädigungen der Folie vermieden werden und zum anderen verhindert wird, dass sich dunkle Konstruktionsteile stark erhitzen, wodurch die Weichmacher an diesen Stellen aus der Folie entweichen könnten. Befestigt wird die Folie mit einem Rahmen aus geeigneten Klemmprofilen, die auf den Außenrändern des Daches verschraubt werden.
Ein kleines Gebläse, der Blower, welcher Außenluft ansaugt, sorgt für den notwendigen Druck zwischen den Folienschichten. Es ist darauf zu achten, dass auf der Innenseite eine Anti-Tau-Folie zum Einsatz kommt, um einen Tropfenfall in den Kulturraum zu verhindern. Bei Einsatz einer UV-5 Folie als Außenfolie kann in der Praxis mit einer Haltbarkeit von fünf bis sieben Jahren gerechnet werden. Mit einer Investition von 15–25 €/m² können mit dieser Maßnahme bis zu 40 % Energie eingespart werden. Darüberhinaus sorgt die geringe Anzahl verbleibender Konstruktionsteile für eine erhöhte Lichtdurchlässigkeit und damit bessere Kulturerfolge. Spezialist für diese Aufgabe ist der Foliengewächshaus-bauer Götsch & Fälschle, Alerheim/D.

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Was ist sonst noch zu beachten?
Zu berücksichtigen ist, dass in jedem Fall die Dachlüftung auch auf einen isolierenden Werkstoff umgerüstet werden muss, da es an einer verbleibenden, kalten Glasfläche zu enormer Kondensation und damit Tropfenfall käme. Sollte eine Umrüs­tung der Lüftungsklappen mit Folie nicht möglich sein, empfiehlt sich die Umdeckung mit Stegdoppelplatten.
Ferner muss der Kultivateur davon ausgehen, dass die Luftfeuchte im Kulturraum aufgrund der höheren Dichtigkeit ansteigen wird. Anti-Drop-Additive, die auf der Folieninnenseite aufgebracht werden, vermindern Oberflächenspannung und sorgen für eine Kondensation in Form eines Wasserfilms, welcher die Lichtdurchlässigkeit kaum beeinträchtigt. Da allerdings die Haltbarkeit dieser Mittel auf ca. zwei Jahre beschränkt ist, muss die Beschichtung regelmäßig erneuert werden.

Fazit:
Die Sanierung der Gewächshaushülle mit Folien bedeutet gegenüber einer Neueinde­ckung mit Glas und Aluminiumsprossensys­tem eine deutliche Kostenersparnis. Darüberhinaus können Energieeinsparungen von bis zu 40 % erzielt werden und die Einstrahlung wird deutlich erhöht. Dies bedeutet bessere Pflanzenqualität und kürzere Kulturzeiten.