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Ernährungsstörungen an Erdbeeren

Ein Artikel von DI Katharina Anneser für die Forschungsanstalt für Gartenbau, FH Weihenstephan | 17.04.2008 - 14:32
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Erdbeeren werden schon lange nicht mehr ausschließlich auf dem Feld kultiviert, sondern zunehmend auch in Substratkultur. Bei allen arbeitswirtschaftlichen und kulturtechnischen Vorteilen dieser Methodeeine exakte und gezielte Nährstoffzufuhr ist dann aufgrund des beengteren Wurzelraums besonders wichtig. Somit erhöht sich auch das Risiko einer Ernährungsstörung. Tritt ein solcher Fall ein, können die nachfolgend beschriebenen Symptome die Diagnose erleichtern.

Stickstoffmangel
Die Pflanzen wuchsen deutlich schwächer und waren insgesamt hellgrün. Mittlere Blätter waren von der Aufhellung zunächst am stärksten betroffen, später wurden vor allem ältere Blätter flächig gelbgrün und entwickelten rote bis rotorange Verfärbungen. Alle Blätter blieben kleiner als bei normal ernährten Pflanzen.
Die Früchte waren ebenfalls sehr klein, ihre Kelchblätter verfärbten sich rot bis rotviolett.

Phosphatmangel
Das Wachstum war stark vermindert und die Pflanzen bildeten kaum Ausläufer. Das Laub nahm eine dunkelbis schmutziggrüne Farbe an. An den ältesten Blättern entstanden nach leichten Interkostalchlorosen von der Blattspitze in Richtung Blattgrund wandernde, flächige, scharf begrenzte Nekrosen. Sie waren zunächst dunkelbraun, länger abgestorbenes Gewebe wurde hellbraun. Schließlich starb das ganze Blatt ab.

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Kalimangel
Beginnend an alten, später auch an mittleren Blättern traten Nekrosen auf, die sich vom Blattgrund entlang der Mittelrippe und der Hauptadern ausbreiteten. Sie waren zunächst schwarzbraun und meist unscharf begrenzt. Länger abgestorbenes Gewebe färbte sich hellbraun. Teilweise gingen den Nekrosen rote Verfärbungen voraus.

Auch an den Blattstielen entstanden violettbis schwarzbraune fleckige Verfärbungen und Nekrosen. Die ältesten Blätter wurden im Verlauf flächig nekrotisch und starben ab. Dass die Nekrosen vor allem Blattgrund und Adern betreffen, ist für Kalimangel eher ungewöhnlich. An manchen Blättern entwickelten sich jedoch auch typische Schadsymptome. In diesem Fall traten am Blattrand beginnende rotbraune, wellenförmige Nekrosen auf. Anschließend erschienen in den Interkostalfeldern feine schwarzbraune Tüpfel, die später rotbraun wurden und mit den Randnekrosen zusammenwuchsen. In den Interkostalfeldern waren zum Teil auch leichte Chlorosen zu erkennen.

Eisenmangel
Bei einer Unterversorgung mit Eisen kam es zur Ausprägung der für diese Ernährungsstörung so charakteristischen Interkostalchlorosen an jungen Blättern. Am stärksten war das Symptom an gerade ausgewachsenen Blättern. Auch feinste Blattadern blieben grün, selbst wenn das angrenzende Gewebe schon hellgelb chlorotisch war.

Kupfermangel
Ein Mangel an Kupfer bewirkte eine Wuchshemmung, die jedoch erst später offensichtlich wurde als bei Stickstoffoder Phosphatmangel. Das Laub war dunkeloder stumpfgrün.

B-Mangel
Das Wachstum war gegen Kulturende deutlich vermindert, ähnlich wie bei Kupfermangel. Die Pflanzen bildeten nur wenige, dünne Ausläufer. Weitere für Bormangel typische Auswirkungen wie Deformation von jungen Blättern und Früchten waren nicht zu beobachten.

Bei einer starken Überversorgung mit Stickstoff kam es zu Wuchsdepressionen. Das Laub der gesamten Pflanze war dunkelgrün und auffällig klein. Der Rand jüngerer Blätter war zum Teil nach oben gebogen, ähnlich wie bei Natriumbelastung. Weitere Schäden wie Chlorosen oder Nekrosen traten nicht auf.

Ein Überschuss an Bor äußerte sich früh und in sehr deutlichen Symptomen. Das Gewebe zwischen den Blattadern wölbte sich nach oben. Bei älteren Blättern entstanden am Blattrand, aber auch in den Interkostalfeldern, violettbraune oder rote, unscharf begrenzte Verfärbungen. Diese entwickelten sich schnell zu Nekrosen weiter und wuchsen zu größeren Flächen zusammen. Länger abgestorbenes Gewebe im Zentrum der Nekrosen bzw. an den Blattzähnen färbte sich rotbraun. Zum Teil waren die abgestorbenen Stellen von einem violetten oder roten Saum und Chlorosen umgeben. An ältesten Blättern traten eher saumartige Randnekrosen auf.

Na-Belastung
Neben einer leichten Wuchshemmung wies das Laub eine stumpf-dunkelgrüne Farbe auf. Die Ränder mittelalter bis junger Blätter bogen sich nach oben, so dass das Blatt schalenartig aussah.

Cl-Belastung
Unter dem Einfluss hoher Chloridmengen kam es zu einer stärkeren Wuchsminderung als bei Natriumbelastung. Weitere Symptome traten frühzeitig und deutlich auf. Die ältesten Blätter starben vollständig ab, an alten Blättern erschienen scharf begrenzte, rotbraune, gleichmäßige Randnekrosen, die an der Blattspitze am stärksten ausgeprägt waren. Teilweise waren leichte, vom Blattrand in die Interkostalfelder reichende Chlorosen sichtbar.
Später verschwamm die scharfe Begrenzung der Nekrosen teilweise, ihre Farbe tendierte eher zu einem hellen Braun. Sie breiteten sich flächig in Richtung Blattgrund aus. Das nekrotische Gewebe kräuselte sich stark nach oben. An den ältesten noch lebenden Blättern wurden zusätzlich die Adern und das daran angrenzende Gewebe chlorotisch, die Interkostalfelder blieben grün.

Nicht aufgetretene Ernährungsstörungen
Ohne Molybdändüngung entwickelten sich die Pflanzen normal. Die fehlende Zufuhr von Magnesium, Mangan oder Zink beeinträchtigte die Kultur ebenfalls nicht. In dem verwendeten Torf waren jedoch geringe Mengen dieser Nährelemente
enthalten. Eventuell reichten sie bereits aus, um den Bedarf der Pflanzen zu decken, oder die Erdbeerpflanze ist gegenüber diesen Ernährungsstörungen als unempfindlich einzustufen.

Bei einer um das 50-fache erhöhten Manganoder Zinkzufuhr kam es nicht zu nennenswerten Symptomen. Gelegentlich trat schwacher induzierter Eisenmangel (Interkostalchlorosen an jüngeren Blättern) auf. Auch eine Düngung mit extrem hohen Phosphatmengen schädigte die Pflanzen, abgesehen von einer leichten Wuchsminderung zum Kulturende, nicht.

Wir danken der Firma Hege für die kostenlose Bereitstellung der Jungpflanzen.