Begehrtes Plexiglas
Wir fuhren zu seinem Hersteller, der Evonik Röhm GmbH ins deutsche Darmstadt. Michael Haußmann, ein „alter Hase“ in Sachen Plexiglas, empfing uns hier und beantwortete unsere Fragen. Einfach war der Termin bei ihm nicht zu bekommen. Denn er begleitet einen Job, um den ihn auf einer Seite auch viele beneiden könnten: Weltenbummler in Sachen Plexiglas. Im weltweiten Gartenbau ist dieses Material zur Gewächshauseindeckung heute der absolute Renner und überall in der Welt ist Michael Haußmann darum ein begehrter Berater im Vorfeld von entsprechenden Neubau-, Erweiterungs- oder Umbauprojekten.
Mehr als 26 Jahre Erfahrung
Seine Erfahrung zählt, denn schließlich betreut der diplomierte Gartenbau-Ingenieur bereits seit 1981 die Plexiglas-Sparte für den Gartenbau, damals noch bei der Röhm GmbH und ist somit gleichzeitig als Pionier und ausgewiesener Fachmann hierfür zu bezeichnen. Nicht nur in Europa, sondern auch weltweit, kennt er fast alle mit diesem Material gedeckten Gewächshäuser und hat die meisten internationalen Großprojekte eben auch selbst von Anfang an betreut.
Obwohl es weltweit noch weitere Hersteller von ähnlich aussehenden Materialien gibt, wie er auf unsere Frage bestätigte, stellt keiner von diesen ein Material in so hoher Qualität und speziell auf die Gewächshauseindeckung optimiert her. Auch alle dafür wichtigen Patente liegen hier in Darmstadt. Und inzwischen sind es dafür nicht wenige. Hier wurde im Jahre 1968 übrigens auch die erste Doppelstegplatte aus PLEXIGLAS entwickelt.
Material der Zukunft
Auch die Erfindung von Plexiglas selbst war ein Zufall: Eigentlich wollte Dr. Otto Röhm eine Dichtungsmasse entwickeln. Heraus kam ein Kunststoff als Polymerisationsprodukt der Acrylsäure Polymethylmetacrylat (PMMA), welcher im Jahre 1933 seine glänzende Karriere als PLEXIGLAS begann.
Seit über siebzig Jahren wurde es für den Markt ständig weiterentwickelt. Forscher, Entwickler und Kundenberater arbeiten auch heute noch kontinuierlich daran, dass das Hightech-Produkt den Anforderungen globaler Märkte noch mehr gerecht wird. Darum steht PLEXIGLAS derzeit auch ein explosionsartiger Siegeszug im Gartenbau bevor.
Vorteile gegenüber Glas
Grund dafür sind mehrere Vorteile, die Glas nicht aufzuweisen hat: Bei hoher oder höherer Lichtdurchlässigkeit gegenüber Glas, Hagelsicherheit und voller UV-Durchlässigkeit ist Kondenswasserbildung unmöglich. Außerdem ist in normal staubbelasteten Regionen keine Reinigung notwendig. Allerdings sind diese Eigenschaften nicht bei allen Plexiglas-Produkten pauschal gleich vorhanden.
„Historischer“ Beweis
Dass die Lichtdurchlässigleit von PLEXIGLAS sogar viel länger als über den garantierten Zeitraum nicht abnimmt, beweist Michael Haußmann auf unserem Porträtfoto. In seiner Hand hält er ein Stück Doppelstegplatte, welche auf dem ersten im Jahre 1969 damit errichteten Gewächshaus bei dem deutschen Gemüsegärtner Rolf Zapf im praktischen Einsatz war. Man glaubt es kaum, dass 26 Jahre Bewitterung heute die Struktur des Hemdes von Michael Haußmann glasklar durchscheinen lassen.
Von NoDrop zu Alltop
Ein Jahr später errichtete übrigens der designierte deutsche Gärtnerpräsident Karl Zwermann sein erstes Gewächshaus mit SDP und konnte damit die Produktqualität seiner Begonien sofort sprunghaft steigern. Dies verdankt er der UV-Durchlässigkeit der im ersten Bauabschnitt damals zunächst erhältlichen NoDrop SDP (einseitige wasserspreitende Beschichtung), wobei der zweite Neubauabschnitt mit der aktuellen Weiterentwicklung Alltop DSP ausgeführt wurde.
Beide Produkte lassen das UV-Licht im gesamten Spektrum uneingeschränkt hindurch. Durch diesen wichtigen und praktischen Effekt ist PLEXIGLAS ALLTOP SDP übrigens auch das optimale Eindeckungsmaterial für Unterglas-Gemüseproduzenten, welche damit den vollen und natürlichen Fruchtgeschmack ihrer Produkte erreichen können.
Alltop oder Resist?
Nun stellt sich auch gleich die Frage nach dem konkreten Unterschied beider heute für den Gartenbau produzierter Produkte. Während ALLTOP also ganz auf hohe Lichtdurchlässigkeit optimiert ist (eben auch einschließlich des gesamten UV-Bereichs), zeichnet sich RESIST durch Hagelsicherheit aus, die soweit geht, dass der Hersteller über zehn Jahre durch Hagel beschädigte Platten ersetzt. Die hierfür notwendigen speziellen Zusatzstoffe verhindern aber eben leider die UV-Durchlässigkeit.
Die ALLTOP SDP besitzt heute, im Gegensatz zur früheren NoDrop SDP übrigens eine vollständige Beschichtung (auch in den Kammern), eine sogenannte „wasserspreitende Ausrüstung“, die die Tropfenbildung auf beiden Seiten und Kondensatbildung in den Kammern unter allen Bedingungen verhindert. Auch dadurch sehen mit PLEXIGLAS Stegplatten gedeckte Gewächshäuser auch nach vielen Jahren noch nahezu so aus wie am ersten Tag. Kostenintensives Reinigen entfällt hier weitgehend.
Immense Energiekostenersparnis
Wo hohe Lichteinstrahlung ins Gewächshaus kommt, braucht weniger zugeheizt zu werden. Durch das mit PLEXIGLAS jetzt auch etwas diffusere Licht verbrennen die Pflanzen außerdem nicht mehr so schnell. Die Schattierung kann darum später zugezogen werden, wodurch neben mehr Wärme aus Sonnenlicht zusätzlich der Pflanzenwuchs ganz deutlich kompakter und damit für den Verbraucher schöner wird.
Doch nicht nur diese Eigenschaft vermindert die Energiekosten von PLEXIGLAS-Gewächshäusern bis zu 55 %. Energiesparend wirken sich auch die neuen konstruktiven Möglichkeiten mit diesem Material aus. Bei durchgehender Bahnenlänge einer Platte von maximal 12 Metern können nicht nur die Dächer aller Haustypen, sondern auch hohe Stehwände ohne verlustbehaftete Stöße gedeckt werden.
Für nordische und die Alpenländer hat diese Tatsache noch den zusätzlichen Vorteil, dass Schnee problemlos vom Dach rutscht und durch die hohe Lichtausbeute die Assimilationsbelichtung weniger eingeschaltet werden muss. Für Produzenten von tropischen, wärmeliebenden Pflanzen ist u. U. die Stegvierfachplatte RESIST S4P mit ihrer noch höheren Wärmedämmung bei difusser Lichtdurchlässigkeit die absolut geeignete.
Lieferung zugeschnitten
Der Hersteller bietet übrigens an, alle Plexiglasplatten nach Liste zugeschnitten auf die Baustelle des Kunden zu liefern. Die Plattenbreite beträgt bei 8 mm starken Platten jeweils 1200 mm, bei 16 mm starken Platten jeweils 980 mm.Für die Umdeckung bestehender Anlagen von Glas auf Plexiglas stehen vielfältige Aluminiumprofile mit Gummidichtungen für alle konstruktiven Gegebenheiten zur Verfügung, so dass ein Wechsel problemlos vonstatten gehen kann.
Bei Neubauten können die Unterkonstruktionen durch das wesentlich geringere Quadratmetergewicht gegenüber Glas schlanker gehalten werden. Dadurch lässt sich die Lichteinstrahlung nochmals verbessern.
Flexibel
SDP lassen sich auch kalt biegen,in Ländern auf dem amerikanischen Kontinent häufiger verbreitet sind sogenannte Tunnelgewächshäuser. Auch hier kann Plexiglas zur Eindeckung verwendet werden, wie unser Foto von dort verdeutlicht. Die 8 mm starke RESIST SDP lässt sich bis zu einem Radius von 1200 mm (also Durchmesser von 2400 mm) bei der Montage auf dem Dach problemlos kalt einbiegen.
Bei der 16 mm starken RESIST SDP beträgt der Radius 2400 mm. Für öffentliche Bereiche in deutschen Gartencentern sind beschriebene Plexiglas-Doppelstegplatten wegen ihres Brandverhaltens allerdings nicht zugelassen. Da hier auch geringere Anforderungen an die Lichtdurchlässigkeit gestellt werden, kämen nur Doppelstegplatten aus anderen Kunststoffen in Betracht.
Produkt für die Zukunft
Weltweit überdecken heute mit PLEXIGLAS Stegplatten gedeckte Gewächshäuser etwa 700 ha. Aufgrund der vielfältigen, eigentlich fast nur positiven Eigenschaften dieses Materials und ausgezeichneter Erfahrungen von Gärtnern, die es bereits im Einsatz haben, ist es schwer verständlich, dass große Produktionsanlagen auch heute immer noch mit Glas gedeckt oder umgedeckt werden.
Das moderne PLEXIGLAS stellt nämlich einen wertvollen Beitrag auf dem Weg zu einem schonenden Umgang mit Ressourcen dar. Es trägt aber nicht nur dazu bei, Energie einzusparen und damit den CO2-Ausstoß zu minimieren. Auch die optische und innere Qualität von unter PLEXIGLAS produzierten Zierpflanzen und Gemüse erhöht sich, was der Kundenzufriedenheit zugute kommt.
Energiebilanz
Generell benötigen beide Produkte – Glas wie Kunststoff – für ihre Herstellung sehr viel Energie. Für ein modernes Produkt wie Plexiglas eigentlich ein Widerspruch, da es als das modernere Erzeugnis für sich in Anspruch nehmen sollte, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Spätestens aber, wenn man den Aufwand bei der Produktion von Plexiglas jedoch in eine Relation zur Lebensdauer setzt, wird klar, dass es ein nachhaltiges Produkt ist und darum bei der Produktion und Verwendung sehr wohl zum Klimaschutz beiträgt. Außerdem lässt sich Plexiglas ebenso recyceln wie Glas. Aus gebrauchtem Plexiglas wird also wieder neues Plexiglas.