Ursprünglich begann alles mit einigen Urlaubsreisen des Baumschulmeisters nach Neuseeland.
Wie es bei uns Gärtnern eben oft ist, sieht man dabei vieles seine Branche Betreffende mit anderen Augen als „normale" Touristen und dabei inspiriert es einen Fachmann auch manchmal, gärtnerisches Neuland zu betreten.
Im Schatten realisierbar
Vor fünfzehn Jahren reizte es Kleo Montforts, hier in Mitteleuropa zu testen, inwieweit man solche Baumfarne akklimatisieren und weiterkultivieren kann. Ein schattiger Garten und die nötige Fachkenntnis ließen diese Idee, damals noch ohne kommerziellen Hintergrund, als realisierbar erscheinen.
Durch Erfolge ermutigt, baute er sich im Rahmen mehrerer Urlaubsreisen zu Hause eine Sammlung neuseeländischer und australischer Baumfarne auf. Bestärkt wurde er zum Weitermachen auch, indem er feststellte, dass er für die Kultur und Überwinterung eigentlich nur wenig Energie brauche und die warmen Sommermonate zur Bewurzelung und zum Austrieb völlig ausreichend sind. Im Verlauf von zehn Jahren sammelte er mit den verschiedensten Arten reichlich Erfahrungen. Schließlich verdichtete sich die Erkenntnis, dass es auf dem Markt, besonders im Bereich Kübelpflanzen und Dekorationspflanzen, Bedarf gab.
Zehn geeignete Arten
Zum Anfangen ermutigt hat ihn auch die Tatsache, dass eine professionelle Kultur davon in größerem Umfang in Deutschland noch nicht existierte. Allerdings hätte es ihn auch verwundert, wenn er beim Blick über die holländische Grenze nicht schon spätere Mitbewerber ausgemacht hätte. Aus seinem Sortiment wählte er nun unter Berücksichtigung gesammelter Erfahrungen zehn geeignete Arten aus. Dazu gehören verschiedene Cyathea- und Dicksonia-Arten sowie Blechnum und Pneumatopteris.
Als „Unkraut“ nach Europa
Jedes Jahr im Mai treffen die unbewurzelten Farne aus Australien bzw. der südlich vorgelagerten Insel Tasmanien und Neuseeland kommend, im KühlContainer gestapelt, bei Montforts ein. Wer nun meint, durch die Entnahme am Standort erfolgt eine Zerstörung der dortigen Vorkommen und Habitate, irrt. Montforts lässt sie ausschließlich aus künstlich, zur Holzerzeugung angelegten Kiefernbzw. Eukalyptusplantagen entnehmen, wo sie sich nach der Aufforstung in Unmengen wild als Unterholz entwickeln. Beim späteren Durchforsten des Unterholzes werden sie sowieso entfernt. In diesen Ländern gibt es andererseits keine selektive, nachhaltige Holzwirtschaft, wie wir sie aus Europa kennen. Die Devise heißt dort: Komplette Flächen aufforsten und auch nach Zeiträumen wieder komplett roden. Aus vorhandenen Ökosystemen werden generell keine Baumfarne entnommen.
Vier Monate Kulturdauer
Um die Stämme exportieren zu dürfen, müssen sie vor dem Einstapeln noch phytosanitär gegen eventuelle pilzliche und tierische Schädlinge behandelt werden. Wedel und Wurzeln wurden bereits bei der Entnahme entfernt. Der Transport auf dem Seeweg bis zu uns dauert etwa sechs Wochen. In dieser Zeit benötigen die feucht eingestapelten Stämme kein Wasser, da sie keine Blätter haben und nur wenig assimilieren.
Das Wasser wird bei den Baumfarnen eigentlich generell über viele kleine Wurzeln am Stamm aufgenommen. Deshalb sollte man auch in Kultur immer Wasser in den oberen Vegetationspunkt gießen, welches dann am Stamm abfließen kann. Die neuen Basalwurzeln, deren Entwicklung bereits nach dem Eintopfen zügig beginnt, dienen größtenteils nur der Verankerung der Pflanze. In zwei bis vier Monaten ist ein Gefäß nach dem Eintopfen wieder völlig durchwurzelt. Kühl und schattig aufgestellt, beginnt nach wenigen Wochen auch der Austrieb neuer Wedel.
Verkauf an andere Gartenbaubetriebe
Doch bei weitem nicht alle importierten Stämme nimmt Montforts wieder selbst in Kultur. Etwa zwei Drittel davon werden sofort an Gartenbaubetriebe für die Weiterkultur verkauft.
Solche Exemplare oder auch ausgetriebene mit Wurzel und Wedeln bis vier Meter, lassen sich bei frostfreiem bzw. nicht zu heißem Wetter, also fast ganzjährig in Noppenfolie verpackt, auch einzeln versenden. Sie werden nach Stammhöhe klassifiziert, wobei die einzelnen Größengruppen um 30 cm gestaffelt sind. Natürlich können in diesen Größen auch eingetopfte, voll ausgetriebene Baumfarne geliefert werden. Der Höhenzuwachs des Stammes beträgt in unseren Breiten pro Jahr etwa 3-5 cm. Die Wedel bleiben unter natürlichen Bedingungen zwei Jahre am Stamm. Einjährige Wedel stehen dabei trichterförmig nach oben, während sich zweijährige waagerecht neigen.
Generell vertragen Baumfarne keine anhaltende Trockenheit. Selbst ein kurzes Austrocknen kann schon zum Verlust von Wedeln führen. Ein regelmäßiges, möglichst automatisiertes Besprühen bzw. eine Tröpfchenbewässerung von oben, mit weichem Wasser, möglichst mit Regenwasser, ist am geeignetsten. Bei ausgetriebenen Exemplaren kann und sollte hierbei auch regelmäßig eine schwache Düngerlösung beigemischt werden.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Verwendung ist nicht ausschließlich ein schattiger Platz. Ein Standort mit entsprechend höherer Luftfeuchtigkeit oder die Möglichkeit eines regelmäßigen Sprühnebels lässt auch eine weniger schattige Aufstellung zu. Die Temperaturen sollten trotz allem nicht allzu tropisch sein. Die optimale Überwinterungstemperatur liegt zwischen + 5 und 10 °C. Dabei darf es im Winterquartier bei einigen Arten auch einmal unter Null sinken.
Innerhalb der Abteilung der Farne (Filicinophyta) stellen die Baumfarne (Cyatheales) eine eigene Ordnung dar. Lediglich von Cyathea und Dicksonia sind einige Arten in gärtnerischer Kultur. In bislang wenig untersuchten Gebieten, zum Beispiel in Neuguinea, werden auch heute noch regelmäßig viele neue Arten entdeckt. Die Filicinophyta sind noch keineswegs endgültig erforscht und auch die Nomenklatur ist bei weitem noch nicht endgültig.
Quelle: WHO