Pflanzliche Wirkstoffe gegen Krebs

Ein Artikel von red. | 28.09.2005 - 09:54

Schon unsere Großmütter wußten es: Obst und Gemüse sind gesund. Heute wird die wissenschaftliche Grundlage für diese Binsenweisheit "nachgeliefert".
Pflanzliche Wirkstoffe sind auch für die Krebsprävention von größtem Interesse. Mit diesem Thema beschäftigte sich jüngst die Crème de la Crème der europäischen Krebsforscher bei einem internationalen Symposium am Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Vor allem die Flavonoide, also Pflanzenfarbstoffe im Obst und Gemüse, bieten Schutz vor Krebs. Da sind die Flavonole in der Zwiebel, die Anthocyanidine in roten Früchten, die Karotinoide in Möhren und in Tomaten. Diesen Farbstoffen wird eine antioxidative Wirkung zugeschrieben, sie wirken entzündungshemmend und haben antihormonelle Effekte, resümiert die Heidelberger Krebsforscherin Clarissa Gerhäuser. Die Wirkstoffe können geschädigte Zellen durch Auslösen des programmierten Zelltodes vernichten und die Zelldifferenzierung aktivieren.

Der Effekt dieser natürlichen Schutzstoffe hängt auch von der Zubereitung ab: Tomaten geben mehr davon in den menschlichen Körper ab, wenn sie gedünstet oder mit Olivenöl gegessen werden. Eine große US-Studie hat gezeigt, daß Männer, die viele Tomatenprodukte etwa auf der Pizza und damit den Wirkstoff Lycopin zu sich nehmen, seltener an Prostatakrebs erkranken. Dies wurde auch für Kohlsorten gefunden, die schwefelhaltige Verbindungen wie Glucosinolate enthalten. Man erkennt sie am scharfen Geruch, der von frischen Radieschen oder Rettich ausgeht. Sie wirken besser, wenn sie roh gegessen werden.

Viele Studien haben gezeigt, daß ein hoher Verzehr von Kohl, am besten Rosen- oder Grünkohl, vor Darm- und Lungenkrebs schützt. Erst jüngst wurde ein Wirkstoff im frisch gepreßten Olivenöl "extra-vergine" entdeckt, das Oleocanthal, das ähnliche antientzündliche Eigenschaften hat wie Medikamente, die in die Entzündungskaskade eingreifen und damit auch für die Krebsprävention interessant sind. Klipp und klar erklärten die Krebsmediziner, daß eine obst- und gemüsereiche Ernährung (fünfmal täglich) für den gesunden Menschen zur Krebsprävention absolut ausreicht. Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin- oder Mineralstoffpillen erteilte Professor Christian Steffen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn eine klare Absage: Sie seien nicht nur überflüssig, sondern richteten oft mehr Schaden als Nutzen an.

Und Granatäpfel haben im Tierversuch und in der Zellkultur das Wachstum von Prostatakrebszellen gehemmt. Die Früchte könnten, vermuten US-Forscher, auch gegen Brust- und Hautkrebs helfen. Granatäpfel enthielten noch mehr antioxidative Wirkstoffe wie Tannine und Anthocyane als etwa grüner Tee und Rotwein, berichtet das Team um Hasan Mukhtar von der Universität in Madison jetzt in "PNAS". Die Dosis des Extrakts entsprach bei Menschen einem bis zwei Granatäpfeln pro Tag.

Quelle: Die Welt, Ingeborg Bördlein