Die Seerose, die manchmal auch Teichrose, Schwanenblumen, Wasserrose und Seelilie genannt wird, gehört zu den beliebtesten Teichpflanzen. Ihr Gattungsname Nymphaea kommt vom griechischen nympha für „Braut“. Plinius berichtet vom Mythos, nach dem sich eine Nymphe in Liebe zu Herakles in diese Blume verwandelt hat. Daher nennen die Griechen die Seerose auch Herakleios.
Legenden besagen jedoch auch, dass die Seerosen in geheimnisvoller Macht mit den Wassergeistern, den Nixen, in Verbindung stehen und die Seelen von Ertrunkenen darstellen. Auch ist es gefährlich, sie abzubrechen. Zuvor sollte man die Nixen um Erlaubnis bitten, da man andernfalls von einer unsichtbaren Hand in die Tiefe gezogen wird. Die Liebesgöttin Aphrodite wurde als Beschützerin auch Nympha genannt. Der Artname alba kommt vom lateinischen albus für weiß, was sich auf die Farbe der Blüten bezieht.
Früher galt die Seerose als Symbol der Keuschheit. Tatsächlich dämpft die Wurzel den Sexualtrieb, und man nannte sie daher „Vernichter der Liebe". Mönche und Nonnen machten sich im Mittelalter diese Wirkung zu Nutze.
In Österreich heimisch. Als Wasserpflanze wächst die Seerose in stehenden oder langsam fließenden Gewässern und ist in ganz Europa verbreitet. In Österreich ist die Art zerstreut in allen Bundesländern vom Flachland bis in die Montanstufe zu finden. In Wien ist sie in den Altwässern der Lobau und des nördlichen Donauufers eingebürgert worden und hat sich dort sehr gut verbreitet, steht aber nach wie vor auf der Roten Liste und ist geschützt. Ihre Schwesternart – die Kleine Seerose, Nymphaea candida – gilt in Österreich heute leider als ausgestorben.
Ursprungsart ist weiß. Die Weiße Seerose hat bis zu 12 cm große Blüten mit einer gelben Narbe in der Mitte. Ihre Blütezeit ist von Mai – August und in dieser Zeit werden die großen Blüten vornehmlich von Schilfkäfern besucht, denen neben einem Quartier auch reichlich Blütenpollen als Nahrung angeboten wird. Prinzipiell sind in der Natur nur weiße Blüten zu finden, auch wenn man für den Garten eine größere Blütenfarbenauswahl zur Verfügung hat. In natürlichen Gewässern sind jedoch auch immer wieder rosa blühende Seerosen zu finden. Es handelt sich dabei um verwilderte Zuchtformen, die durch Kreuzung heimischer Arten mit zum Teil bunten tropischen Seerosen entstehen. Je auffälliger die Blütenfarbe ist, desto weniger winterhart sind die Pflanzen in der Regel. Die Blüten der Seerosen beginnen sich gegen 16 Uhr zu schließen und tauchen dann bis zum Morgen unter.
Blätter schwimmen auf der Wasseroberfläche. Die Pflanze wurzelt bis zu einer Tiefe von 3 m. Die Seerose verfügt damit über die längsten Blattstiele der heimischen Flora. Ähnlich wie die Gelbe Teichrose hat sie einen dicken Kriechspross, der oberseits von Blattnarben und unterseits von sprossbürtigen Wurzeln bedeckt ist. Die rundlichen Schwimmblätter der Seerose verfügen über maschig verbundene Blattnerven, im Gegensatz dazu sind diese bei den Teichrosenblättern gabelig verzweigt. Die rundliche Blattform dient der erhöhten Festigkeit der Blätter, da bei gleicher Fläche der geringste Umfang vorherrscht. Dies ist bei den durch Wellenschlag immer einrissgefährdeten Schwimmblättern ein Vorteil. Typische Unterwasserblätter werden bei der Seerose nicht gebildet. Der Querschnitt der Blattstiele ist zudem rundlich, während er bei der Gelben Teichrose elliptischer Form ist.
Gift- und Heilpflanze. Die Wirkstoffe der Pflanze sind noch nicht genau bekannt, älteren Angaben zufolge soll es sich um das Alkaloid Nuphrin und das Glycosid Nympharin handeln. Eine Vergiftung würde sich in Erregungszustand und Atemlähmung äußern. Trotzdem wurde die Seerose früher als Heilpflanze verwendet. Tabernaemontanus empfiehlt sie bei Leberleiden, Herzentzündungen, Ruhr, Fieber, zur Blutstillung und bei Haarausfall.
Die regelmäßige Einreibung der Genitalien mit der Wurzel der Seerose machen den Mann zu einem Eunuchen – so heißt es jedenfalls sinngemäß bei Plinius. Mönche und Nonnen aßen einst die Samen, um ihre Begierden zu unterdrücken. Ihre antiaphrodisische Wirkung spiegelt sich auch in der französischen Redewendung „il a bu de l`eau de volet" (er hat vom Wasser der Seerose getrunken) wider.