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Osterbrauchtum bei uns und anderswo

Ein Artikel von DI Lydia Seelmann | 05.03.2007 - 14:23
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Zu Ostern entfalten bereits viele Pflanzen ihre Blütenpracht oder ihr sattes Grün und können für die floristische Gestaltung herangezogen werden. An erster Stelle steht die Schlüsselblume Primula veris, die gemäß dem Volksglauben zu Ostern den Himmel aufschließt. Aber auch die Sumpfdotterblume Caltha palustris zeigt schon früh im Jahr ihr sattes Gelb. Als Weiße Osterblume gilt das Buschwindröschen Anemone nemorosa, das im Frühling den Waldboden überzieht.
Das Gänseblümchen Bellis perennis wird in seiner Wildform wie auch in der dickblütigen, kultivierten Form als Osterbote geschätzt. Die Narzisse ist häufig auf mittelalterlichen Gemälden zu sehen, auf welchen die Kreuzigungsszene dargestellt wird. Sie symbolisiert Hoffnung und Wiederauferstehung und ist daher zu Ostern sehr beliebt.

Blaue Osterboten
Nur selten zu finden sind die violettblauen Küchenschellen, weshalb sie im Volksglauben als geheimnisumwoben bezeichnet werden. Beim Lungenkraut Pulmonaria officinalis öffnen sich die Blüten anfangs rot und färben sich dann nach der Bestäubung blau. In der Bretagne in Frankreich ist es üblich, am Karfreitag Veilchen auszusäen.

Das Spektrum an Osterblumen wird heute zudem mit Hyazinthen, Tulpen und Krokussen, die im Topf vorkultiviert sind, ergänzt.
Auch bestimmte Bäume und Sträucher haben für Bräuche rund um das Osterfest Bedeutung. Am Palmsonntag symbolisieren bei uns Weidenzweige mit ihren silbrigen Palmkätzchen die Palmzweige.
In Spanien tragen Burschen echte Palmwedel in die Kirche, während in den skandinavischen Ländern Birkenzweige verwendet werden. Darüber hinaus verwenden Floristen traditionell für Palmgebinde Haselzweige oder Immergrünes wie Tannenund Fichtenzweige, Buchsbaum, Stechpalme und Eibe. Die gesegneten Zweige sollen an der Haustür, am Gartenzaun oder im Stall Krankheit und Unheil abwehren.

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Volksglauben rund um Ostern
Einige Tage nach dem Palmsonntag steht am Gründonnerstag das Grün im Mittelpunkt, auch wenn sich der Name eigentlich nicht von der Farbe ableitet. Die Bezeichnung stammt vom althochdeutschen Wort „greinen“ und bedeutet weinen. Damit weist dieser Tag bereits auf die bevorstehende Passion Jesu Christi hin. Dennoch werden in vielen Familien traditionell grüne Speisen bereitet.

Der Volksglaube schreibt diesem Tag außergewöhnliche Kräfte zu: Vielfach werden Zimmerpflanzen umgetopft oder Pflanzen für den Garten ausgesät. Heilpflanzen erhalten dabei eine besondere Heilkraft. Allerdings muss die Arbeit bereits am Gründonnerstag abgeschlossen sein, denn wenn sie am Karfreitag fortgesetzt wird, gedeihen die gesäten Pflanzen angeblich nicht. Jedoch gibt es auch hier Ausnahmen: Die langsam keimende Petersilie geht nach altem Aberglauben erst neunmal zum Teufel zurück, bevor sie wächst. Wer dies umgehen will, sät am Karfreitag, denn dann hat der Teufel keine Macht. Ebenso gedeihen am Karfreitag gesäte Balsaminen Impatiens balsamina prächtig, welche die Leiden Christi lindern sollen.

Seltene Pflanzen und Gebräuche
In Luxemburg ziehen am Karfreitag die Kinder mit Schlehdornsträuchern durch die Straßen, die mit bunten Bändern und Papierblumen geschmückt sind. Am Abend werden die Sträußchen traditionell verbrannt.
Zu Ostern weniger verwendet, jedoch genauso eng verbunden ist die Passionsblume Passiflora sp., deren Narben an die Kreuzesnägel Christi erinnern. Der gestielte Fruchtknoten symbolisiert den Kelch, die Staubblätter werden als Wundmale interpretiert und die Blütenblätter als Lanzen. Der Christusdorn Euphorbia milii erinnert an die Dornenkrone, welche die Soldaten Jesus auf seinem Weg zum Kreuz auf das Haupt drückten.

Wer Ostern in Kalifornien verbringt, sollte die Lutherische Kirche von Atwater besuchen. Vor Ostern wird ein etwa zwei Meter hohes Kreuz aus dem Holz des Weihnachtsbaumes gebastelt. Am Ostermorgen bringen die Kinder Blumen und schmücken damit das Kreuz. Jene Blumen, die übrig bleiben, dekorieren Vasen oder werden auf Altar und Kirchenfenster gestellt. Die Kirche ist zu Ostern ein Blumenmeer.

Brauchtum Osterei
Das Osterei wurde traditionell und wird heute wieder zunehmend mit natürlichen Pflanzenfarben bemalt. Die ausgeblasenen bzw. hartgekochten und oft kunstvoll dekorierten Eier werden zu Ostern gern als Dekoration verwendet. Insbesondere in den slawisch geprägten Teilen Europas ist diese Kunst noch sehr lebendig. Die dazu verwendeten Techniken reichen vom einfachen Bemalen bis zu Batikund Kratztechniken. Gerne werden diese Eier auch an einen Osterstrauß gehängt oder in ein Osterkörbchen gelegt.

Über den Ursprung des Ostereies gibt es verschiedene Meinungen. Zum einen wurden bereits in vorchristlicher Zeit oft rote Eier als Fruchtbarkeitssymbole verschenkt. Eine andere Theorie besagt, dass Eier als „flüssiges Fleisch“ galten und daher in der Fastenzeit nicht verzehrt werden durften. Es entstand daher ein Überangebot an Eier, die gekocht wurden, um sie haltbar zu machen. Um sie von den frischen Eiern zu unterscheiden, wurden sie angemalt. Historiker stellten aber auch fest, dass Bauern ihre Steuern im Mittelalter mit Eiern beglichen. Als das Geld die Eier verdrängte, wurden die Eier verschenkt. Man weiß aber auch, dass schon beim jüdischen Passahfest, aus dem das christliche Osterfest entspringt, Eier gegessen wurden.