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© Meisterschule Innsbruck

Unendlichkeit

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 15.09.2006 - 08:58
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Die Christen waren nicht die Ersten, die das Symbol des Kranzes kannten. Schon die Ägypter verwendeten bereits vor Jahrtausenden Kränze, mit denen sie ihre Toten krönten und in eine andere Welt schickten. Die Blumen dafür wurden allein zu diesem Zweck in eigenen Gärten gezüchtet.

Mythen und Symbole
Für Sumerer und Etrusker hingegen war der Kranz eine Art Kopfschmuck, der den Träger noch zu Lebzeiten beschützen und stärken sollte.
Auch in der Magie wird dem Kranz eine schützende Funktion gegen böse Geister und Dämonen zugeschrieben.
Als Zeichen der Ehre galt der gewundene Kranz aus Ölzweigen in der Antike, mit dem die Sieger der Olympischen Spiele gekrönt wurden.

Die frühen Christen wollten Abstand von der Symbolik des Blumenkranzes nehmen, da sie den Brauch, Blumen auf das Grab der Toten zu legen, als pflanzliches Opfer verstanden. Sie wollten sich von jeglichem Aberglauben und der Götzenverehrung distanzieren.
Wie wir wissen, ist ihnen dieses Vorhaben nicht gelungen. Es ist nach wie vor ein christlicher Brauch, den Verstorbenen mit einem Blumenkranz die letzte Ehre zu erweisen.
Die christliche Bedeutung des Kranzes ist heute Unendlichkeit, Ewigkeit und ein Siegeszeichen über den Tod hinaus.
Der Kranz hat weder Anfang noch Ende, er führt in sich selbst zurück und ist daher Zeichen der Vollkommenheit, des Absoluten und Symbol des Himmels.

Weniger ist meist mehr
Die gebräuchlichsten Blumen für Kränze sind nach wie vor Rosen, Nelken und Gerbera. Die Natur hat aber viel mehr zu bieten als diese Klassiker.
Man kann die Kranzform mit einer üppigen Blütenfülle genauso schmücken, wie mit eleganten Blättern, stacheligen Kastanien, gemahlenem Mais oder aufgespießten Beeren.
Bei dem Kranz rechts unten ist Mais in zwei Varianten zu sehen – einmal als ganzes Korn und einmal zu Grieß vermahlen. Obwohl es sich um dasselbe Ausgangsmaterial handelt, ist der Kranz deutlich heller.

Der Kranz links wurde ebenfalls mit einer einzigen Pflanze geschmückt – weniger ist oft mehr. Hier drängt sich eine Kastanie an die nächste. Die halboffenen, hellgrünen Schalen geben mehr oder weniger von der Frucht frei, die sich mit ihrem Rotbraun deutlich abhebt.

Blätterkränze
Kränze kommen also auch sehr gut ohne Blumenpracht aus, wie einige der abgebildeten Objekte beweisen. Auch mit außergewöhnlich geformten Fruchtständen, Blättern oder sogar Nägeln lassen sich interessante Kränze gestalten.
Bei Blattkränzen werden die Blätter meist akribisch genau übereinander geklebt bzw. gesteckt. Durch die gleichmäßige Anordnung der Blätter und die symmetrische Form des Kreises entsteht so ein Kranz, der sehr viel Ruhe und auch eine gewisse Strenge ausstrahlt.
Anders verhält es sich, wenn man den Ring mit Erdbeerblättern schmückt. Die dreiteiligen Blätter lassen sich nicht in Reih und Glied anbringen und sorgen so für eine gewisse Leichtigkeit und Spontaneität.
Doch ob mit Blume oder ohne – Originalität ist gefragt.