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Weiß wie die Unschuld

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 22.12.2005 - 10:06
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Weiß ist die Farbe der Engel und göttlichen Erscheinungen und wirkt damit auch gegen Dämonen und böse Geister, gegen Finsternis und alle bösen Krankheiten. Aus diesem Grund tragen auch Priester und Zauberer weiße Gewänder. So soll es auch helfen, eine weiße Zwiebel in der Tasche stecken zu haben, um sich gegen Schwindel zu verschonen und drei weiße Gaben (=Mehl, Salz, Ei) vertreiben Kobolde und Dämonen.

Weiß ist zudem die Farbe der reinen Bräute, des reinen Gewissens und eine weiße Fahne oder ein weißes Tuch dienen als Friedenszeichen und Symbol, dass man keine bösen Absichten hat. Warum also nicht mal Werkstücke kreieren oder einen Garten anlegen, in dem nur Pflanzen mit den Farben Weiß und Grün zu finden sind?

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Weiß im Garten
Versuchen Sie es einfach mal, in Ihren Garten weißblühende Pflanzen zu setzen. Vielleicht wird er auch mal so berühmt wie jener der Engländerin Vita Sackville-West, der in Sissinghurst-Castle in Kent liegt und zu den berühmtesten gehört.
Die Idee, einen Garten in nur einer Farbe anzulegen, stammt übrigens von der englischen Schriftstellerin, Malerin und Gartengestalterin Gertrude Jekyll, die zu den bunten Gärten, die durch die verstärkte Züchtungsaktivitäten immer bunter wurden, einen Ausgleich darstellen wollte. Und die erste Farbe, die bei ihr den Garten alleine beherrschte war Weiß. Sie schrieb jeder Farbe eine gewisse Bedeutung zu.
Weiß vermittelte eine angenehme Kühle und Frischheit, die einem aber trotzdem nicht aus der Ruhe bringt. Und ein weißer Garten strahlt zudem auch viel Eleganz aus. Dies gilt natürlich auch für die Floristik und die entsprechenden Blumen-Arrangements.

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Helligkeitswert
Genau genommen ist Weiß (wie Schwarz) keine Farbe, sondern lediglich ein Helligkeitswert und entsteht durch die Mischung sämtlicher Farben des Spektrums. Treffen also alle Lichtstrahlen auf eine Oberfläche und diese werden zur Gänze reflektiert, dann nimmt unser Auge die Farbe Weiß wahr. Vielleicht denken jetzt manche aber, dass ein Arrangement mit weißen Blumen langweilig wird. Da irrt man aber, denn durch die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen der Blüten und Blätter entstehen unterschiedliche Lichtreflexionen, so dass wir Weiß in unendlich vielen Farbnuancen wahrnehmen können.

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Das weißeste Weiß
So sehen Seerosenblüten einem Porzellan ähnlich, weiße Begonien mit ihrer gelben Mitte einem Spiegelei, das Edelweiß erscheint wiederum durch die filzigen Blätter schmutzigweiß, an zerknitterte Seide wird man bei den Blütenblättern des Islandmohns erinnert und das Kappkörbchen sieht wie frisch gewaschen aus für eine Fern–sehwerbung für Waschmittel – das „weißeste Weiß“. Weiß hat also viele Eigenschaften, denen wir uns oft gar nicht bewusst werden und bedeutet größtmögliche Helligkeit und wird bei Einbruch der Nacht als Letztes dunkel.

Bei der Auswahl achtet man auf weißblühende Gehölze und Schnittblumen und auch weißbuntes - sogenanntes panachiertes – Blattwerk. Verschiedene Blütenformen bringen auch eine gewisse Spannung ins Werkstück. Veredeln kann man die Arbeiten noch zusätzlich mit silbergrauem Laub. Natürlich kann man bei so viel Weiß auch für einige Farbtupfer sorgen. Doch Vorsicht! Keine Blütenpflanzen in einer anderen Farbe, denn farbkräftige Nachbarn stören das Bild.

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Einmal Blut geleckt ...
Die Liebe zu Weiß wird speziell im Garten bei der Anpflanzung sichtbar: Wer einmal ein weißes Beet oder gar einen weißblühenden Garten besitzt, wird so schnell davon nicht mehr abkommen. Selbst wenn man versucht, mal einige andersfarbige Pflanzen dazwischen zu setzen, wird man diese wahrscheinlich schon bald wieder entfernen. Ähnlich ist es bei floristischen Werkstücken.Zudem ist Weiß auch eine nicht allzu schwere Farbe, um die geeigneten Pflanzen zu finden, da das Angebot sehr reichhaltig ist.

Bei den Frühjahrsblühern (auch Zwiebel und Knollenpflanzen) und den sommerblühenden Zwiebel- und Knollenpflanzen braucht man erst gar nicht großartig zum Aufzählen anfangen: Krokus, Narzissen, Hyazinthen, Veilchen, Schneerose, Schneeglöckchen, Maiglöckchen, Lilien, Freesien, Gladiolen, ...Auch bei den restlichen Schnittblumen braucht man nicht lange zu suchen, um weiße Blüten zu finden: Rosen, Nelken, Alstromerien, Astern, Gypsophila, Chrysanthemen, ...

Und wer zu guter Letzt nicht auf die Blattpflanzen mit ihrer hübschen weißen Zeichnung verzichten möchte, kann aus verschiedenen Pflanzen wie beispielsweise Funkien oder einigen Gräsern wählen.