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Myrten-Revival

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 01.04.2005 - 13:11
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Mit dem Wort Myrte verbindet man sofort Heirat. Zwar ist der Hochzeitsbrauch rund um die Myrte in den letzten Jahrzehnten beinahe verloren gegangen, erlebt momentan aber eine Wiederauferstehung.

Seit 400 Jahren im Dienste der Braut. Wenn das Hochzeitspaar auf Tradition hält, dann trägt die Braut ein Myrtenkränzchen am Kopf und der Bräutigam ein kleines Myrtensträußchen am Revers. Auch auf das Taufkissen wurde Myrte gelegt. Diesen Brauch gibt es seit etwa vierhundert Jahren, denn schon seit dem 16. Jahrhundert nimmt man Myrten als Brautschmuck, was es der Myrte (Myrtus communis) erlaubt, den wenig schönen Namen „Gemeine Myrte" in „Brautmyrte" umzuändern. Zu Hochzeiten wurden davor häufig kleine Kränzchen und Sträußchen aus Rosmarin gefertigt, die dann schließlich komplett von der Myrte abgelöst wurden.
Der Name Myrte kommt aus dem Griechischen „Myron" und bedeutet soviel wie „wohlriechendes Öl oder Balsam“, was sich auf die duftenden Blätter bezieht. Diese enthalten ätherische Öle und waren bereits im Altertum als Heilmittel geschätzt.
Der Artname „communis" lässt sich zwar mit „gemein" oder „gewöhnlich" übersetzen, soll aber keine Geringschätzung der Myrte sein. Es heißt nichts anderes, als dass diese Pflanze in der Heimat eine allgemeine ist, also recht häufig vorkommt.

„Wurzeln“ finden sich im Alten Testament. Die Myrte ist eine Pflanze mit Symbolcharakter. Bereits im Altertum galt sie als Sinnbild für Jungfräulichkeit, Schönheit und Liebe. Bevor sie überhaupt als Brautschmuck in Betracht kam, war sie schon über Jahrhunderte bei verschiedenen Zeremonien in Verwendung. Schon im Alten Testament, beispielsweise im zweiten Buch Moses Kapitel 34, Vers 22 werden die Details der Zeremonien zum Laubhüttenfest, dem herbstlichen Erntedankfest, genannt.
In Zeiten davor steckten sich die ägyptischen Frauen blühende Myrtenzweige ins Haar und an die Kleider. In Athen und Rom war die Myrte als heilige Pflanze der Aphrodite bzw. der Venus geweiht. Die griechische Mythologie stellt die Göttin Venus dar, wie sie mit einem Myrtenzweig in der Hand aus dem Meer steigt. Aus dem Krieg heimkehrende römische Generale trugen einen Myrtenkranz.

Maria Theresias Brautmyrtenstock. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Myrten in kühleren Gebieten Europas in den Orangerien kultiviert. Der Kranz aus frischen Myrtenzweigen wurde oft nach der Hochzeit ins Wasser gestellt, der dann Wurzeln schlug, so dass man die Pflanze weiterkultivieren konnte. Myrten zählen nämlich zu jenen Topfpflanzen, die sich leicht vermehren lassen und so wollte es der damalige Brauch, dass man sich nach der Hochzeit eine Topfmyrte ins Haus holte, die auch über die Beständigkeit der Liebe entscheiden sollte.
Die wohl berühmteste und älteste Brautmyrte ist in der Schönbrunner Orangerie zu finden. Sie ist über 260 Jahre alt und über die Herkunft gibt es zwei verschiedene Versionen: Zum einen soll die Pflanze ein Hochzeitsgeschenk des Sultans als Zeichen für eine neue und bessere Beziehung zum Osmanischen Reich nach dem Frieden von Belgrad 1739 gewesen sein; zum anderen soll das Exemplar aus dem berühmten Botanischen Garten in Padua stammen.