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Urnenschmuck

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 18.03.2005 - 00:10
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Das Wort „Urne“ stammt aus dem Lateinischen „urna“ und bedeutet Krug oder Gefäß. Die Urne ist bei der Beisetzung der Mittelpunkt der Trauerfeier und daher auch entsprechend zu schmücken. Blumen spenden bei Beerdigungen Trost, sind Zeichen der Anteilnahme und helfen damit, Gefühle auszudrücken.
In den vergangenen Jahren erlangte der Urnenschmuck in Österreich zunehmende Bedeutung. Von den Sterbefällen werden 15 bis 20 % durch Einäscherung beigesetzt, was allein in Wien mehr als 3.500 Urnen pro Jahr bedeutet.

Beratung als Ausgangspunkt. Es zählt zu den Aufgaben des Floristen und Friedhofsgärtners, sich über diese Art der Bestattung besser zu informieren und Möglichkeiten eines individuellen Blumenschmuckes aufzuzeigen. Grundlage ist es auch hier, wie bei Trauerkränzen und Sarggestecken, etwas über den Verstorbenen zu erfahren und den Schmuck individuell auf ihn abzustimmen.

Auflagen, die erfüllt werden müssen. Bei der Urne müssen zahlreiche Vorschriften in Bezug auf Umweltauflagen und Zersetzungsprozess erfüllt werden. Das eigentliche Behältnis für die Asche wird nicht geschmückt, sondern das Schmuckgefäß, das dieses beinhaltet. Während die Urne, unter der man allgemein das Schmuckgefäß versteht, früher meist verziert war und barocke Formen hatte, ist es heute eher schlicht gehalten. Umso wichtiger ist es, diese – dezent – zu schmücken.

Blumen sollen nur das Beiwerk sein. Für die Gestaltung des Blumenschmucks sind das Material der Urne (Bronze, Kupfer, Keramik, Stein, Kunststoff, Holz, Borke, ...) und die Farbe von Bedeutung. Wichtig ist, dass der Blumenschmuck die ursprüngliche Urnenform nicht verdeckt, sondern eine florale Basis bildet, sich damit eher im Hintergrund hält und unaufdringlich wirkt. Die Fülle der Blumen ist bei Urnen kein Maßstab der Wertschätzung für den Verstorbenen. Hier geht es oft um reduzierten Schmuck, der feingliedrig ist und das künstlerische Handwerk und den Einfallsreichtum des Floristen erkennen lässt.

Kein breiter Spielraum. Die Technische Seite des Urnenschmucks ist oft keine leichte Aufgabe, da die Oberflächen des Gefäßes glatt sind und wenig Möglichkeiten für die Befestigung bieten. Als Befestigungspunkte für den Urnenschmuck wird daher häufig ein Urnenkranz gewählt, der oben oder am Rande des Urnendeckels sitzt und auch als Ausgangspunkt für die weitere florale Bearbeitung dient. Allerdings kann man auch an jedem beliebigen Punkt ein Stück Steckmasse befestigen. Auch mit Bändern und Ranken kann man sich helfen.

Kopfschmuck. Bei der floralen Gestaltung des Blumenschmucks gibt es mehrere Varianten. Der sogenannte Kopfschmuck wird auf der Mitte des Urnendeckels befestigt. Dazu dient am besten Steckmasse, die mit Sphagnum umwickelt wurde und mit Klebeband und Pinholder an der Unterlage festgemacht wird.
Meist werden größere, runde oder trichterförmige Blüten verwendet. Teile davon können ausschwingen oder abfließen – vor allem Blätter und kleinere Blütenpartien. Auf keinen Fall darf das Gesteck zu hoch oder zu üppig sein, da es dann mit der Urne zusammen wie eine Blütenvase wirken würde. Vor allem sind die hängenden Elemente wichtig, die das Gefäß weich umschmiegen, ohne es jedoch abzudecken. Aktuell werden gerne auch breitere Bänder verwendet, die an der Urne abfließen und zart von kleinen, wattiert behandelten Blumen umspielt werden.

Seitlich angebracht. Der Blumenschmuck kann auch seitlich am Rand des Deckels angebracht werden. Einige Urnen haben Vorsprünge und kleine Vertiefungen als Griffe, die ebenfalls für den seitlichen Blumenschmuck herangezogen werden können.
Der Bewegungsmittelpunkt wird dabei formal klar und kraftvoll ausgestaltet. Alle davon aufgehenden Linien und Gruppierungen schmiegen sich der Urnenform an. Die Bewegungsrichtung sollte einheitlich sein, damit der Blumenschmuck nicht zu unruhig wirkt.
Wenn es die Form der Urne zulässt, kann man auch einen Ring aus umwickeltem Draht als Befestigungshilfe verwenden.

Weg von der Urne. Der Trend geht derzeit dahin, dass nicht mehr die Urne direkt geschmückt wird, sondern Blumen in weitester Form die Urne umgeben. Das können
•Blätter und Blütenblätter sein, die einen Teppich oder eine Unterlage für das Gefäß darstellen,
• Zweige, die die Urne seitlich umspielen oder einfach
• eine Form, die die Urne umgibt – etwa ein kleines Dach aus Floralien, das sich schützend über dem Gefäß erhebt.

Externer Schmuck. Als externer Schmuck wird jener bezeichnet, der sich nicht direkt auf die Urne bezieht. Das können kleine Kränze, Buketts und Gestecke sein. Das ist die einfachste Form der Trauerfloristik für die Urne, aber auch die einfallsloseste. Zumindest kann man versuchen, die Urne auch bei Gestecken mit einzubinden.
Urnen stehen meist auf einem Tragbrett, auf das man flache Schalen anbringen kann. Diese können asymmetrisch dekorativ oder formal-linear gestaltet sein, müssen sich aber der Urne zuwenden oder diese mit Floralien umfassen. Meist ist die Blumengruppe aufstrebend, sollte aber die Urnenhöhe nicht überschreiten – ausgenommen man stuft die Blumen so ab, dass sich die größeren Blumen im äußeren Drittel befinden, die niedrigsten neben der Urne, damit ein innerer Raum entsteht, in dem die Urne ihre Wirkung findet.
Mit etwas Einfallsreichtum lassen sich auch hier die vielfältigsten Formen und Arrangements entwickeln, die in den nächsten Jahren durch zahlreiche Techniken erweitert werden, da man in vergangener Zeit erkannt hat, dass auch der Urnenschmuck einen wesentlichenBestandteil in der Trauerfloristik darstellt.

Anforderungen an den Urnenschmuck

- den liebevollen Gedanken ausdrücken
- exakte, saubere und formstabile Arbeit
- dem Anlass entsprechende Schmückung
- Anpassung an das Gefäß, ohne zu dominieren oder die formale Wirkung zu mindern
- dem Repräsentationswillen des Auftraggebers entsprechen
- Blumen müssen frisch aussehen
- der Schmuck muss so angebracht sein, dass er auch bei Transport fest verankert ist.