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Der Erreger des Syndroms niedriger Zuckergehalte in der Zuckerrüber befällt auch die Gemüsezwiebel © rootstock/Shutterstock.com

Forschung

SBR-Krankheit befällt auch Zwiebeln

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 30.07.2024 - 16:02

Landwirte, die in der Zuckerrüben- oder Kartoffel-Produktion arbeiten, sind bereits besorgt seit als gesichert gilt, dass die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) die Erreger des Syndrome Basses Richesses (SBR) nicht nur auf Zuckerrüben übertragen, sondern auch Kartoffeln infizieren. Und nun das: Jetzt fanden Wissenschafter des Julius-Kühn-Instituts (JKI) das Proteobakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus auch in Gemüsezwiebeln in Hessen – ein wissenschaftlich gesehen positives Ergebnis, das den Landwirten aber negativ aufstößt. In beiden erstgenannten Kulturen führt die Infektion nämlich zu Qualitätseinbußen und Ertragsverlusten.

Eva Therhaag, JKI: „Unser Fund des Bakteriums in Zwiebelproben eines Anbauers in Hessen zeigt, dass wir die Schilf-Glasflügelzikade als mögliche Überträgerin im Blick behalten müssen, vor allem dort, wo Zuckerrüben und Kartoffeln in der Fruchtfolge stehen. Derzeit können wir noch nicht abschätzen, ob die Krankheitssymptome, die wir an Zwiebeln beobachten, tatsächlich auf das nachgewiesene Bakterium zurückzuführen sind.“

Im Obst- und Weinbau gibt es langjährige Erfahrungen mit der Erforschung der Kommunikation zwischen Pflanze, Insekt und Schadorganismus über Infochemikalien (flüchtige Substranzen). Sie werden hier bereits eingesetzt, um Insekten abzuweisen, ihre Vermehrung zu stören oder sie sogar zu töten. Entsprechende Ansätze könnten auch bei der Bekämpfung der Zikade unterstützen. Die Forschung wird sich mit dem Thema weiter beschäftigen.

Die Krankheit bei Zuckerrübe und Kartoffel

Die Infektion durch Bakterien und/oder Phytoplasmen (zellwandlose Bakterien) bei Zuckerrüben sorgt für stark verringerte Zuckergehalte in den Früchten. Vor zwei Jahren wurde die Krankheit auch bei Kartoffeln nachgewiesen und erst im März des heurigen Jahres konnten Wissenschafter des JKI nachweisen, dass beide Erreger durch die erwachsenen Schilf-Glasflügelzikade auf die Kartoffel übertragen werden. Vermutlich sind nicht alle Sorten gleichermaßen davon betroffen.

Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass die Zikade auch ihren gesamten Lebenszyklus an den Kartoffeln verbringen kann. Damit ist die Pflanze nicht nur Nahrungs- sondern auch Wirtspflanze für das Insekt. Die von der bakteriellen Kartoffelknollenwelke befallenen Knollen weisen weniger Stärke und mehr Saccharose auf, außerdem können sogenannte Gummiknollen auftreten.


Quelle: JKI