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Nur mit konsequenten Bekämpfungsstrategien wird sich das Einjährige Berufkraut eindämmen lassen. © jae hong kim/Shutterstock.com

Neophyt

Ein unerwünschter Gast

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 16.07.2024 - 10:33

Die Pflanze breitet sich invasiv aus und sorgt für Probleme in der Landwirtschaft sowie für die Artenvielfalt und für die Gesellschaft im Allgemeinen. Trotz einiger erfolgreicher Bekämpfungsmaßnahmen nimmt die Ausbreitung in der gesamten Schweiz stark zu, sogar in Höhenlagen über 800 m. In Gemeinden, die seit Jahren intensive und konsequente Bekämpfungsstrategien umsetzen, dürfte sich das Vorkommen reduziert haben. Ohne konsequente Bekämpfungsmaßnahmen nimmt die Ausbreitung exponentiell zu. Der langlebige Samenvorrat im Boden erschwert die nachhaltige Bekämpfung zusätzlich. Der Samen des Einjährigen Berufkrauts (Erigeron annuus) verbreitet sich oft über den Verkehr, er wird durch Fahrtwind und Anhaften an Fahrzeugen transportiert.

Beim Einjährigen Berufkraut kann es mehr als zehn Jahre dauern, bis eine Fläche vollständig samenfrei ist, d.h. dass sich kein Samen mehr im Boden befindet. Um die Aussaat erfolgreich zu unterbinden, sind rund sechs Jätdurchgänge pro Jahr notwendig. Die jahrelange Arbeit kann durch eine einzige vergessene Pflanze zunichte gemacht werden, denn diese sorgt für rund 5.000 bis 10.000 neue Samen. Radikale Maßnahmen in stark befallenen Gebieten können von Hitzebehandlungen des Bodens bis zum Abtrag der obersten Bodenschicht sein. Es sind nicht nur teure Methoden, sie zerstören ebenfalls die wertvollen obersten Zentimeter des Bodens.
Das Einjährige Berufkraut verdrängt heimische Pflanzenarten und schafft monokulturartige Bestände, die die heimische Fauna und Flora negativ beeinflussen. Das führt nicht nur zu einem Verlust der Biodiversität, sondern stört auch das ökologische Gleichgewicht. Da der Neophyt sehr konkurrenzstark ist, überwuchert er an biodiversitätsreichen Wiesenflächen heimische Pflanzenarten sehr rasch. Das Kraut ist für Weidetiere nicht giftig, wird aber von ihnen auch nicht gefressen und führt weiters auch noch zu einem Verlust an nutzbarem Futter. Die jährlichen Kosten für die Bekämpfung in einer Gemeinde mit einer Fläche von 10 km2 belaufen sich auf rund 10.000 Euro.
Die frühzeitige Erkennung und Entfernung einzelner Pflanzen ist entscheidend, um eine Ausbreitung zu verhindern. Gemeinden und Landwirte sollten daher regelmäßig ihre Flächen kontrollieren und beim ersten Anzeichen handeln. Eine ebenfalls wichtige Maßnahme ist mit Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung zu sensibilisieren, um die Verbreitung der Pflanze einzudämmen.

Bei einigen Neophyten wie Ambrosia, Riesenbärenklau, Japanknöterich, Essigbaum oder Goldrute scheint es, als hätte sich die Situation stabilisiert. Wahrscheinlich durch den großen Einsatz von Gemeinden, Bund und der sensibilisierten Bevölkerung. Ob das auch beim Einjährigen Berufkraut so sein wird, ist noch nicht abschätzbar.


Quelle: LID