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Die biologische Vielfalt in Agrarsystemen profitiert von der Kombination aus unterschiedlichen Feldfrüchten und naturnaher Umgebung © Mr. Meijer/Shutterstock.com

Vielfalt

Abwechslungsreiche Landschaft steigert Artenreichtum

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 12.06.2024 - 10:22

Das Forschungsteam der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) unter der Leitung der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur analysierte 122 wissenschaftliche Studien aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika und stellte fest das zum einen die intensive Landwirtschaft eine Ursache für das Aussterben von Arten ist, zum anderen eine vielfältige Landschaft die Biodiversität auf dem Acker aber erheblich fördern kann. Viele Wildtier- und Pflanzenarten auf landwirtschaftlichen Feldern profitieren von einer abwechslungsreichen Umgebung mit einer hohen Zahl an Feldfrüchten. Dazu zählen Vögel, Bienen und weiter Nützlinge wie Laufkäfer und Spinnen.

Die vielfältige Landschaft bietet z.B. mehr Möglichkeiten für die Nahrungsuche, an Nistplätzen oder Unterschlupf. Die Biodiversität wiederum unterstützt die landwirtschaftliche Produktion von Nahrungsmitteln, Energie und Futtermitteln. JLU-Tierökologin Prof. Dr. Emily Poppenborg Martin: „Die Landschaft wirkt sich auf ein breites Spektrum an Arten aus, von denen viele wichtige Funktionen im Agrarökosystem erfüllen, etwa als Bestäuber oder natürliche Feinde von Schädlingen.“

Unabhängig von Klimazonen oder Mehrjährigkeit

In die Meta-Analyse sind Daten zum Artenreichtum auf ca. 6.400 landwirtschaftlichen Flächen eingeflossen sowie zur Landschaftsgestaltung und deren Umgebung im Bereich von bis zu vier Kilometern Radius. Einerseits tragen unterschiedliche Feldfrüchte wie Getreide, Raps oder Gemüse zur abwechslungsreichen Agrarlandschaft bei, andererseits naturnahe Bereiche wie Blühflächen, Ackerrandstreifen, Büsche oder Bäume. Genauso wichtig ist deren Anordnung wie Feldgröße und Feldzuschnitt. Der Landschaftseffekt trat sowohl in gemäßigten als auch tropischen/subtropischen Klimazonen auf, wie auch bei ein- und mehrjährigen Kulturpflanzen.

NTU-Forscherin und Associate Professor Eleanor Slade: „Unsere Studie zeigt auf globaler Ebene: Vielfältige Lebensräume in Agrarlandschaften sind für die Biodiversität äußerst wichtig – beispielsweise Äcker mit unterschiedlichen Kulturpflanzen sowie auch andere Flächen, die nicht dem Anbau dienen, wie Ackerrandstreifen oder Blühstreifen. Wenn sich politische Entscheidungstragende, Landverwaltende und Naturschützende für vielfältige Kulturpflanzenbestände und Landschaften einsetzen, trägt es zum Schutz der Biodiversität bei und damit auch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.“

Die Ergebnisse zeigen, wie man die landwirtschaftlich-ökonomischen Ziele besser mit den Nachhaltigkeits- und Umweltschutzinteressen in Einklang bringen könne. Bisher schränken Biodiversitäts-Strategien oft die Nutzung ein oder bedeuten sogar die Stilllegung von Flächen. Ein ganzheitlicher landschaftlicher Ansatz bieten Spielräume für Landwirtschaft und eine praktische Alternative, wenn durch eine Mischung unterschiedlicher Feldfrüchte und naturnaher Flächen ein Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt geleistet werden kann.

Crop and landscape heterogeneity increase biodiversity in agricultural landscapes: A global review and meta-analysis 


Quelle: JLU