Die beiden untersuchten Pflanzenschutzmittel galten bei ihrer Zulassung als unschädlich für Bienen und Hummeln, mittlerweile ist ihr Einsatz in Deutschland auf Gewächshäuser beschränkt. Nun hat eine Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) gezeigt, dass die Pestizide schlimme Auswirkungen auf die Darmflora von Honigbienen haben – besonders in Kombination mit einen gängigen Pilzmittel machen sie die Insekten anfälliger für Krankheiten und lassen sie früher sterben.
Verheerenden Auswirkungen auf Überleben
Untersucht haben die Wissenschafter die Auswirkungen an im Labor gezüchteten Honigbienen, damit diese frei von Umwelteinflüssen waren und jeder Aspekt im Leben der Bienen kontrollierbar war. In den ersten Tagen erhielten alle Bienen die gleiche Nahrung (Zuckersirup). Anschließend teilten die Forscher sie in mehrere Gruppen ein und setzten der Nahrung jeweils Flupyradifuron bzw. Sulfoxaflor zu. Dabei berücksichtigten sie auch, dass diese häufig als Gemisch eingesetzt werden und reicherten deshalb bei weiteren Gruppen die Gabe zusätzlich um Azoxystrobin (Funghizid) an. Die Konzentration lag immer unterhalb der gesetzlichen Vorgaben und orientierte sich an realistischen Konzentrationen wie sie in Pollen und Nektar von behandelten Pflanzen enthalten wären. Eine Kontrollgruppe erhielt weiter normalen Zuckersirup.
Die Wirkung der Substanzen beobachteten die Wissenschafter über zehn Tage hinweg. War die Nahrung mit Flupyradifuron versetzt, starben ca. 50 % der Bienen im Untersuchungszeitraum, bei Kombination mit dem Pilzmittel sogar noch mehr. Ähnliches zeigte sich für Sulfoxflor, wobei hier mehr Insekten überlebten.
Anfälligkeit für Krankheiten erhöht
Zusätzlich analysierten die Forscher die Bakterien und Pilze in der Darmflora der Bienen und wie erwartet reduzierte das Funghizid die vorkommenden Pilze deutlich. Es zeigte sich aber, dass sich die Zusammensetzung von Pilzen und Bakterien je nach eingesetzter Substanz stark von der Kontrollgruppe unterschied. Besonders negativ fiel auf, dass sich das Bakterium Serratia marcescens gut im Verdauungstrakt ausbreiten konnte. „Diese Bakterien sind krankheitserregend und können die Bienengesundheit schädigen. Sie können dazu führen, dass es den Tieren schwerer fällt, Infektionen abzuwehren, und so zum vorzeitigen Tod führen“, so der Biologe Dr. Yahya Al Naggar, der das Projekt an der MLU leitete.
Ob sich ähnliche Effekte auch in der Natur zeigen, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, es könnte aber sein, dass die Auswirkungen noch dramatischer sind oder auch, dass die Bienen die negativen Folgen zumindest teilweise kompensieren können. Das Forscherteam fordert nun, vor Zulassung von neuen Pestiziden die Folgen für nützliche Insekten genauer zu erforschen und auch die Folgen für die Darmflora in die Risikobewertung aufzunehmen.
Quelle: Uni Halle