1303380631.jpg

© Michael Weinert

Orchideen fürs Freiland

Ein Artikel von Michael Weinert | 02.05.2011 - 09:55
1303380631.jpg

© Michael Weinert

Das lückenhafte Wissen über die Ansprüche dieser Orchideen hält noch einige Gärtner davon ab, es mit diesen hochwertigen Neuheiten zu versuchen, auch wenn sie gut ins Sortiment passen würden. Dabei ist es gar nicht schwer, wenn ein paar wesentliche Punkte beachtet werden.

1303379740.jpg

© Michael Weinert

Erfolg mit kräftigen Wurzeln
Die Größe und Qualität, in der Sie die Rhizome erhalten, sind entscheidend für den weiteren Erfolg. Cypripedium-Hybriden sind einfach und risikolos weiter zu kultivieren – ähnlich wie Farne oder Hosta – wenn die Rhizome kräftig und gut verwurzelt aussehen. Wichtig sind weiße Wurzeln, kräftige Sprossknospen, blühfähig oder höchs­tens ein bis zwei Jahre von der Blüte entfernt. Am einfachsten ist die Kultur ausgepflanzt in Schattenbeeten, aber auch eine Topfkultur ist möglich. Nachdem die Gartenorchideen nur verhältnismäßig wenige, dafür aber dicke Wurzeln treiben, bildet sich im Topf kein Wurzelballen. Beim Auspflanzen fällt die Erde also sowieso auseinander, sodass der Topf nur als Transport- oder Verkaufsgefäß einen Sinn hat. Wird im Ok­tober im wurzelnackten Zu­stand gepflanzt oder die Rhizome an die Kunden geschickt, ist die Beetkultur einfacher und weniger aufwändig. Zugleich ist Oktober der beste Pflanzzeitpunkt für die Pflanzen.

1303379908.jpg

© Michael Weinert

Ausgangsmaterial = Staudensubstrat
Die exakte Substratmischung zur Kultur ist weniger wichtig, solange sie locker und luftig bleibt. Mineralische Anteile sorgen für dauerhafte Durchlüftung und Drainage. Jeder Betrieb hat seine bewährten Mischungen für Stauden, die dann auch für die Cypripedium-Hybriden verwendet werden können. Im Garten akzeptieren die Frauenschuhe jeden normalen Gartenboden, solange er nicht extrem trocken oder staunass ist. Düngen ist vor allem im Frühjahr beim Austrieb wichtig. Die Blätter sollen immer schön grün sein. Jeder übliche Staudendünger ist geeignet. Sollten die Blätter vor September schon gelblich oder braun werden, ist entweder zu wenig Dünger oder ein zu heller Standort die Ursache.

1303380888.jpg

© Michael Weinert

Von Frühjahr bis Herbst ist für die Kultur eine Schattenhalle oder das Schattieren mit Holzlatten empfehlenswert. Direkte, heiße Sonnenbestrahlung mögen Frauenschuhe nicht, denn ursprünglich sind sie Bewohner lichter Wälder. Eine Lattenschattierung lässt viel kühle Luft durch. Ganz im Gegensatz dazu das übliche grüne Schattiergewebe. Es hält zwar das Licht ab, nicht aber die Hitzestrahlung, und vermindert die Ventilation. Somit verwenden Sie besser Schattengewebe mit Aluminiumstreifen und 60 bis 70 % Schattierung. Je öfter die Temperatur im Sommer unter 30–35 °C bleibt, umso besser. Nächtliche Abkühlung und Taubildung lässt die Cypripedien trocken-heiße Tage vergessen.

1303380761.jpg

© Michael Weinert

Konkurrenz vermeiden
Perfekte Bedingungen finden sich im Schlagschatten an der Nordseite eines Gebäudes oder Gewächshauses. Eine hohe Schattenhalle erzeugt ebenfalls das kühle Klima, das Cypripedium-Hybriden so lieben. Wichtig ist nur, dass keine Konkurrenz den Frauenschuhen Wasser, Nährstoffe oder Licht streitig macht. Denken Sie daran, wenn Sie die Gartenorchideen neben an­dere Kulturen stellen oder wenn das Bodenbeet in der Nähe von Bäumen steht. Deren Wurzeln wachsen gern in den lockeren Boden des Orchideenbeetes und werden un­bemerkt den Cypripedien das Leben schwer machen. Die Frauenschuhe gehen zwar nicht ein, zeigen dann aber nicht den starken jährlichen Zuwachs an Sprosszahl und Blüten, für den die Kreuzungen mittlerweile bekannt sind.

1303381023.jpg

© Michael Weinert

Frost? Kein Problem!
Im Winter sind Temperaturen von –20 °C oder noch kälter kein Problem, auch nicht bei getopften Pflanzen. Kein Frostschutz­vlies verwenden! Darunter können sich Mäuse halten und es besteht die Gefahr von Fäulnis und zu frühem Austrieb. Güns­tig ist auch im Winter der Schutz vor Sonne, damit die Pflanzen nicht tagsüber auftauen. Man darf sich nicht irritieren lassen, dass die Sprossknospen bereits Ende des Herbstes aus der Erdoberfläche herausspitzen. Die Sprossspitzen sind völlig kälteresistent, solange sie sich noch nicht im Austrieb geöffnet haben. Daher ist auch die Überwinterung in einem Kalthaus nicht ratsam, da die Frühjahrssonne nur zu einem verfrühten Wachstumsstart beiträgt. Ab 5 °C beginnt im Frühjahr bereits der Austrieb und ist dann auch nicht mehr zu stoppen. Solange die Pflanzen im Freiland die natürlichen Temperaturen erhalten, sind Spätfröste kein Problem. Versuchen Sie es mit Cypripedium-Hybriden! Sie werden die Gartenorchideen von ihrer prob­lemlosen und äußerst dekorativen Seite erleben.
Info: www.w-frosch.de