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© Felix Glück

Die Produktionsleistung

Ein Artikel von DI Felix Glück | 16.03.2007 - 00:39

Kennen Sie die Situation, Sie wollen etwas errechnen und eine Variable ist unbekannt? Früher in Mathematik vielleicht! Aber im Betrieb? Probleme stecken gewöhnlich im Detail und um sie aufzudecken, reicht die alleinige Analyse des Jahresabschlusses nicht mehr aus. Sie wollen mehr über ihren Betrieb erfahren? Dann müssen Sie in die Tiefe gehen und dort stecken Variablen.

Nicht jede ist unbekannt, doch je nach Struktur und Ausstattung des Betriebes ist die Produktionsleistung (=Wert der Eigenproduktion) eine Unbekannte. Doch diese Unbekannte brauchen Sie für‘s Controlling, denn ohne Produktionsleistung keine Analyse der Unternehmensbereiche und ohne Analyse der Produktion keine Kenntnisse über Stärken und Schwächen im Produktionsbereich. Kennen Sie als Betriebsleiter die Schwächen der Produktion, so können Sie diesen entgegenwirken. Wissen Sie, wo Ihre Stärken liegen, dann können Sie auch dies gezielt ausbauen. Nur wer seinen Betrieb richtig kennt, kann in Zukunft konkurrenzfähig bleiben.

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Lösungsvorschläge
1. Sie erfassen Menge und Preis jedes einzelnen Produktes, das die Produktion verlässt. Beachten Sie dabei jedoch, dass eine Erfassung, die nicht schnell und komfortabel im Betriebe durchgeführt werden kann, während der Saison gerne vernachlässigt wird.
2. Sie erfassen in Ihrem Betrieb die Wareneingänge, Warenströme, Warenausgänge mittels eines ordentlich gepflegten Warenwirtschaftssystems, in dem innerbetriebliche Verrechnungspreise hinterlegt sind. Aus Warenabgängen der Produktion und den innerbetrieblichen Verrechnungspreisen können Sie sich die Produktionsleistung errechnen lassen.
3. Sie verwenden die Methode der Technischen Universität München (TUM) zur Ermittlung der Produktionsleistung. Mit Hilfe von festgelegten Regeln, wenigen Kulturaufzeichnungen und innerbetrieblichen Verrechnungspreisen erhalten Sie mittels einer Excel-Anwendung schnell und einfach den Wert der Eigenproduktion.

Methode zur Ermittlung der Produktionsleistung
Zur Ermittlung der Produktionsleistung müssen sich grundsätzlich die Leiter/innen der unterschiedlichen Absatzkanäle (Endverkauf, Friedhof, Großhandel etc.) mit dem/der Produktionsleiter/in gemeinsam darauf einigen, welche Produkte in welcher Menge und zu welchem Zeitpunkt den Absatzkanälen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Vor der Ermittlung der Produktionsmenge einer Kultur muss jeder Absatzkanal seine geplante Verkaufsmenge verbindlich der Produktion bestätigen. Die jeweiligen Absatzkanäle übernehmen für die zugesicherten Mengen jeder Kultur die Verantwortung und damit auch bei mangelndem Absatz die Warenverluste bis zur zugesicherten Menge. Am Ende der Produktionszeit (=Verkaufsbeginn) einer Kultur / Satz, bestimmen wiederum alle Abteilungsleiter gemeinsam die verkaufsfähigen Qualitäten, deren Mengen und innerbetrieblichen Verrechnungspreise. Produkte, die vor Verkaufsbeginn nicht als verkaufsfähig eingestuft werden, sind sofort Warenverluste der Produktion und Überschüsse werden erst dann zu Warenverlusten, wenn sie nicht bis Saisonende veräußert werden können.

Excel-Anwendung
Die Excel-Anwendung ist so konzipiert, dass mit der Einigung auf ein Produktionsprogramm die Kulturbzw. Satzbezeichnung, der geplante Verkaufsbeginn und die dazugehörige Produktionsmenge in die jeweils vorgesehene Spalte eingetragen wird.
Zusätzlich können zu diesem Zeitpunkt auch die zugesicherten Abnahmemengen der Absatzbereiche in extra vorgesehene Spalten dokumentiert werden, damit am Produktionsende die Verantwortlichkeiten nachgewiesen werden können. Nach der Produktionszeit, also mit Verkaufsbeginn, vereinbaren die Abteilungsleiter gemeinsam die verkaufsfähige Menge einer Kultur bzw. eines Satzes sowie einen dazugehörigen innerbetrieblichen Verrechnungspreis (InbVP), welcher ungefähr dem Großhandelspreis (GHP) entspricht.
Beide Größen werden in der Excel-Anwendung zur Verrechnung festgehalten. Die zu diesem Termin nicht verkaufsfähigen Produkte werden prozentual oder genau in Stück je Kultur bzw. Satz festgehalten und damit der Produktion als Warenverlust berechnet. Die Produktionsleistung wird in der Excel-Anwendung als Summe von Erträgen der Kulturen bzw. Sätzen ausgewiesen. Wichtig bei der Anwendung ist, dass alle Abteilungsleiter gemeinsam die jeweiligen Qualitäten, Mengen und Preise festlegen, damit im Nachhinein keine Schuldzuweisungen möglich werden.

Hinweis: Der Autor bearbeitet in einem Team ein Forschungsprojekt zum Thema „Controlling in bayerischen Gartenbaubetrieben“, bei dem in zwei Arbeitskreisen die entwickelte Anwendung auf Praxistauglichkeit überprüft wird. Für eine begrenzte Anzahl an bayerischen Gartenbaubetrieben besteht die Möglichkeit sich diesen Arbeitskreisen anzuschließen. Für Österreich besteht eine ähnliche Möglichkeit.

Info

Info:
DI Felix Glück
TU München/Weihenstephan
Alte Akademie 14
D-85350 Freising
Tel. 0049/8161-713577
glueck@wzw.tum.de