Ziel des Versuches waren Auswirkungen unterschiedlicher Klimabedingung (Wiener Becken und Alpenvorland) und Standortsexposition (nord- und südseitig) auf Gesundheit, Aussehen und Blühverhalten zu untersuchen.
Eine Sorte – Drei Standorte. Alle Pflanzen – mit Ausnahme von Impatiens auricoma 'Jungle Gold', sie wurde durch Aussaat vermehrt – wurden als bewurzelte Stecklinge bezogen und nach dem Topfen im Gewächshaus bei 15 °C (Lüftung ab 18 °C) kultiviert. Am 11. Mai wurden die Pflanzen in Balkonkästen gepflanzt. Das Auspflanzsubstrat setzte sich aus Neuhaus N4 und den Langzeitdüngern Osmocote plus 3/4 (1 kg/m²), Osmocote plus 5/6 (2,5kg/m²) und Osmocote plus 8/9 (0,5 kg/m²) zusammen.
Großanlagen simuliert. Die Bewässerung erfolgte mit Tropfschläuchen, die mit einem Bewässerungscomputer (Gardena 1060 Profi) gesteuert wurden. Ein Feuchtesensor stellte sicher, dass bedarfsgerecht nur bei trockenem Substrat bewässert wurde.
Die Flüssigdüngung erfolgte ab 19.Mai mit jedem Bewässerungsvorgang mittels Düngebeimischer (Dosatron DI 16). Als Düngemittel wurde Hakaphos rot (8+12+24+4) in einer Konzentration von 0,03 % eingesetzt.
Es erfolgte keine weitere Pflege wie Rückschnitt oder Ausbrechen der vertrockneten Blüten. Auf diese Weise wurden Bedingungen simuliert, wie sie bei großen Anlagen – z.B. Balkonbepflanzungen an Hotels oder öffentlichen Gebäuden – vorzufinden sind. Die ausgewerteten Ergebnisse der Sorten im Folgenden:
Petunia 'Famous Pink Morn' (Fa.Selecta Klemm): Sorte mit kompaktem, überhängendem Wuchs und rosafarbenen Blüten mit weißer Mitte. Sie brachte im pannonischen Wien mehr Blüten hervor als am Zinsenhof. Blattqualität und Vitalität der Pflanzen blieben im Alpenvorland länger erhalten.
Die Sorte bildet im südseitig exponierten Kasten mehr Blüten aus als im nordseitig exponierten Blumenkasten. Dieser Unterschied zeigte sich vor allem im Spätsommer, als die Blühleistung im Schatten deutlich nachließ. Im Schatten blieben die Pflanzen jedoch länger vital.
Obwohl Petunien für voll sonnige Standorte empfohlen werden, zeigten auch die Pflanzen im nordseitig exponierten Kasten monatelang gesunde Blätter und vitalen Wuchs. Ab dem Spätsommer nahm die Blütenfülle allerdings ab.
Argyranthemum frutescens 'Vanilla Butterfly' (Kientzler): Diese Sorte zeigt große gelbe Blüten, gilt als ausgesprochen hitzetolerant und blüht den Sommer durch. Allerdings ist ein regelmäßiges Ausputzen der eingetrockneten Blüten zu empfehlen, da diese den Gesamteindruck stören. Die Anzahl der Blüten war bis zum Oktober in Wien höher als am Zinsenhof. Das pannonische Klima wirkte sich auch auf die Kriterien Blattqualität, Vitalität und den Gesamteindruck positiv aus. Im September erfolgte ein erneuter Durchtrieb, der zu einer Steigerung der Blütenanzahl führte.
Im südseitig exponierten Balkonkasten bildeten sich mehr Blüten. Außerdem zeigten die Pflanzen in der Sonne ab August einen verstärkten Austrieb, der zahlreiche neue Blüten hervorbrachte. Der Gesamteindruck am sonnigen Standort wurde besser bewertet als im Schatten.
Impatiens auricoma 'Jungle Gold' (Austrossaat): Diese Art mit nur einer kultivierten Sorte wird über Saatgut vermehrt und für schattigere und eher trockene Standorte empfohlen. Die Pflanzen kamen mit den Bedingungen in Wien deutlich besser zurecht, der Kasten wurde in allen Kriterien höher bewertet als der am Zinsenhof. Während der wärmeren Monate blühte diese Sorte im Schatten reichlicher und vor allem mit stärkerer Farbintensität. Im Spätsommer verlor sie im Schatten immer mehr Blätter und stellte die Blüte ein; ihre dicken, fleischigen Triebe begannen zu faulen. Die in der Sonne stehenden Exemplare blühten dagegen weiter. Am Ende der Versuchsdauer waren alle Kästen unansehnlich, die Pflanzen größtenteils abgestorben. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass diese Pflanze nur für geschützte, warme und trockene Plätze in milderem Klima zu empfehlen ist.
Impatiens 'Paradise Improved Sumba' (Neuguinea-Gruppe); (Kientzler): Sie ist großblütiger mit orangeroter Blüten auf aprikotfarbenem Grund und wüchsiger als die ursprüngliche Sorte 'Paradise Sumba'. Die klimatischen Bedingungen in Wien führten zu einer höheren Blütenanzahl als am Zinsenhof. Bezüglich der Kriterien Blattqualität und Vitalität konnten keine Unterschiede festgestellt werden.
Im Versuch zeigten sich Vorteile betreffend der Verwendung in der Sonne: So blühten bis zum Ende der Versuchsperiode (Anfang Oktober) die an der Südseite der Schule stehenden Pflanzen deutlich länger und blieben auch vitaler als jene im Schatten.
Bidens ferulifolia Solaire Star 'Bidcomtis' (Syngenta Seeds): Diese Neuheit hat einen schönen, kugeligen Wuchs und große, kurz gestielte Blüten. Sie schnitt bei allen Kriterien am Zinsenhof besser ab. Der größte Unterschied war bei der Blattqualität und der Vitalität festzustellen: Der Kasten in Wien unterlag deutlich. Im Spätsommer war am Zinsenhof auch ein erneuter Durchtrieb zu beobachten, der zu einem Anstieg der Blütenzahl führte. Es zeigte sich auch, dass die südseitig exponierten Pflanzen den ganzen Sommer über stärker blühten. Auch die Boniturnoten für Einheitlichkeit in Wuchs und Blüte sowie Vitalität fielen bei den Pflanzen in der Sonne besser aus.
Osteospermum ecklonis 'Banana Symphony' (Kientzler): Diese Sorte mit einem breit ausladenden, kompakten Wuchs und goldgelben Blüten bildete in Wien deutlich mehr Blüten. Die Blütenzahl war über den Sommer hinweg konstant, während sie am Zinsenhof bis Ende August zurückging und dann bis zur letzten Aufnahme wieder leicht anstieg. Ähnlich schwankten auch die Werte der Vitalität: Die Sorte war zu Beginn und gegen Ende des Sommers vitaler als im Hochsommer. Blattqualität und Gesamteindruck wurden in Wien besser bewertet. In der Sonne zeigten sich mehr Blüten als im Schatten. Ab September begannen an allen Standorten Pflanzen abzusterben.
Mecardonia 'Goldflake' (Kientzler): Mecardonia stellt eine im Gartenbau neue Gattung mit hängendem Wuchs und vielen kleinen, gelben Blüten dar. Obwohl die Blütenanzahl am Zinsenhof höher lag als in Wien, blieb die Blütenwirkung beider Kästen gering. Bei allen weiteren Kriterien schnitt der Kasten am Zinsenhof deutlich besser ab. Während der gesamten Versuchsdauer bildeten sich am Schattenstandort keine Blüten aus. In der Sonne gab es an allen Boniturterminen Blüten zu sehen, aber erst ab August konnte von einer nennenswerten Blütenwirkung gesprochen werden. Im Schatten starben ab August alle Pflanzen ab. Im südseitig exponierten Kasten gab es keine Ausfälle, Vitalität und Blattqualität nahmen gegen Sommerende aber stark ab.
Scaevola saligna 'Diamond' (Westhoff): Im pannonischen Klima Wiens zeigten sich mehr Blüten als im Alpenvorland, wobei es im August generell zu einer Abnahme der Blütenanzahl kam. Diese war – im Gegensatz zum Zinsenhof – am Gelände der HBLFA nur vorübergehend, so dass Anfang Oktober wieder eine Steigerung der Blütenanzahl zu verzeichnen war. Auch die Blattqualität erreichte in Wien bessere Werte als am Zinsenhof.
Die Blütenanzahl im südseitig exponierten Kasten war höher. Auch Blattqualität und Vitalität blieben in der Sonne länger erhalten. Im Schattenkasten war ab August ein Abbau der Pflanzen zu beobachten, der zum Absterben aller fünf Pflanzen führte.
Sutera grandiflora 'Taifun Mega White' (Westhoff): Bis zum Herbst konnten keine klimabedingten Unterschiede festgestellt werden. Alle Kriterien wurden mit guten Noten beurteilt. Die Vitalität, die Einheitlichkeit in Wuchs und Blüte sowie die Intensität der Blütenfarbe erhielten an beiden Orten immer die Bestnote. Anfang Oktober standen die Pflanzen am Zinsenhof in voller Blüte, während in Wien zum selben Zeitpunkt weniger Blüten zu sehen waren. Generell war die Bewertung in der Sonne höher, doch auch im Schatten bildeten sich zahlreiche Blüten mit hoher Strahlkraft. Was den Gesamteindruck betrifft, schnitt der südseitig exponierte Kasten besser ab.
Lobelia erinus Laguna Sky Blue 'Loboudtis' (Syngenta Seeds): Während die Blütenanzahl am Zinsenhof bis Anfang Oktober auf Null zurückging, stieg sie in Wien – nach einem Rückgang während des Hochsommers – ab September wieder an. Diese Entwicklung nahm auch die Vitalität: Bis Anfang Oktober waren am Zinsenhof alle Pflanzen abgestorben, in Wien kam es dagegen zur Ausbildung neuer Triebe und Blüten. Im Hochsommer waren am schattigen Standort mehr Blüten zu beobachten als in der Sonne, allerdings drehte sich dieses Verhältnis bis Anfang Oktober um. Auch Vitalität, Blattqualität und Gesamteindruck wurden an der Südseite mit Ausklang des Sommers besser beurteilt.
Verbena 'Fuego Scarlet' (Selecta Klemm): Bei dieser Verbene handelt es sich um eine stark wüchsige, hängende Sorte mit scharlachroten Blüten. Alle Pflanzen waren bald mit Echtem Mehltau befallen. Dies verhinderte vorerst auch die Ausbildung von gesunden Trieben und Knospen. Die Werte für die Blattqualität, Blütenanzahl und Gesamteindruck nahmen daher rapide ab. Erst im Spätsommer erholten sich die Pflanzen am Zinsenhof etwas und bildeten gesunde Neutriebe mit Blüten aus. Auch in Wien zeigten die Pflanzen im Herbst an beiden Standorten kurzzeitig verstärkte Triebbildung, wobei dies am sonnigen Standort deutlicher zu beobachten war. Auch diese Triebe wurden bald von Mehltau befallen und es kam zu einem raschen Abbau der Pflanzen.
Aufgrund der Versuchsfrage wurde auf einen Pflanzenschutzmitteleinsatz verzichtet.
Nemesia Sunsatia Lemon 'Intraigold' (Kientzler): Die Pflanzen am Zinsenhof blühten von Beginn an stärker als in Wien und hielten diesen Vorsprung bis zum Versuchsende. Blütenanzahl, Vitalität und Blattqualität nahmen an beiden Versuchsorten ab, wobei sich der Abbau im pannonischen Klima rascher vollzog als am Zinsenhof.
Die Bewertungen waren in der Sonne höher als im Schatten. Der Abbau der Pflanzen vollzog sich gleichmäßig und begann am Schattenstandort bereits im August. Anfang Oktober waren alle Pflanzen an der HBLFA abgestorben. Will man Blüte und Vitalität bis zum Saisonende erhalten, empfiehlt sich ein Rückschnitt der abgeblühten Triebe, der hier entsprechend der Versuchsplanung nicht erfolgte.
Calibrachoa 'Minifamous Caribbean Sunset' (Selecta Klemm): Diese Sorte entstammt derselben Serie wie die bereits beschriebene Calibrachoa 'Minifamous Orange'.
Die Pflanzen am Zinsenhof wurden in allen Kriterien höher bewertet als die Pflanzen in Wien. Ein Abbau konnte an beiden Standorten beobachtet werden, wobei er an der HBLFA bereits früher einsetzte, so dass bis Oktober alle Pflanzen abgestorben waren, während an den – noch blühenden – Vergleichsexemplaren am Zinsenhof nur Blattschäden sichtbar waren.
Im sonnenexponierten Kasten konnte eine höhere Blütenanzahl beobachtet werden, obgleich die Sorte auch im Schatten durchgehend Blüten von hoher Farbintensität hervorbrachte. Am Sonnenstandort starben bis Oktober alle Pflanzen ab, während im Schatten ab August ein langsamer Abbau zu beobachten war. Dennoch überlebten die Pflanzen die Versuchsdauer.
Sonnenplätze bevorzugt
Die Ergebnisse zeigen, dass sich ein sonniger Standort generell positiv auf die Blütenanzahl und die Vitalität auswirkt. Einige für sonnige Standorte empfohlene Pflanzen können aber auch bis zum Spätsommer für Schattenbepflanzungen eine Bereicherung darstellen.
Durch die Auswahl geeigneter Sorten und unter Beachtung groß- und kleinklimatischer Gegebenheiten können viele Beet- und Balkonpflanzen auch außerhalb der empfohlenen Standortbereiche verwendet werden.
Für Züchtungsfirmen kann es ein Wettbewerbsvorteil sein, die Eignung ihrer Produkte für verschiedene Standorte zu testen und diese Ergebnisse an ihre Kunden weiterzugeben.