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Eine neue Dimension

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 04.03.2005 - 00:00
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Seit rund drei Jahren haben Werner Sandner und sein Sohn Sebastian den Plan, eine neue Gärtnerei zu eröffnen. Sie waren in ganz Europa unterwegs, um Ideen zu sammeln. Mit dem Grundstück neben dem Stift St. Florian bei Linz haben die beiden Gärtner den idealen Standort für die Umsetzung ihres ehrgeizigen und innovativen Projektes gefunden.

Alt und Neu vereint. In der Umgebung von Linz sind Gärtnereien eher spärlich gesät, weshalb die Sandners auf ein relativ großes Einzugsgebiet setzen. Neben der Nähe zu Linz war auch die nah gelegene Autobahnabfahrt ein Argument – ein großer Pluspunkt für die Erreichbarkeit. Nicht zuletzt war es aber das barocke Umfeld, das den Ausschlag für die Entscheidung gab.
Die Gärtnerei befindet sich nämlich in unmittelbarer Nähe des Stiftes St. Florian. Dazu gehört ein barocker Gartenpavillon, der die Gärtnerei einzigartig macht und den es in das Ensemble zu integrieren galt. Mit dem fünfschiffigen Gewächshaus – einer Idee des Juniors – konnte diese Herausforderung meisterlich gelöst werden und eine ansprechende Verbindung von Alt und Neu hergestellt werden.
Die 2.400 m² große, symmetrische Konstruktion von Gabler, Schorndorf/D befindet sich genau gegenüber dem Pavillon, mit dem sie durch einen barocken Garten mit Wasserbecken verbunden ist. Vom etwas zurückversetzten Mittelschiff aus hat man freien Blick auf das barocke Denkmal und den Garten, der Lust auf einen Spaziergang im Grünen macht.
Obwohl die Mitte des Gewächshauses eine Höhe von 8,5 m hat, wird die Aussicht vom Pavillon auf das Stift nicht beeinträchtigt – ein nicht unwesentlicher Punkt, da das gesamte Areal unter Denkmalschutz steht.

Das Gewächshaus als Bühne. Die Sandners verstehen ihr Gewächshaus nicht als Arbeitsplatz, sondern als Bühne. „Wer die Arbeit liebt, wird nie in seinem Leben arbeiten“, stimmt das engagierte Team mit Konfuzius überein. Von ihren Kunden fordern die beiden Gärtner vor allem eines: Zeit. „Der Kunde soll einen ganzen Tag bei uns verbringen können“, so Sandner sen. Und das dürfte bei dem umfangreichen Angebot nicht schwer fallen.
Das Gewächshaus ist in drei Klimazonen mit 18, 15 und 5-11&supo;C unterteilt. Betritt man die Gärtnerei, so steht man auf einem Lärchenholzsteg, von dem aus man die gesamten Flächen von oben überblicken kann. Ein Bild, das Assoziationen mit Palmenhäusern oder Orangerien wach werden lässt. Der Steg führt den Besucher durch die beiden Warmhäuser und endet schließlich ebenerdig im Kalthaus. Von hier aus kann der Rundgang durch die Gärtnerei beginnen.
Die Wegeführung ist dabei nicht starr vorgegeben. Von einem Hauptweg aus kann man verschiedene Gartenräume erforschen, die den Besucher neugierig machen sollen. Der Boden ist nicht versiegelt, sondern besteht aus einer Art wassergebundene Decke, die den Parkcharakter verstärkt.

Gartenräume zum Wohlfühlen. Was die Einrichtung betrifft, so wird großer Wert auf Atmosphäre gelegt, was durch die Verwendung von viel Holz und Terracotta erreicht wird. „Der Kunde möchte nichts absolut Kahles, er will sich wohl fühlen“, ist Werner Sandner überzeugt. Die Pergolen aus der alten Gärtnerei in Eferding werden diesen Ansprüchen gerecht und fungieren gleichzeitig als Raumteiler. Fixe Einbauten wurden nicht vorgenommen, da man mindestens 4 mal pro Jahr, der Jahreszeit entsprechend, umbauen möchte.
Die Pflanzen werden nicht nach Gruppen getrennt, sondern bunt gemischt präsentiert – so, wie es auch im Garten des Kunden aussehen könnte. An den Beispielen soll er sich Anregungen für den eigenen Garten oder Balkon holen können. Infotafeln mit Geschichten regen zum Verweilen an und erzählen Wissenswertes rund um die Pflanzen. So wird eine Beziehung der Kunden zu den Pflanzen hergestellt.
Mit bis zu 8,5 m Firsthöhe bietet das Gewächshaus viel Platz. Diese Höhe wollten die Sandners auch für die Präsentation ihrer Pflanzen ausnutzen und platzierten ein paar besonders groß gewachsene Exemplare als Blickfang im Gewächshaus. Dazu gehören z. B. ein Kastanienbaum beim Café, eine silbergrau gefärbte Butia-Geleepalme, eine Zeder und ein 250 Jahre alter Olivenbaum im Toscanabereich – Sandners ganzer Stolz. Solche Prachtexemplare findet man sicher nicht überall.

Neuheiten aus ganz Europa. Kräuter und Gewürze sind derzeit ein besonders starkes Thema, erzählt Sandner sen. Er war einer der Ersten, der vor 25 Jahren ausgefallene Kräuter angeboten hat. Heute führt er 60 Arten, wobei nicht die Vielfalt das Um und Auf ist: „Ich habe die besten und die neuesten Sorten. In England finde ich all das.“
Für Werner Sandner, der für die Produktion und den Einkauf zuständig ist, ist kein Weg zu weit, um an Besonderheiten und Neuheiten heranzukommen. Dazu unternimmt er regelmäßige Reisen nach England oder in die Niederlande. Dort hat er einen Betrieb gefunden, der sich auf Helleborus spezialisiert hat. Nun bietet er rote und weiße Typen der Pflanze als Schwerpunkt an.
Da es nicht in seinem Sinn ist, das ganze Jahr über ein Riesenangebot zu haben, versucht Sandner je nach Saison Aktuelles anzubieten: „Wir machen Schwerpunkte, wo wir die besten und neuesten Sorten präsentieren.“
Besonders am Herzen liegt dem Gärtnermeister die Gruppe der Zimmerpflanzen, da hier vom branchenfremdem Handel viel Schaden angerichtet werde. Gute Qualität und fachliche Beratung seien aber unerlässlich und nur beim grünen Fachmann erhältlich. Der Kunde lohne das, auch wenn der Preis beim Gärtner höher ist.

Kaffeepause im ‘La Gioia’.Wer die grüne Umgebung auf sich wirken lassen oder einfach einen Moment entspannen möchte, der hat dazu im Café „La Gioia“ Gelegenheit. Es befindet sich in der wärmsten Klimazone, am sog. Hauptplatz. Auch hier orientierten sich die Sandners am Vorbild Englands, wo fast keine Gärtnerei ohne integriertes Café auskommt und wo die Gastronomie einen entscheidenden Anteil des Umsatzes (bis zu 40 %) ausmacht.
La Gioia ist mit einer Bodenheizung ausgestattet, damit einer angenehmen Kaffeepause nichts im Weg steht. Für entsprechende Kühle im Sommer ist ebenfalls gesorgt.

Neues Lüftungssystem. Mit dem neuen Lüftungssystem soll in den heißen Monaten die Temperatur im Gewächshaus sogar niedriger als draußen sein. Dafür sorgt die Dachkonstruktion aus Fünffach-Stegplatten, die im Sommer eine kühlendere Wirkung als Glas haben und außerdem mit einer hohen Lichtdurchlässigkeit und Wärmedämmung punkten.
Das Dach ist mit drei bzw. zwei Lüftungsklappen ausgestattet, wodurch es sich fast ganz öffnen lässt und Freilandklima verbreitet.
Gesteuert werden die Funktionen mit einem Klimacomputer, RAM, Herrsching/D. Die gesamte Antriebstechnik wurde von der Firma Lock, Ertingen/D installiert.
Mit 5,10 m ist die Rinnenhöhe aller fünf Gewächshausschiffe gleich hoch. Das Mittelschiff ist mit 8,5 m Firsthöhe etwas höher als die Außenschiffe. Das wurde auch farblich unterstrichen: Die Energieschirme, Plantechnik Hartmann, Großmaischeid/D, strahlen hier in Gelb, jene der angrenzenden Bereiche sind in dezentem Grün gehalten. Mit dem roten Café ergibt sich so ein besonders harmonisches Bild.

Auf der Suche nach Einzigartigem. Was das Angebot der Floristik betrifft, hat man sich auf die Suche nach Einzigartigem begeben. „Wir suchen mühsam aus, was andere noch nicht haben.“ Besuche auf internationalen Messen sind daher Pflicht.
Das Gleiche gilt für die Produktion. Neben dem umfassenden Sortiment, das sich aus Kübelpflanzen, Stauden, Gehölzen, Kleinbäumen, Zimmerpflanzen u. v. m. zusammensetzt, bleiben Saisonblumen aus der eigenen Produktion das ganze Jahr ein Schwerpunkt. Auf 2.700m² und drei Klimazonen produziert Sandner das gesamte Beet- und Balkonpflanzenprogramm, Sommertopfpflanzen und -stauden sowie Herbstblumen und Poinsettien.
Ein großer Teil der Pflanzen wird als Rohware eingekauft. Auf internationalen Reisen werden jene Lieferanten ausfindig gemacht, die die beste Qualität und Besonderheit haben. Dazu gehören auch einige österreichische Betriebe.
Das Produktionsgewächshaus, Van der Heide, Maassluis/NL, ist mit Doppelfolie eingedeckt, was für eine optimale Isolierung sorgt.
Sowohl das Produktions- als auch das Verkaufsgewächshaus ist an die Hackschnitzelheizung des Stiftes angeschlossen. Im Mittelteil der Produktion wird mit einer Rohrheizung unter den Rolltischen, Knecht, Metzingen/D, geheizt, in den beiden anderen Bereichen hat man sich für eine Luftheizung, Kuba, Raubling/D, entschieden. Die Heizung ist unter den Tischen platziert und bläst die warme Luft mittels Schlauch unter die Tische – genau dort, wo sie benötigt wird. Die Sandners sind mit dieser individuellen Lösung sehr zufrieden.
Gegossen wird mit dem Schlauch, das Wasser dazu stammt von 3 Regenwasserbecken, die bis zu 300m³ Dachwasser fassen. Versetzt mit Dünger wird es auf den Ebbe-Flut-Tischen angestaut und Überschüsse über Leitungen wieder in die Speicherbecken geleitet.

Gemeinsam für den Kunden. Werner Sandner, der Gärtner in 2. Generation ist, kann am neuen Standort in St. Florian auf seine langjährige Berufserfahrung zurückgreifen. Gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian hat er für die Gärtnerei ein völlig neues Mitarbeiterteam zusammengestellt. Sechs Angestellte, darunter auch seine Tochter, die das Café leitet, betreuen Kunden und Pflanzen. Dabei muss jeder einzelne sämtliche Bereiche beherrschen, denn: „Wir wollen die Kunden bedienen und sie bis zur Kassa begleiten.“
Die Sandners setzen sich für eine kontinuierliche Weiterbildung ihres Teams ein. Dafür soll u. a. der Donnerstag genutzt werden, an dem die Gärtnerei geschlossen ist. Von Montag bis Samstag stehen den Besuchern die Türen bis 18Uhr offen, und auch am Sonntag wird es von 14-17 Uhr eingeschränkten Verkauf geben.

Gärtnerei mit Begleitservice. Ziel der beiden Betriebsführer ist es, eine Partnerschaft zum Kunden aufzubauen. Um das zu erreichen, bieten sie neben herkömmlichen Dienstleistungen, wie Lieferung und Überwinterung, auch ein Service namens Begleitung an. Der Gärtner begleitet den Kunden nach dem Kauf der Pflanzen per E-Mail ein Jahr lang und steht bei Problemen mit Rat zur Seite. Ein erstes Bild von der Gärtnerei und dem dazugehörigen Team konnte man sich bei der Eröffnung am 11. Februar bzw. während der Eröffnungstage vom 12. bis 14. Februar machen.
Werner Sandner freut sich über das rege Interesse der Besucher und die neue Gärtnerei: „Ich war überrascht, es ist wesentlich schöner geworden, als ich geglaubt habe. Darauf bin ich stolz.“

Daten & Fakten

Infrastruktur
Die Gärtnerei liegt in unmittelbarer Nähe zum Stift St. Florian. Die Stadt Linz bzw. eine Autobahnabfahrt sind nicht weit entfernt.
Absatz
100 % Detailverkauf
Veranstaltungen
Schwerpunkte, z. B. Frühlingserwachen, Start in den blühenden Sommer, Glühender Sommer, Zauberhafter Herbst oder Winterliches Wohlfühlen
Betriebsführer
Werner und Sebastian Sandner
Betriebseröffnung
Februar 2005
Fläche
2.400 m² Verkaufsfläche
2.700 m² Produktionsfläche
2.200 m² Schau- und Themengärten
Heizung
Anschluss an die Hackschnitzelheizung des Stiftes
Kulturen
Beet- und Balkon, Topfpflanzen, Stauden, Herbstblumen, Poinsettien