Am 20. März war astronomischer Frühlingsbeginn, der meteorologische am 1. März. Daran hält sich die Natur aber schon länger nicht, immer früher melden sich die Pflanzen aus dem Winterschlaf zurück und zeigen ihre Blüten. Da gleichzeitig auch der Herbst immer später beginnt, verlängert sich die Vegetationsperiode entsprechend. Das kann positiv sein aber auch negativ, wie der Landwirtschaftlichen Informationsdienst LID am Beispiel der Schweiz berichtet.
Weniger Ruhezeit für die Pflanzen
In Genf treiben die Blätter der Rosskastanien ca. zwei Wochen früher aus als vor 100 Jahren und im Liestal (Baselland) blühten die Kirschen 2021 Ende März während sie vor 100 Jahren erst Mitte April erblühten. Das Phänomen betrifft aber nicht nur einzelne Bäume, wie Meteo Schweiz mit Daten belegen kann, erwachen die Pflanzen grundsätzlich früher aus dem Winterschlaf. Die Haselstrauchblüte ist um 18 Tage früher als vor 70 Jahren, die der Buschwindröschen 10 Tage früher. Diese Beobachtungen bestätigt auch der Schweizer Obstbauverband, das Blühdatum von Kern- und Steinobst habe sich in den vergangenen 80 Jahren um ca. 15 Tage vorverlegt.
Auch der sogenannte Frühlingsindex von Meteo Schweiz zeigt, dass der Frühling immer früher kommt. Gleichzeitig beginnt der Herbst immer später, Blattverfärbungen und Blattfall erfolgt später. Das bedeutet, dass die Vegetationsperiode sich verlängert und die Ruhezeit für die Pflanzen kürzer wird. Treiben die Kulturen aber früher aus, erhöht sich das Risiko für Spätfrostschäden. „Entsprechend wird der Schutz der Kulturen vor Frost immer wichtiger, ist aber derzeit teuer und oft nicht wirksam genug, weil die schützende Wärme beispielsweise durch den Biswind direkt weggetragen wird“, so Beatrice Rüttimann, Verbandssprecherin des Schweizer Obstverbands.
Produkte müssen konkurrenzfähig sein
Das spüren auch die Gemüseproduzenten, wenn die Felder schneefrei und trocken sind, beginnt die Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflanzen früher. In der Anfangsphase schützen die Produzenten die Kulturen mit Vlies oder Tunneln vor der Kälte, aber auch der Gemüsebau hat mit einem erhöhten Frostrisiko zu kämpfen, besonders bei Dauerkulturen ist es ein Problem.
Allerdings kann eine längere Vegetationsperiode auch positiv sein, das Obst und Gemüse müsse aber auch absetzbar sein und stehe in großer Konkurrenz zu Importware. Eine frühere Zwetschkenernte sei insofern nicht zielführend, da die Konsumenten die Frucht mit dem Herbst verbinden und sie früher im Jahr eher nicht kaufen. Anders ist das z. B. bei Erdbeeren oder Kirschen. Im Falle von Himbeeren und Brombeeren bringt die verlängerte Vegetation auch mehr Ertrag, da sie laufend neue Früchte bringen.
Neben der Pflanzenwelt hat der frühe Frühling auch Einfluss auf die Tierwelt und damit in der symbiotischen Abhängigkeit wieder auf die Pflanzenwelt. Blühen die Obstbäume früher und die Bestäuber sind noch nicht geschlüpft, dann könnten die Bäume fruchtlos bleiben. Auch der Schädlingsdruck nimmt zu, besonders in Jahren mit warmem Winter, die Populationen wachsen an und verbreiten sich stärker, neue Krankheiten und Schädlinge treten auf.
Die warmen Temperaturen bringen allerdings auch die Möglichkeit mit sich, exotischere Früchte zu produzieren. Kiwis wachsen mittlerweile in der Schweiz ganz gut und auch Versuche mit Tafeltrauben und Mandeln laufen. Dabei stehen die Produkte aber noch in starker Preiskonkurrenz mit Importware aus Massenproduktionen.
Quelle: LID