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© Versuchszentrum Wies

Wintergemüsevielfalt

Ein Artikel von DI Doris Lengauer | 01.01.2016 - 11:57

Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit ausgewählte Gemüsesorten auch im Winter bei extensiver Kulturführung gedeihen können? Diesen Fragen stellte sich die HBLFA Schönbrunn gemeinsam mit seinen Projektpartnern, der Versuchsstation für Spezialkulturen Wies/Stmk. und Bio Austria. Die Gartenbauschule in Lan­genlois und sieben weitere Biobetriebe aus Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark waren ebenso beteiligt.

Zu den Projektzielen zählten die Erfassung der Winterfestigkeit von Kulturen, die Kulturerprobung, die Ermittlung des Nitratgehaltes von Winterkulturen sowie die Entwicklung eines einheimischen Wintergemüsesortiments.
Zum Thema Wintergemüse gibt es einiges zu beachten. Es müssen Kulturen verwendet werden, die kältetolerant sind. Dazu gehören etwa Spinat, Vogerlsalat, Mangold, Karotten oder Jungzwiebel. Sie benötigen weniger Licht und entwickeln bei kühleren bzw. kalten Bedingungen neben einem sehr guten Geschmack auch eine sehr gute Qualität.

Wichtig ist allerdings, dass sie vor Frost und mechanischer Beanspruchung geschützt werden. Für gewöhnlich sorgt beim Wintergemüse eine Schneedecke für diesen Schutz. Da diese aber nicht immer verlässlich gegeben ist, kann ein Anbau im Folientunnel für diesen Schutz sorgen.
Eine zusätzliche Schicht über den Kulturen mit Vlies kann die Kälte zusätzlich abpuffern. Mehr als zwei Schichten sollte diese Isolation jedoch nicht betragen, da sonst zu wenig Licht an die Kulturen gelangt.

Generell sollte man sich vor dem Frost weniger fürchten als etwa vor zu viel Feuchtigkeit! Sparsames Gießen und ausreichendes Lüften sind notwendig, um Pilzkrankheiten vorzubeugen! Für den Fall, dass der Bestand über Nacht einfriert, sollte mit der Ernte solange gewartet werden, bis die Sonne die Blätter wieder aufgetaut hat. Es ist wichtig, gefrorene Salatblätter nicht zu drücken oder mechanisch zu belasten, denn die Eiskristalle würden das Blattgewebe zerstören.

Ergebnisse aus der Saison 2014/2015

• Salate
Dass offene Salate weniger kälteempfindlich sind als kopfende Typen, ist bereits in zahlreichen Versuchen bestätigt worden. Dementsprechend wurden für die Sichtung nur offene Sorten herangezogen. Diese wurden in drei zeitlich gestaffelten Sätzen ausgesät.
Der erste Salatsatz mit Aussaattermin 25. September 2014 wurde sowohl im Gewächshaus als auch im Folientunnel gepflanzt; die beiden anderen jeweils nur im Gewächshaus.

Obwohl die Sorten des ersten Satzes im Gewächshaus rascher erntereif waren (27. November 2014 im Gewächshaus vs. 22. Dezember 2014 im Folientunnel), bedeutete dies nicht zwangsweise, dass auch die Erträge dort höher ausfielen.
Im Durchschnitt waren die Salate im kalten Tunnel kompakter und schwerer und somit ertragreicher als im Gewächshaus. Gerade die Sorten Catalogna (Reinsaat), Multibaby (Hild) und Red Salad Bowl (Reinsaat) kamen mit den Winterbedingungen im Tunnel besser zurecht. Annähernd gleiche Erträge an beiden Standorten lieferten die Sorten White Salad Bowl (Reinsaat) und Experience (Rijk Zwaan).

Wie hoch sind die Nitratwerte im Erntegut?

Die Nitratgehalte bei Gemüse sind aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung und Wärme im Winter höher als im Sommer, wobei dies aber auch vom Gemüse abhängig ist. So ist z. B. bekannt, dass Blatt- und Wurzelgemüse zu den nitratreichen und Fruchtgemüse zu den nitratarmen Kulturen gehören. Es wurden für unser Projekt alle Salatsorten, sowohl aus dem Gewächshaus, als auch aus dem Folientunnel, auf ihren Nitratgehalt untersucht.

Die erreichten Werte scheinen mehr sorten- und weniger standortabhängig zu streuen. Die Unterschiede in den Analysewerten zwischen den drei Aussaatterminen fielen vernachlässigbar gering aus.
Im Durchschnitt wiesen die Sorten des ersten Satzes 2.900 mg/kg Nitrat (NO3) auf, die Salate vom zweiten und dritten Satz, mit Anbauterminen im November bzw. Dezember 2014, 2.200 mg/kg Nitrat (NO3). Den gesetzlich zugelassenen Höchstwert von 5.000 mg/kg Nitrat (NO3) hat keine Sorte überschnitten!

• Asiasalate

Asien liegt voll im Trend, auch beim Gemüse. Hier können die sehr unkompliziert wachsenden Asiasalate eine gute Sortimentserweiterung zu den Blattsalaten darstellen. Direkt gesät sind sie bereits nach wenigen Wochen erntereif und liefern mit den für Kreuzblütler charakteristischen Senfölen einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit!
Diese Geschmackstoffe schützen vor Infektionen und wirken antikanzerogen.

Asiasalate sind bekanntlich sehr unempfindlich gegenüber Frost, weshalb wir auch von dieser Gruppe einige Vertreter im satzweisen Anbau getestet haben. Die durchschnittlichen Erträge lagen beim ersten Satz (Aussaattermin 25. September 2014) bei 327 g/m², beim zweiten Satz (Aussaattermin 14. November 2014) bei 618,4 g/m² und beim dritten Satz (Aussaattermin 12. Jänner 2015) bei 1120 g/m². Im Unterschied zu Satz 2 und 3, bei denen direkt gesät wurde, wurden im ersten Satz Jungpflanzen gesetzt.
Empfehlenswert für die Praxis ist eine Direktsaat mit einem Reihenabstand von 25 cm.

Geschmacklich und ertraglich besonders empfehlenswert ist die Sorte Red Giant (Reinsaat), die mit ihrer roten Blattfarbe eine schöne Ergänzung zu anderen Blatt- oder Asiasalaten darstellt. Ebenfalls empfehlenswert ist die Sorte Golden Frills (Reinsaat), die durch ihre fein gezähnte Blattstruktur überzeugt.
Die Nitratwerte lagen für den ers­ten ­Anbautermin bei durchschnittlich 4.600 mg/kg Nitrat (NO3) und beim zweiten Satz bei durchschnittlich bei 5.600 mg/kg Nitrat (NO3).
Für Asiasalate gibt es keinen gesetzlichen Höchstwert. Hier kann man sich an Rucola, der aus derselben Pflanzenfamilie stammt, orientieren. Für ­ Rucola existiert ein Höchstwert von 7.000 mg/kg Nitrat (NO3).

• Salatkräuter

Auch eine ganze Reihe Kräuter ist bestens dafür geeignet, über die Wintermonate hinweg am Teller, Gaumen und auch im Tunnel für mehr Abwechslung zu sorgen.
Hirschhornwegerich, ein in unseren Breiten noch sehr unbekannter Verwandter des Spitzwegerichs, wird mit einem Reihenabstand von 20 cm direkt ins Beet gesät und entwickelt bereits nach wenigen Wochen dichte Büschel zarter Blätter. Namensgebend sind seine fein geschlitzten Blätter, die erfrischend säuerlich schmecken. Ganz nebenbei bringt dieses Wegerichgewächs auch noch Linderung bei Atemwegsbeschwerden.
Das Praktische daran ist, dass dieser bei höherem Schnitt laufend geerntet werden kann. Beim ersten Schnitt brachte es der Hirschhornwegerich immerhin auf 1.185 g/m².

Winterkresse, die ähnlich gesund wirkt wie die schwer zu kultivierende Brunnenkresse, überzeugte uns ebenfalls durch ihre einfache Kulturführung. Direkt gesät und laufend beerntbar, betrug der Ertrag bei der ersten Ernte 1.000 g/m².

Ein weiterer Neuling im Wintergemüsesortiment, der hauptsächlich in Amerika schon lange Tradition hat, ist der Winterportulak. Wie schon sein Name sagt, ist er sehr frostunempfindlich und hält sogar Temperaturen um -20 °C Stand. Er ist sogar so perfekt an kühles Klima angepasst, dass er bei Temperaturen über +12 °C nicht einmal keimt!
Direkt gesät mit Reihenabständen von 10 cm sind die fleischig-zarten Blätter nach 6 bis 8 Wochen erntereif. Auch beim Winterportulak ist ein mehrmaliges Ernten möglich. Die zarten Blätter bringen jedoch, verglichen mit den beiden anderen Salatkräutern, mit nur 650 g/m² beim ersten Schnitt weniger Gewicht auf die Waage.

Daneben wurden eine Reihe von Rucola- und Spinatsorten getestet, die hier nicht näher erläutert werden. Interessant war aber, dass die Nitratgehalte bei Spinat und Rucola niedriger waren als beispielsweise jene von Hirschhornwegerich und Winterkresse.
 

• Karotten

Eine gute Sortimentserweiterung und echte einheimische Alternative stellt die Produktion von Karotten über die Wintermonate dar. Im August oder September gesät, kann man bereits ab Februar Karotten anbieten. Im Oktober wurden im Folientunnel und im Gewächshaus drei Karottensorten mit unterschiedlichen Reihenabständen (5 cm, 10 cm und 15 cm) gesät und Anfang April geerntet.
Generell konnte beobachtet werden, dass die Erträge im Gewächshaus höher waren als jene ­ im Folientunnel und dass die Reihenabstände von 10 cm die höchsten Erträge lieferten.
Am geeignetsten für einen Winteranbau zeigte ­sich die Sorte Laguna mit einem Durchschnittsertrag von 4.080 g/m².