Abiotische Schäden sind eine relevante Problematik im Gartenbau, welcher zunehmends Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Frau Stefanie Hackel vom Betreuungsdienst Nützlingseinsatz Baden e.V./D befasste sich beim diesjährigen Pflanzenschutztag der Firma Katz Biotech, welcher am 9. Jänner in Welzheim/D veranstaltet wurde, intensiv mit dem Thema „Abiotische Schäden im Gartenbau“ und machte ausführlich darauf aufmerksam, wie solche Schäden zu erkennen, zu bewerten und zu vermeiden sind.
Unter dem Begriff abiotische Schäden werden sämtliche Schadursachen zusammengefasst, die nicht durch Schädlinge oder Mikroorganismen verursacht werden. Sie können durch Mangel oder Überfluss an Wachstumsfaktoren entstehen, z. B. bei Faktoren wie Temperatur, Licht, Nährstoffe, Wasser oder auch durch mechanische Verletzungen, Putz- und Desinfektionsmittel, Unwetter etc. Relevant an ihren Aussagen war vor allem, dass offensichtlich rund 90 % der Schäden an den Kulturpflanzen im Gartenbau auf abiotische Verursacher zurückzuführen sind. Die Zahl der Verursacher ist riesengroß und wurden von Hackel in einigen Beispielen vorgestellt.
Kälte- und Hitzeschäden
Schwerpunktmäßig stehen abiotische Schäden durch Kälte- und Hitzeeinwirkung in vielen Fällen im Vordergrund. Gerade Kälteschäden treten oft im Erscheinungsbild ähnlich wie Schäden durch Ernährungsstörungen auf: Das bedeutet, dass die sonst übliche intensive Blattgrünbildung sich verändert und Chlorosen in unterschiedlicher Stärke auftreten. Verbrennungen an Blättern und Blüten sind vor allem dann die Folge, wenn durch Lüftungsspalten direkt Sonnenstrahlen auf die Pflanzen fallen können.
Schäden durch Ernährungsstörungen
Besonders häufig treten aber auch Schäden durch Ernährungsstörungen auf. Ursache sind Fehler bei der Düngung und oft auch zu hohe Konzentrationen im Wurzelbereich durch mineralische Düngemittel.
Probleme werden auch immer wieder bei Pflanzenschutzmaßnahmen augenfällig. Das gilt vor allem bei Pflanzenschutzmitteln, die momentan, aus welchen Gründen auch immer, keine Zulassung haben. Vorgestellt wurden ebenso Schäden, die durch Pflanzenschutzmittel verursacht werden, die zum Einsatz gerade auch im Zierpflanzenbau zugelassen sind. Es wurden z. B. Schäden durch „Luna Privilege“gezeigt, welche durch die Anwendung bei Poinsettien und Surfinien entstanden sind. Die Schadbilder selbst waren, so Hackel, vergleichbar mit Mangelernährungssymptomen. Beeinträchtigungen wurden auch an Violen und einigen anderen Pflanzen vorgestellt, die durch das Glyphosat-Präparat Roundup UltraMax verursacht wurden. Bei diesen Schäden ist jedoch zu bemerken, dass sie bei Pflanzen im Gewächshaus aufgetreten sind, wobei dieses Präparat jedoch nur für den Einsatz im Freiland zugelassen ist.
Vorsicht bei Hemmstoffen
Vorsicht ist auch beim Einsatz von Hemmstoffen, vor allem bei Beet- und Balkonpflanzen, sehr ratsam. So wurde z. B. auf entsprechende Schäden durch CCC 720 an Pelargonien und Caramba bei Petunien und anderen Pflanzen hingewiesen, wobei diese eher dann auftreten, wenn derartige Präparate zu oft und zu stark konzentriert eingesetzt werden.
Ähnliche Schäden sind auch möglich, wenn der Einsatz zu früh erfolgt und die jungen Pflanzen noch keine ausreichende Stärke besitzen.
Die Referentin unterstrich, dass abiotische Schäden besonders häufig bei einer zu klein strukturierten Produktion auftreten. Wenn also verschiedene Gattungen oder Topfgrößen in einer Gießgruppe zusammengefasst werden oder sich Pflegemaßnahmen auf kleineren Tischen und Beeten unterschiedlich auswirken.
Kontinuität ist wichtig
Wetterkapriolen, also ein krasser Wetterwechsel, können sich ebenfalls negativ auf nicht ausreichend abgehärtete Pflanzen auswirken. Probleme entstehen oft nach Wochenenden und in Urlaubszeiten, wenn keine Kontinuität bei Kontrollen und der Steuerung der Wachstumsfaktoren vorhanden sind.
Diesbezüglich machte Hackel auf die Bedeutung einer mangelhaften innerbetrieblichen Kommunikation aufmerksam und führte aus, dass gerade solche abiotischen Schäden vermieden werden können, wenn die Mitarbeiter optimal auf die Auswahl der Produktionsmittel, Trockenempfindlichkeit etc. hingewiesen werden. Günstig wäre es auch, möglichst einheitliche und große Produktionseinheiten zu schaffen, was laut Referentin jedoch nicht immer so leicht umsetzbar ist. Insgesamt sollte die Steuerung der Wachstumsfaktoren in der Kulturführung in jedem Fall optimiert und stets ausreichend kontrolliert werden.