Eines gleich vorweg: Wer keine Premiumsubstrate und Bioerden anbietet, zählt zu den ewig Gestrigen. Kunden erwarten sich heute ein breites Angebot, unabhängig, ob sie davon Gebrauch machen oder nicht.
Es ist wie im Supermarkt: Bietet man nur das Grundsortiment an wie beim Diskonter oder erwartet sich der Kunde in einer Fachgärtnerei einfach mehr? Dazu zählt auch die Auswahl an Substraten für verschiedene Kulturen. Ob dann Tomatenerde, Surfiniaerde, Rasenerde und Gemüseerde auch wirklich gekauft werden oder dann doch der Griff zur meist billigeren Einheitserde erfolgt, sei dahingestellt. Es vermittelt allerdings fachliche Kompetenz – und mal ehrlich: Gelagerte Erde verdirbt nicht so rasch und benötigt höchstens etwas mehr Platz, der bei geschickter Regalanordnung wettgemacht werden kann.
Geht gar nicht!
Und damit sind wir auch schon bei der Suche nach dem idealen Ort für‘s Substrat. Im Glashaus ist der zugestandene Regalplatz zu kostbar, weshalb sich der Freiraum am besten eignet. Doch Vorsicht: Welcher Kunde will schon die vom letzten Regen nassen und zusammenpappenden Erdsäcke vom Stapel nehmen, die sich womöglich noch so vollgesogen haben, dass sie nur von einem mittleren Gewichtestemmer gehoben werden können.
Große Gebinde werden von Kunden ebenso nachgefragt wie die meist vom Betrieb vernachlässigten, verbraucherfreundlichen Verpackungen, die leicht getragen werden können. Ideal ist dabei ein Beutel mit Tragegriff, vor allem für ältere Kunden, die auch mit kleinen Produktgrößen von 10 und 15 Liter gut umgehen können. Es ist ein Trend, der bereits vor fünf Jahren im Gartenbau Einzug gefunden hat und leider immer noch viel zu wenig verfolgt wird.
Intelligent platziert sorgt eine hochwertige Präsentation der Erden für einen guten Absatz. Und das kann auch im Freien sein, wenn der Platz entsprechend überdacht und regengeschützt ist. Lassen Sie sich evtl. auch von Ihrer Substratlieferfirma Lösungen für die Präsentation bieten. Oft haben diese Verkaufsdisplays.
Rundum Sorglos-Paket
Blumenerden sind wie Dünger und Töpfe auch ein ideales Produkt für Cross-Selling in der Warenpräsentation. Die Waren werden themenweise gebündelt: Citrus-Bäumchen werden mit den passenden Übertöpfen, dem richtigen Dünger und der Erde für Zitrusgewächse arrangiert. Zusätzliche Aktionstage – etwa für Zitruspflanzen, Balkon, Gemüse, Rosen u. a. – unterstreichen den Fachhandel-Charakter und bieten die Möglichkeit, sich mit Präsentation und Beratung zu positionieren und neue Kunden zu gewinnen. Dass die Produktdifferenzierung in den vergangenen Jahren zugenommen hat, ist nachvollziehbar, wenn man an die unterschiedlichen Ansprüche einzelner Kulturen wie Orchideen, Hortensien, Kräutern oder Teichpflanzen denkt. Allerdings ist fraglich, ob sich für die Substrathersteller ein weiterer Ausbau der Spezialerden lohnt, da bei mehr Produkten die Übersichtlichkeit verloren geht.
Der Preis entscheidet
Nach wie vor ist der Preis das vorherrschende Entscheidungskriterium für den Kauf von Substraten. Insofern lohnen sich hier wieder Spezial-Erden-Mischungen in kleineren Einheiten, da hier auch der Preis geringer ausfällt. Wer möchte für das Umtopfen von zwei Orchideen schon einen 20-Liter-Sack Orchideenerde kaufen? Empfehlenswert sind zwei bis drei Preiskategorien: die günstige Universal-Blumenerde, die Eigenmarke als mittleres Preissegment und qualitativ hochwertige Premiumerden und Markenprodukte, die sich im höheren Preissegment befinden. Wichtig ist bei letzteren, den Kunden über die Vorteile dieser Substrate zu informieren, wie die Beimischung von Langzeitdüngern und spezielle Wasserspeicherkapazität.
Kein Nischenprodukt mehr
Biosubstrate, torfreduzierte und torffreie Erden waren noch vor wenigen Jahren ein Nischenprodukt, die sich mittlerweile zu einem wichtigen Sortiment entwickelt haben. Mittlerweile gibt es kaum noch einen Hersteller, der keine torffreien Substrate anbietet. Verbraucher sind für dieses Thema sensibilisiert und verlangen gezielt Produkte, die einem verantwortungsbewussten und umweltverträglichen Konsum entsprechen. Bei einem Verzicht von Torf könnten pro Jahr in Europa etwa 3 Mio. m3 Torf eingespart werden.
Durch den Torfabbau werden Moore zerstört, so die langläufige Meinung. Moore sind für den Klimaschutz besonders wichtig, da sie doppelt so viel CO2 speichern wie alle Wälder der Erde zusammen. Umweltschutzvereinigungen appellieren daher an die Verbraucher, im Sinne der Umwelt auf torfhaltige Blumenerde zu verzichten. Entsprechend ist es wichtig, dass für den Kunden beim Einkauf im Gartencenter erkennbar ist, ob eine Erde torffrei ist oder nicht.
Auf den neuen Trend reagiert die Torfindustrie entsprechend mit Gegenargumenten, die kritisch zu hinterfragen sind. Sie verweist einerseits auf die geringe Verfügbarkeit anderer Rohstoffe.Andererseits auf die Effizienz von Torf, da mit 1 m3 Torf bis zu 350.000 Jungpflanzen kultiviert werden können. Torf solle zwingend erforderlich sein, um andere Rohstoffe, die in Erdenmischungen vorhanden sind, substratfähig zu machen. Zahlreiche Versuche haben jedoch gezeigt, dass die Kultur etwa von Gemüsejungpflanzen in Mischungen mit Holzfasern oder Rindenhumus ebenso erfolgreich sind wie mit Torf.
Die Torfindustrie hat leider immer noch nicht erkannt, anstelle ihrer Beharrlichkeit tragbare Lösungen für die Substrat-Zukunft zu unterstützen und gemeinsame, umweltverträgliche Konzepte zu erstellen. Dazu zählt auch, dass keine intakten Moore mehr – egal ob in Mitteleuropa oder im Baltikum – für die Substratherstellung genutzt werden und bereits zerstörte Moore renaturiert werden müssen.
Kompost als Alternative
Propagiert wird „Kompost statt Torf“. Das bringt aber ein neues Problem mit sich, denn Gartenböden sind zu einem großen Teil überdüngt, was nicht nur durch Düngemittel, sondern auch die Einbringung von Substratkompost (nicht Biokompost!) forciert wurde. Die uneingeschränkte Anwendung verstärkt die Anreicherung von Schwermetallen in den Böden. Der negative Nährstoffreichtum von Substratkompost kann auch positiv dargestellt werden. Die Nährstoffgehalte der Komposte eignen sich nämlich, um gängige Substrate mit Ausnahme von Stickstoff ausreichend aufzudüngen. Zudem ist die Rückbefeuchtung von Substraten bei Kompostanteilen sehr gut, was bei Torf nicht mehr möglich ist. Dadurch kann auf die Einmischung synthetischer Netzmittel, was bei Torfsubstraten üblich ist, bei Kompostmischungen verzichtet werden.
Torffrei ist keine Blumenerde
Das ist jedenfalls das Ergebnis des deutschen Verbraucher-Magazin Öko-Test. Untersucht wurden die von Hersteller als „torffrei“ gekennzeichneten Substrate. Das Ergebnis: Die Anbieter nehmen es bei der Bezeichnung „torffrei“ nicht ganz so genau. In allen geprüften Erden konnten Torfanteile nachgewiesen werden. Neun von zehn der untersuchten torffreien Blumenerden durften gesetzlich auch tatsächlich als „torffrei“ bezeichnet werden. In einem Produkt fand das Labor jedoch erhebliche Anteile an Torf. Auch die anderen enthielten kleine Mengen, was auf eine Verunreinigung durch die Mischanlagen zurückzuführen war. Auf Nachfrage bei den Herstellern konnte keiner einen Prüfbericht vorlegen, ob und wie kontrolliert wird, dass in als „torffrei“ deklarierten Produkten tatsächlich kein Torf enthalten ist. Auch auf die Frage, woher der Torf in den torfhaltigen Produkten aus dem weiteren Sortiment stamme, gab es keinen Nachweis. „Hier ist mehr Transparenz wünschenswert“, kritisierte das Verbraucher-Magazin.
Bedenkliche Blumenerde
Eine Laboranalyse bei zehn als torffrei gekennzeichneten Erden zeigte zudem, dass in drei Blumenerden Cadmium in nicht unerheblicher Menge steckt. Das Schwermetall kann von den Pflanzen aufgenommen werden und ist vor allem für den Gemüsegarten bedenklich. In einer Blumenerde wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe gefunden, die krebserzeugend wirken können. Außerdem haben alle Anbieter den Gehalt an Nährstoffen, Salzgehalt und pH-Wert auf der Verpackung deklariert, aber nicht immer haben die Labors auch jene Werte gefunden.Ein weiterer Test der Stiftung Warentest hat auch ergeben, dass Blumenerden, die einen hohen Kompostanteil besitzen, sehr gut abgeschnitten werden und von den Endverbrauchern bevorzugt werden. Das Wort „Kompost“ hat eine stark positive Ausstrahlung. Erden mit Kompostanteil haben in den Test besser abgeschnitten als Torfsubstrate. Neben Kompost wurden auch gute Erfahrungen mit der Beimischung von Holzfasern gemacht, die die negativen Schrumpfungseigenschaften von Torf ausgleichen.
Trend: Selbstabfüllungen
Selbstabfüllungen bewähren sich nicht nur im Supermarkt, sondern mittlerweile auch im Gartencenter bei Erden und Substraten. Das können ein selbst gemischter Kompost für das Gemüsebeet oder Spezialmischungen – etwa für Beet- und Balkonpflanzen – sein. Zur Verfügung gestellt werden verschiedene Sackgrößen, die der Kunde mit einer Schaufel füllen und selbst verschiedene Substratmischungen durchführen kann.
Kokossubstrate
Substratmischungen werden in Zukunft vermehrt Kokosfasern enthalten, da sie zur Kultur sämtlicher gärtnerischer Pflanzen gut geeignet sind.
Die natürlichen Kokosprodukte weisen einen pH-Wert über 6 auf und sind daher für die Anzucht zahlreicher Zierpflanzen nicht geeignet. Bisher wurden diese Produkte mit einer gewissen Menge Hochmoortorf vermischt, um den Reaktionsgrad auf ein pflanzenverträgliches Maß abzusenken. Durch eine entsprechende Behandlung ist es nun möglich, den Reaktionsgrad auf einen pH-Wert von 4,5 abzusenken. Ähnlich anderen Substratprodukten können auch die Kokossubstrate nach entsprechender Prüfung mit einem Gütezeichen ausgestattet werden. Als Produkttypen kommen Kokoschips, Kokosfasern und Kokosmark in Frage, wobei sich die Prüfung auf physikalische, chemische und biologische Eigenschaften bezieht.