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Echter und Falscher Mehltau

Ein Artikel von Gisela Westermeier | 03.06.2011 - 09:00
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Der „Echte Mehltau“ ist mit seinem mehligen Überzug auf allen Pflanzenteilen leicht zu erkennen. Der Belag tritt meist zuerst auf den Blattoberseiten als unregelmäßige gelbe oder rötliche Flecken mit kleinen weißen Punkten auf und breitet sich schnell über das gesamte Blatt aus. Bei starkem Befall kann auch die Blattunterseite überzogen werden. Die Blattbereiche unter dem Belag färben sich gelb und sterben später ab.
Der „Falsche Mehltau“ beginnt mit eckigen Blattflecken, die gelb oder bei einigen Gattungen auch rötlich gefärbt sind. Die Flecken werden deutlich durch die Blattadern begrenzt. Im Laufe des Befalls wird häufig auf den Blattunterseiten ein samtiger Belag sichtbar. Aufgrund der eckig begrenzten Blatt­flecken kann der „Falsche Mehltau“ leicht mit einem Befall durch Blattnematoden oder Bakterien verwechselt werden, die ebenfalls von den Blattadern begrenzte Flecken als Symptome zeigen. Vor Bekämpfungsmaßnahmen sollte deshalb die Ursache der Flecken genau abgeklärt werden.
Beide Mehltaupilze sind obligate Parasiten und können sich nur auf lebendem Pflanzengewebe entwickeln. Damit endet aber auch die Ähnlichkeit in der Biologie der beiden Pilze.

Charakteristika des „Echten Mehltaus“
Der Echte Mehltau bildet sein Pilzgewebe auf der Blattoberfläche aus und entzieht der Pflanze mit Hilfe von Saughyphen (sogenannten Haustorien) Nährstoffe. Auf dem Myzel entwickeln sich einfache Sporenträger, von denen Ko­nidiosporen abgeschnürt und mit dem Wind verbreitet werden. Der Echte Mehltau vermehrt sich vor allem bei trockenem warmem Wetter, er wird deshalb auch als Schönwetterpilz bezeichnet. Zur Überdauerung bildet der Echte Mehltau kugelige schwarze Dauerkörper, so genannte Kleistothezien aus. Zum Teil überwintert er auch als Myzel in den Knospenschuppen von Pflanzen. Der Echte Mehltau wird an Stauden hauptsächlich durch die Pilzgattungen Erysiphe, Oidium, Leveillula und Sphaerotheca verursacht.

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Kennzeichen des „Falschen Mehltaus“
Der Falsche Mehltau dringt mit Hilfe von beweglichen Zoosporen in das Blatt ein und wächst dort zwischen den Zellen. Über Saugorgane werden den Zellen Nährstoffe entzogen. Der flaumige Belag auf den Blattunterseiten besteht beim Falschen Mehltau aus Sporenträgern, die aus den Spaltöffnungen he­rausragen. An diesen Sporenträgern, die unter dem Mikroskop wie Hirschgeweihe aussehen, werden Sporen abgeschnürt, die über Wind und Wasser verbreitet werden. Zur Keimung auf einem Blatt benötigen die Sporen des Falschen Mehltaus zwingend Blattnässe. Im Gegensatz zum Echten Mehltau ent­wickelt sich der Falsche Mehltau deshalb bei feuchter Witterung am besten. Kälte und Trockenheit überdauert der Falsche Mehltau in Form von Dauersporen, so genannten Oosporen, im Pflanzengewebe. Die Erreger des Falschen Mehltaus an Stauden stammen aus den Pilzgattungen Peronospora und Plasmopara.
Sowohl der Echte als auch der Falsche Mehltau sind meist auf einzelne Pflanzengattungen spezialisiert. Tritt also an einer Rose Echter Mehltau auf, muss nicht der daneben stehende Rittersporn ebenfalls befallen werden, da die Erreger nur die jeweilige Gattung nutzen können.

Häufig befallene Stauden
Während der Echte Mehltau optisch leicht zu erkennen ist, können beim Falschen Mehltau die Symptome nicht immer eindeutig zugeordnet werden. Vor allem bei Stauden mit kleinen Blättern wie zum Beispiel Galium odoratum, Iberis oder Mimulus äußert sich der Befall für den Betrachter durch Vergilben und Blattfall. Eine sichere Diagnose ist hier oft nur unter dem Mikroskop möglich.
Echter und Falscher Mehltau befallen eine große Anzahl von Staudengattungen. An einigen Stauden wie Helianthus und Lamium können beide Mehltaupilze auftreten. Echter Mehltau ist häufig zu beobachten an Akelei, Aster, Rittersporn, Lupinen und Monarda. Schäden durch Befall mit Falschem Mehltau kommen vor an Fingerhut, Waldmeister, Storchschnabel, Nelkenwurz, Goldnessel, Mohn, Sonnenhut und mit ganz typischem Schadbild an Salbei.

Bekämpfung
Das Entfernen aller Blattreste im Herbst ist bei beiden Erkrankungen eine wichtige Maßnahme, um den Befall im Frühjahr hinauszuzögern. Auch gibt es bei vielen Stauden Arten und Sorten, die von beiden Erregern weniger befallen werden. Stark be­fallene Pflanzen sollten aus dem Bestand entfernt und entsorgt werden.
Beim Falschen Mehltau gilt zudem wie bei allen anderen Pilzkrankheiten mit Ausnahme des Echten Mehltaus, dass die Blätter möglichst trocken gehalten werden sollen. Ein ausreichender Pflanzenabstand fördert das schnelle Abtrocknen der Blätter. Die Bewässerung sollte nicht von oben über das Blatt, sondern direkt in den Wurzelbereich erfolgen. Wo über Kopf gegossen werden muss, sollte dies am Morgen durchgeführt werden, damit die Blätter bis zum Abend wieder abtrock­nen können.

Chemische Mittel
Beide Pilzkrankheiten sind chemisch gut zu bekämpfen. Gegen den Echten Mehltau können Schwefelprodukte (z. B. Kumulus WG) eingesetzt werden. Zudem sind die Präparate Ortiva (Wirkstoff Azoxystrobin), Duaxo Universal Pilzfrei (Difenoconazol) und Pilzfrei Ectivo (Myclobutanil) für die Verwendung im Haus- und Kleingarten zugelassen. Der Falsche Mehltau kann mit kupferhaltigen Mitteln be­kämpft werden. In Deutschland sind diese Mittel aber nur gegen Falschen Mehltau an Rosen zugelassen. Zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus an Zierpflanzen können die Präparate Polyram WG (Wirkstoff Metiram) und Previcur Energy (Propamocarb + Fosetyl) angewendet werden. Vor jeder Anwendung eines chemischen Pflanzenschutzmittels ist der aktuelle Zulassungsstand abzuklären.