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Gemüseanbauversuche

Ein Artikel von Edgar Gugenhan | 03.02.2011 - 17:53

Wohl eines der interessantesten Themen bei einem Rundgang durch die Versuchsgärtnerei war die Vorstellung von Midi- und Mini-Krautarten, die in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.Dr. Michael Ernst stellte zwei Versuche vor, die heuer schon interessante Ergebnisse brachten. Auslöser für diese Versuche ist eine Entwicklung, die sich mit dem Absatz von Gemüsearten schon deutlich bemerkbar macht. Bedingt durch die kleiner werdenden Familien und neue Trends in der Gastronomie soll es nämlich beim Anbau für den Frischmarkt die Tendenz zu kleineren Köpfen und in den Gärtnereien zu höheren Pflanzdichten kommen. Gastronomiebetriebe sollen z. B. immer häufiger beim Rotkraut an Mini-Köpfen von ca. 150 g interessiert sein, während eine vierköpfige Familie einen Midi-Kopf mit ca. 500 g als ideale Größe wünscht. Dagegen werden für Single-Haushalte auch Kopfgewichte von ca. 300 g gewünscht.

Aufgrund dieser Tatsache wurden 2010 fünf Rotkrautsorten verschiedener Herkünfte in einem Anbauversuch integriert und zwar ‘Reguma’ (Herkunft RZ), ‘Integro’ (Bejo), ‘Red Dynas­ty’ (Seminis), ‘Rodeo' (NIZ) und ‘Resima’ (RZ). Diese Sorten wurden in der Woche 13 ausgesät und in der Woche 16 ausgepflanzt. Vier verschiedene Pflanzdichten wurden gewählt und zwar 40 x 45 cm (56.000 Pfl/ha), 40 x 40 cm (62.500 Pfl/ha), 30 x 40 cm (83.000 Pfl/ha) und 30 x 35 cm (95.000 Pfl/ha). Interessant war die Beobachtung der weiteren Entwicklung, wobei die Ernte bei den Sorten ‘Integro’, ‘Red Dynasty’ und ‘Rodeo’ bereits in der Woche 26 beginnen konnte, während ‘Resima’ in der Woche 28 und ‘Reguma’ in der Woche 29 folgten. Insgesamt gesehen war die Sorte ‘Rodeo’ in der Entwicklung am schnellsten, denn von ihr konnten schon in der Woche 26 bei einem Abstand von 40 x 45 cm 75 % der Köpfe und bei einem Abstand von 40 x 40 66 % der Köpfe geerntet werden. Insgesamt lieferten die beiden Sorten ‘Rodeo’ und ‘Red Dynasty’ die meisten verwertbaren Köpfe, wobei die Ernterate bei diesen beiden Sorten zwischen 93 und 100 % lag. Die drei anderen Sorten lagen jedoch auch nur in geringen Prozentzahlen darunter. Die Mehrzahl der Köpfe müssen offensichtlich ein Gewicht von 400 und 600 g erreicht haben, denn diese wurden als interessante Midi-Qualität vorgestellt.

Karfiol-Zukunft

Auch beim Karfiol gibt es offensichtlich durch die kleiner werdenden Familien und in der Gastronomie Trends zu kleinerer Ware, sodass auch diese Gemüseart zur Produktion von Mini- und Midi-Karfiol enger gepflanzt werden kann. Für die Gastronomie sollen in Zukunft Mini-Köpfe mit einem Durchmesser von etwa 6 cm und einem Gewicht von 50 g besonders interessant werden, während für den Verbraucher ein Midi mit ca. 10 cm Durchmesser und 250 g die ideale Größe darstellt. Um auch hier ein entsprechendes Ergebnis zu erzielen, wurden folgende fünf Sorten in einen Versuch aufgenommen, bei dem die Aussaat am 14. April und die Pflanzung am 28. April erfolgte: ‘Chambord’ (RZ), ‘Synergie’ (Enza), ‘Tarifa’ (Bejo), ‘Freedom’ (Seminis) und ‘Nemo’ (Clause). Auch hier wurden die gleichen Pflanzenabstände mit einer Ausnahme gewählt. Nur der weites­te Abstand lag beim Karfiol bei 40 x 50 cm und einer Pflanzenanzahl von 50.000 Pfl/ha. Auch diese Karfiolsorten entwickelten sich entspre-chend dem Abstand zu Mini- und Midi-Pflanzen, wobei der Erntebeginn bei allen Sorten in der Woche 26 begann und die Ernte in der Woche 29 abgeschlossen werden konnte. Nach den Informationen der Staatsschule entwickelte sich im Mittel aller Pflanzdichten die Sorte ‘Synergie’ am schnellsten. Die geernteten Qualitäten waren bei allen Pflanzdichten gleich gut. Aufgefallen ist jedoch, dass bis zu einer Pflanzdichte von 83.000 Pfl/ha die Erntequote bei etwa 90 % lag, während bei der sehr engen Pflanzdichte von 30 x 35 cm die Erntequote stark zurückging und nur noch bei 75 % lag.Das Einzelgewicht der Köpfe ohne Laub betrug bei Mini-Formen ca. 50 g, bei Midi-Formen ca. 250 g und bei Pflanzen mit einem Kopfdurchmesser von 12 bis 15 cm bei etwa 400 bis 500 g. Auffallend war, dass der Sorteneinfluss auf das Gewicht nur gering war.

Einsatz von Stärkungsmitteln bei Melanzani

Ein interessanter Versuch wird mit Melanzani durchgeführt, um den Einsatz unveredelter und veredelter Pflanzen mit zusätzlicher Behandlung von Stärkungsmitteln zu prüfen. Auslöser für diesen Versuch ist die Tatsache, dass im unbeheizten Anbau bei wärmeliebenden Pflanzen schnell Temperaturstress auftritt. Hier sollen Pflanzenstärkungsmittel die Pflanzen in der Entwicklung unterstützen und eventuell sogar zu höheren Erträgen führen. Durch eine Veredelung werden bodenbürtige Krankheiten teilweise ausgeschlossen und auch das Wachstum sowie der Ertrag gefördert.
In diesen Versuch einbezogen wurde die Melanzani-Sorte ‘Orion’ (Nebelung), die in der Woche 10 ausgesät und die Jungpflanzen in der Woche 15 veredelt wurden. Eingetopft wurde in der Woche 17 in den 10 cm-Topf. Das Auspflanzen erfolgte in der Woche 20 in einem Folienhaus mit einem Pflanzenabstand von 60 x 100 cm. Insgesamt wurden vier Versuchsreihen angelegt und zwar mit auf die Unterlage ‘Vigomax’ (Nebelung) veredelten Pflanzen und die nicht veredelte Kontrolle sowie der Einsatz des Stärkungsmittels RhizoVital 42 und die unbehandelte Kontrolle. Das beim diesjährigen Versuch verwendete Stärkungsmittel RhizoVital 42 ist das Nachfolgeprodukt von FZB 24.
Anlässlich des Gemüsebautages wurde von der Staatsschule ein Zwischenergebnis des bisher erzielten Ertrages mitgeteilt, wobei eindeutig die stärker gewachsenen veredelten Pflanzen einen Mehrertrag von rund 300 % gegenüber der unveredelten Variante brachten. So lag bis zu diesem Zeitpunkt der Ertrag der veredelten Pflanzen mit und ohne Stärkungsmittel bei 10,5 kg/m², wobei die mit dem Stärkungsmittel behandelten Pflanzen einen höheren Ertrag von 7,4 kg/m² an größeren Früchten mit 300 bis 500 g Gewicht im Vergleich zu den ohne Stärkungsmittel kultivierten Pflanzen mit 7,0 kg brachten. Die nicht veredelten Pflanzen brachten einen deutlich geringeren Ertrag, der mit Stärkungsmitteln behandelten Pflanzen bei 3,5 kg/m² lag, während die nicht behandelte Pflanzen bis zu diesem Zeitpunkt einen Ertrag von 3,4 kg/m² brachten. Somit kann festgestellt werden, dass bei einem Vergleich der veredelten mit den unveredelten Pflanzen erstere bis Mitte September einen deutlich höheren Ertrag brachten, wobei eine Auswirkung des Stärkungsmittels auf den Gesamtertrag nicht beobachtet werden konnte. Lediglich der Anteil an großen Früchten lag etwas höher. Bei den unveredelten Pflanzen war der Ertrag bis Mitte September auf den mit Stärkungsmitteln behandelten Parzellen geringfügig höher als bei der unbehandelten Kontrolle.

Kopfsalatversuche im Freiland

Bereits 2009 wurden im Versuchsbetrieb der Staatsschule neue Salat-Typen im Sommer- und späten Anbau geprüft. Über 30 Sorten waren im Anbau. 2010 wurde mitgeteilt, dass zum damaligen Zeitpunkt beim Sommeranbau mit einer Ernte in den Wochen 28 und 29 die rotblättrige Lollo-Sorte ‘Ezra’ und der rotblättrige Eichblattsalat ‘Multired 4’ sowie die Sorte ‘Gaugin’ mit jeweils der Gesamtnote gut bis sehr gut (8) am besten beurteilt wurden. Bei einem im gleichen Jahr durchgeführten späten Anbau mit einer Ernte in der Woche 39 war es wieder die Sorte ‘Ezra’ bei den Lollo-Typen, die die Gesamtnote gut bis sehr gut erreichen konnte, ebenso die rotblättrige 'Multired 5’ sowie die grünblättrigen Sorten 'Expedition’ und 'Explore’. Auch der rotblättrige Eichblattsalat 'Multired 4’ erzielte das gleiche Ergebnis wie im Sommeranbau. 2010 wurde wiederum ein Sommerkopfsalatversuch durchgeführt, bei dem vor allen Dingen auch neuere Sorten auf Resis­tenzen gegen den Falschen Mehltau und Nasonovia geprüft werden sollten. Die Ernte erfolgte in der Woche 28 und 29, wobei mit der Gesamtnote gut die Sorten ‘Touareg’, ‘Beltran’ sowie die Enza-Neuzüchtung ‘E 132008’ mit der Gesamtnote gut (7) am besten beurteilt wurden. Aufgrund der großen Sommerhitze wurde die Kopfbildung bei einigen Sorten negativ beeinflusst. Nach den Hinweisen der Staatsschule zeigten die ge-ringste Schosserneigung bei diesem Versuch die Sorten ‘Jolito’ und ‘Beltran’.
Bei einem ähnlichen Versuch mit Eissalat 2009 im Sommer- und späten Anbau mit einer Ernte in den Wochen 28/29 sowie 39 schnitten beim Sommeranbau die Sorten ‘Tevion’ und ‘Stylist’ mit der Gesamtnote gut bis sehr gut (8) am besten ab, während beim späten Anbau diesen Wert die Sorte ‘Optimist’ erreichen konnte.
Ein weiterer Anbau von neuen Salattypen fand in diesem Jahr statt. 6 Lollo-Typen, 4 Eichblatt-salate und ein Frisee-Salat standen im Vergleich. Bei den Lollo-Typen konnte wiederum die Sorte ‘Ezra’ die Gesamtnote gut bis sehr gut (8) erhalten, ebenso die Neuzüchtung ‘LS 9429’ von Syngenta. Eine Sorte unter den Lollo-Typen fiel jedoch besonders auf, da sämtliche Pflanzen der Sorte ‘Eztoner’ unter dem Sortiment der neuen Salat-Typen restlos geschossen sind und somit nicht geerntet werden konnten. Offensichtlich ist diese Salatsorte für den Sommeranbau nicht geeignet.

Süßkartoffeln im Foliengewächshaus

Vorwiegend in den Subtropen wird die Süßkartoffel, Ipomoea batatas, als eine wichtige Gemüsepflanze angebaut. In der Versuchsgärtnerei in Hohenheim wird schon seit einigen Jahren versucht, diese Gemüseart im Foliengewächshaus und im Freiland zu kultivieren. Bisher ist die Kultur in Mitteleuropa noch wenig verbreitet, weshalb auch die Kenntnisse über optimale Standweiten, den Wasserbedarf und die Erträge bei hiesigen Standortbedingungen relativ gering sind. 2010 wurde neben einem Versuch im Freiland auch im Folienhaus ein Kulturversuch zur „Zwischenbegrünung" angelegt, wobei sich gerade diese Kulturweise durch die intensive Bodenabdeckung positiv auf die Unkrautunterdrückung auswirkt und gleichzeitig für eine Verbesserung der Bodengare sorgt. Gleichzeitig sollte aber auch festgestellt werden, wie stark sich die Pflanzen bei unterschiedlichen Abständen entwickeln, wobei zwei Pflanzenabstände von 0,5 und 1,0 m ausgewählt wurden.
Ein endgültiges Kulturergebnis konnte noch nicht vorgelegt werden. Eindeutig zu sehen war jedoch, dass sich die Pflanzen auf den Versuchsflächen mit 0,5 m Pflanzabstand deutlich stärker entwickelt hatten und die jeweiligen Beete mit den Pflanzen dichter bewachsen waren. Zu diesem Zeitpunkt konnte also rein optisch der engere Pflanzenabstand besser beurteilt werden. Eine Süßkartoffel der Sorte ‘Terrace Lime’ (Fa. Kientzler) wurde auch in einem Balkonkasten ausgepflanzt und hatte sich hier starkwüchsig nach allen Seiten mit hängenden Trieben entwickelt.

Essbare Blüten von Calendula

Die Verzierung von gemischten Salaten mit essbaren Blüten ist in den vergangenen Jahren stark in Mode gekommen. Sehr attraktiv sind die Blüten der Ringelblume, Calendula officinalis, wobei die Pflanzen selbst den Nachteil haben, dass sie häufig durch den Echten Mehltau befallen werden. Da nun aber essbare Blüten aus Sicht des Pflanzenschutzes weder zum Gemüse noch zu den Kräutern gerechnet werden können, ist ein chemischer Pflanzenschutz bei diesem Verwendungszweck generell nicht möglich. Da aber der Echte Mehltau gerade bei Calendula regelmäßig zum Prob­lem werden kann, wurden versuchsweise Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis emulgierter pflanzlicher Öle, Pflanzenextrakten und Salzen eingesetzt, um ihre Wirkungsweise zu prüfen. Behandelt wurden die Pflanzen mit sechs verschiedenen Präparaten, um eine mögliche unterschiedliche Wirkungsweise festzustellen.
Zusammenfassend hat die Staatsschule festgestellt, dass 2010 bis zum Hohenheimer Gemüsebautag ein nennenswerter Mehltaubefall bisher nicht festgestellt werden konnte. Bis zu diesem Termin wurde auch das Wachstum und der Ertrag an Blumen durch die Behandlungen nicht oder nur unwesentlich beeinflusst. Im Durchschnitt lag ein Blütenertrag pro Pflanze im Verlauf von drei Erntewochen im Mittel bei 22,9 g.
Auf jeden Fall konnte von allen Pflanzen über 20 g Blüten geerntet werden, aber die 25 g-Marke konnte von keiner Behandlungsparzelle erreicht werden. Das Einzelblütengewicht wurde ebenfalls durch die Anwendung der Pflanzenstärkungsmittel nicht beeinflusst und lag im Mittel bei etwa 2,8 g.