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Kulturtipps bei Violen

Ein Artikel von Volker Schevel | 18.01.2011 - 14:55
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Wählen Sie den Kulturbeginn in Abhängigkeit vom gewünschten Vermarktungstermin. Insbesondere zu frühes Topfen sollte vermieden werden, damit die Pflanzen nicht überständig werden. Im Herbst benötigen die Pflanzen je nach Kulturbeginn und Sorte nur 5–7 Wochen bis zur Blüte. Für den Saisonstart im Frühjahr empfiehlt es sich, ab Kalenderwoche 40 sehr früh blühende Sorten zu topfen (z. B. Carneval Early F1), die für den weiteren Abverkauf durch mittelfrüh blühende Sorten (z. B. Carneval F1) ergänzt werden. Durch diese Splittung vermeiden Sie unnötiges Ausputzen alter Blüten im Frühjahr und die daraus häufig resultierenden Botrytis-Probleme. Besonders kräftig wachsende Serien wie Twix Power F1 erzielen auch noch bei sehr späten Topfterminen nach Cyclamen oder Poinsettien einen kräftigen Pflanzenaufbau mit rechtzeitiger Blüte zur Frühjahrssaison.

Wahl der Kulturfläche
Wurzelkrankheiten werden überwiegend durch zu hohen Salzgehalt, vernässtes Substrat oder gar stehendes Wasser verursacht. Sorgen Sie daher insbesondere bei einer Bodenkultur für ebene Stellflächen mit guter Drainage. Die Beregnungseinrichtung sollte auf Tropfstellen kontrolliert werden. Flächen, auf denen im Vorjahr kranke Viola-Pflanzen gestanden haben, sollten gemieden oder gründlich desinfiziert werden. Für den Herbstverkauf empfiehlt sich eine Kultur im Freiland oder in sehr gut lüftbaren Gewächshäusern (z.B. Cabriohaus). Generell gilt: so hell und luftig wie möglich kultivieren.

Jungpflanzenanlieferung
Viola-Jungpflanzen sollten sofort nach Erhalt getopft werden. Entsprechende Vorbereitungen (z. B. frühzeitige Bestellung der Töpfe) vermeiden unnötige Verzögerungen und somit eine innerhalb weniger Tage eintretende Qualitätsminderung der Jungpflanzen. Trocknen die Jungpflanzenplatten vor dem Topfen an den Rändern aus, führt dies zu ungleichmäßigen Beständen und der Gefahr von Ausfällen durch Wurzelkrankheiten. Überständige Jungpflanzen resultieren in schlecht verzweigten Pflanzen, die zudem häufig eine minderwertige Notblüte anlegen, bevor der Topf gut von der Pflanze bedeckt ist.

Substratwahl
Verwenden Sie ein industrielles Torfsubstrat mit mittlerer Aufdüngung 0,5–1kg/m³ und einem pH von 5.8–6.2. Tonzuschläge bis 20 % wirken sich positiv aus. In Endverkaufsbetrieben hat sich auch die Zumischung von 2 kg eines umhüllten Depotdüngers (3–4 Monate) bewährt. Kompostzuschläge undefinierter Qualtiät führen schnell zu ungleichmäßigen Beständen und bergen die Gefahr von bodenbürtigen Krankheiten. Dieses Risiko sollte unbedingt vermieden werden.

Ernährung
Eine unterernährte Viola-Pflanze kann keine gute Verkaufsqualität erzielen: Blatt- und Blütenfarbe bleiben zu hell, die Blütengröße verringert sich und die Pflanzen bauen sich zu dünn auf. Zudem sind diese Pflanzen wenig widerstandsfähig gegenüber Pilzkrankheiten. Insbesondere während des schnellen Wachstums im Herbst oder bei Auswaschung von Nährstoffen durch Niederschläge in einer Freilandkultur sollte regelmäßig flüssig nachgedüngt werden: je nach Witterung Bewässerungsdüngung 0,05–0,1 % oder alternativ Intervalldüngung 0,1–0,2 % eines Kalibetonten Mehrnährstoffdüngers, z.B. 15:5:25. Durch Nährstoffmangel lassen sich Violen nicht kompakt halten, sie verlieren nur an Qualität. Ebenso sollte Salzstress vermieden werden, der Salzgehalt des Substrates sollte 1,5 g/l nicht übersteigen.

Licht und Temperatur
Volles Licht fördert den festen, gesunden Pflanzenaufbau. Durch Temperaturerhöhung lässt sich die Blüte verfrühen, die Pflanzenqualität leidet jedoch dadurch. Nach einer kurzen Anwurzelungsphase mit 12–15 °C empfiehlt sich eine Kultur bei 4–6 °C und eine Lüftung ab 8 °C. Verschmutzte Scheiben oder andersartiger Schattenwurf verzögern die Blüte und provozieren unnötiges Längenwachstum.

Überwinterung
Die frostfreie Überwinterung von F1-Viola minimiert das Ausfallrisiko. Eingewurzelte Pflanzen mit ausreichend feuchtem Ballen können jedoch auch kalt überwintern, wenn sie in Frostperioden mit Vlies abgedeckt werden und nicht durch die Wintersonne auftauen bzw. austrocknen. Deshalb sind die Häuser an sonnigen Wintertagen frühzeitig zu lüften. Bei Einsatz von Tauwetter sollte das Vlies abgenommen werden, um beschleunigtes Längenwachstum und Pilzbefall zu vermeiden.

Pflanzenkrankheiten
Die Viola-Kultur benötigt kaum Pflanzenschutzmaßnahmen, wenn die Kulturbedingungen optimal sind. Hierzu zählen insbesondere in den feuchten Wintermonaten eine rechtzeitige Lüftung, Luftbewegung mit Hilfe von Ventilatoren und alle weiteren Maßnahmen zur Verringerung der Luftfeuchte. Eine vorbeugende Spritzung gegen Blattflecken (Mycocentrospora u. a.) mit einem Strobilurin-Präparat (z. B. Ortiva) sowie gegen falschen Mehltau mit Metalaxylhaltigen Mitteln (z.B. Fonganil) sind trotzdem empfehlenswert. Der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln hat in gesunden Beständen bisher kaum gesicherte Vorteile ergeben. Falls erkrankte Pflanzen auftreten, sollten diese umgehend aus dem Bestand entfernt und vernichtet werden (nicht auf den Kompost – einige Sporen überdauern dort mehrere Jahre). Chemische Behandlungen gegen Wurzelkrankheiten haben nur Aussicht auf Erfolg, wenn die Kulturbedingungen gut sind, ansonsten verursachen sie nur weitere Kosten.

Physiologische Papierfleckigkeit
In der lichtarmen, kalten Winterzeit treten bei sehr kompakt wachsenden Sorten nach Behandlungen mit systemisch wirkenden Fungiziden an den Blättern abgestorbene, hellbraune Ränder auf. Diese sind teils mit schwarzen Punkten durchsetzt und einer Bakteriose oder Blattfleckenerkrankungen ähnlich. Das Schadbild führt häufig zu weiteren chemischen Behandlungen durch den Kultivateur und einer nachfolgenden Verschlimmerung der Symptome. Betroffen sind überwiegend Sorten der Blütenfarbe Gelb mit Auge, die mit azolhaltigen Fungiziden behandelt wurden (Score, Tilt u. a.). Mit Einsetzen der kalten Jahreszeit sollte daher auf den Einsatz dieser Mittel verzichtet werden und Kontaktmitteln der Vorzug gegeben werden. Bei besseren Wachstumsbedingungen bilden sich wieder gesunde Blätter, es entsteht jedoch unnötige Putzarbeit an den Pflanzen.

Wachstumsregulierung
Eine korrekte Wahl der Kulturtermine, geeignete Sortenwahl und optimale Wachstumsbedingungen verringern den Bedarf an Wachstumsregulatoren erheblich. Eine Reduzierung des Längenwachstums durch Cool Morning, reduziertes Phosphat-Angebot im Substrat oder auch erhöhte Kaliumsulfat-Gaben haben nur eine begrenzte Wirkung und bergen Risiken, wie z.B. Wurzelerkrankungen durch Salzstress. In Versuchen haben sich mehrere chemische Mittel bewährt, wie z.B. Alar/Dazide (0,3–0,5 %, wiederholter Einsatz erforderlich), Tilt (0,02–0,05 %, mäßige Wirkung), Topflor (0,025–0,05 %, gute Wirkung, leicht verzögernd), Caramba (0,025–0,05 %, starke Wirkung, verzögert, Blütenschäden möglich) oder bis zur einsetzenden Knospenbildung auch Regalis (0,25 %, Farbveränderungen der Blüten, geringe Wirkung). Zu beachten ist, dass ein mehrfacher Einsatz dieser Mittel teilweise zu einer erheblichen Blühverzögerung führen kann. Vor allem durch Überdosierungen oder ein Abtropfen in das Substrat können Blatt- und Blütenschäden verursacht werden. Ein mehrfacher Einsatz in geringen Konzentrationen ist daher einem einmaligen Einsatz in hoher Konzentration vorzuziehen. Begonnen werden kann mit einer Behandlung in geringer Konzentration, sobald die Pflanzen gut angewurzelt sind.

Violen gehören wie auch Primeln zu den Leitartikeln in der Frühjahrssaison und stehen daher unter einem überdurchschnittlichen Preisdruck. Werbeaktionen und Sonderangebote lassen die Preise für Massenware regelmäßig in den Keller fallen. Violen gehören nach der Pelargonie jedoch zu den meistverkauften Beetpflanzen und die Durchsetzung eines höheren Preises wäre daher umso wünschenswerter. Nur Produkte, die sich vom Massenmarkt abheben, bieten in diesem Umfeld die Chance, höhere Erlöse zu erzielen und eine Hochpreisstrategie durchzusetzen. Hierzu zählen Pflanzen mit überdurchschnittlicher Qualität oder einem Zusatznutzen, wie z.B. die Profi-Line Winterveilchen Ice-Babies. Diese Viola x cornuta hat einen kräftigen, flach ausgebreiteten Wuchs und ist speziell auf Winterhärte selektiert worden – ideal für die Vermarktung im Herbst. Die schweren Pflanzen werden ab September im bedruckten 10,5-cm-Topf angeboten. Palettenetiketten und Poster fördern den Abverkauf vor Ort genauso wie redaktionelle Beiträge über diese Pflanzen in Gartenzeitschriften. So lässt sich im Verkauf erfahrungsgemäß etwa der doppelte Preis einer herkömmlichen Viola erzielen. Ebenso ist eine Profilierung gegen­über branchenfremden Mitbewerbern durch die Berücksichtigung von speziellen Kundenwünschen möglich. Die Mehrheit der Pflanzenkäufer ist weiblich und interessiert sich für Blütenfarben, die im klassischen Einzelhandel häufig nicht angeboten werden. Hierzu zählen zarte Pink- und Apricot-Töne genauso wie gut abgestimmte Pastellmischungen (z.B. Viola x cornuta Twix Audrey Mix). Besonderheiten wie Viola Cats F1, deren Blüten lustigen Katzengesichtern gleichen, sprechen auch ein jüngeres und weniger preisbewusstes Publikum an. Die Frühjahrssaison wird von Endverbrauchern als besonders wichtige Einkaufszeit für Pflanzen eingestuft. Sie bietet somit reichlich Chancen, den Ertrag der gärtnerischen Produktion und des Endverkaufes durch geschick­te Sortimentsgestaltung gezielt zu erhöhen.