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Blattnematoden an Stauden

Ein Artikel von Gisela Westermeier, Prof. Dr. Wolfgang Gerlach | 30.08.2010 - 14:44

Blattflecken in unterschiedlichen Färbungen und Formen kommen an Stauden häufig vor. Sind die Flecken eckig und deutlich von den Blattadern begrenzt, kommen Blattnematoden als Ursache in Frage. Verwechlungsmöglichkeiten bestehen mit Infektionen durch Falschen Mehltau und bakteriellen Erkrankungen. Bei Befall mit Falschem Mehltau ist auf den Blattunterseiten ein grauer samtiger Pilzbelag sichtbar. Um Nematoden nachzuweisen, kann man verdächtige Blätter in einem Wassertropfen klein reißen. Nach einigen Minuten wandern die Älchen aus dem Blatt in das Wasser aus. Sie sind dann mit einer guten Lupe oder unter dem Mikroskop als winzige bewegliche Würmer sichtbar.

Biologie des Erregers
Blattnematoden, auch Blattälchen genannt, sind kleine Fadenwürmer, die eine Länge von bis zu 0.5 mm erreichen. Sie dringen über Verletzungen oder die Spaltöffnungen in die Blätter ein und stechen dort mit ihrem Mundstachel Zellen an. Sie bewegen sich im Blattinneren weiter, bis sie an eine Blattader gelangen. Die Nematoden können diese Barriere nicht im Blattinneren überwinden und müssen an dieser Stelle das Blatt verlassen. Dadurch entsteht die typische, streng begrenzte Form der Blattflecken. Diese sind bei den meisten Stauden anfangs gelb oder rötlich gefärbt, später verbräunen die befallenen Stellen und vertrock­nen. Durch die verschiedenen Befallsstadien auf einem Blatt entsteht häufig ein mosaikartiges Muster. Für die Schäden an Stauden sind vor allem das Erdbeerälchen Aphelenchoides fragariae und das Chrysanthemenälchen Aphelenchoides ritzemabosi verantwortlich.
Die Nematoden überdauern den Winter und Trockenphasen im Sommer in einer Ruhephase in befallenen Blättern. Die Tiere können so mehrere Jahre überstehen. Steigen die Temperaturen im Frühjahr wieder an, wandern die Fadenwürmer aus den alten Blättern aus und auf einem Wasserfilm zu den neuen Trieben. Für die Verbreitung der Nematoden innerhalb des Bestandes ist deshalb Blattnässe unbedingt notwendig. Die Schädlinge verbringen ihre gesamte Entwicklung in der Pflanze. Bei hoher Luftfeuchte und sommerlichen Temperaturen dauert die Zeit von der Eiablage bis zum erwachsenen Tier nur 10-14 Tage. Es können daher zahlreiche Generationen pro Jahr gebildet werden. Sehr häufig werden die Nematoden bei der vegetativen Vermehrung durch die Verwendung befallener Mutterpflanzen auf die nächste Generation übertragen. In einem befallenen Bestand erfolgt die Verbreitung über Wasserspritzer oder Werkzeuge, die mit Nematoden verschmutzt sind.

Gegenmaßnahmen
Die Möglichkeiten zur Bekämpfung von Blattnematoden sind beschränkt auf vorbeugende Maßnahmen. Derzeit sind keine Pflanzenschutzmittel für diesen Schädling ausgewiesen. Hygienemaßnahmen stehen deshalb an erster Stelle. Bei der vegetativen Vermehrung dürfen nur gesunde Mutterpflanzen verwendet werden. Weiter muss darauf geachtet werden, dass die Stellflächen sauber sind. Dies kann durch Dämpfung oder Desinfektion mit geeigneten Mitteln erreicht werden. Im Herbst sollten in gefährdeten Kulturen die alten Blätter gründlich entfernt werden. So kann die Neuinfektion im Frühjahr zumindest hinausgezögert werden. Die Blätter der Stauden müssen möglichst tro­cken bleiben, um den Nematoden das Wandern von einem Blatt zum anderen zu erschweren. An der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan laufen derzeit Versuche zur Bekämpfung von Blattnematoden. Zahlreiche Pflanzenschutzmittel, die gegen andere Schädlinge zugelassen sind, werden auf eine Nebenwirkung gegen Blattnematoden geprüft. Nach vielversprechenden Ergebnissen besteht die Hoffnung, dass in absehbarer Zeit praxistaugliche Empfehlungen ausgesprochen werden können.

Symptome an Stauden erkennen

• Herbstanemone (Anemone hupehensis var. japonica)
Sehr häufig zu finden sind Schadsymptome durch Älchen an Herbst­anemonen. Hier sind die Flecken erst gelb-grün und werden später braun. Stark befallene Blätter trocknen schließlich ein. Der Befall beginnt an den unteren Blättern und kann sich bei entsprechender Witterung (Blattnässe!) bis zu den jüngsten Blättern ausbreiten.

• Bergenien
An den Bergenien entstehen bei Befallsbeginn größere, leicht aufgehellte Stellen auf den Blättern. Diese verfärben sich im Befallsverlauf leuchtend rot, später werden sie braun und trocknen ein. Dadurch dass die Blattadern bei dieser Gattung relativ weit ausei­nander liegen, entstehen sehr große Befallsstellen, die aber auch deutlich durch die Blattadern begrenzt sind.

• Lamium und Stachys
Bei der Taubnessel und beim Ziest, die zur gleichen Pflanzenfamilie (Lamiaceae) gehören, sind die Blattflecken bei Nematodenbefall ebenfalls deutlich rot gefärbt. Die Flecken trocknen schließlich ein und verfärben sich braun. Stark befallene Blätter können absterben.

• Steinbrechgewächse
Gerne befallen werden von den Älchen Pflanzen aus der Familie der Steinbrechgewächse wie auch die schon beschriebene Bergenie. Bodendecker wie Heuchera (Purpurglöckchen) und Tiarella (Schaumblüte) sind ebenso betroffen wie großblättrige Blattschmuckstauden wie Rodgersia (Schaublatt) und Darmera (Schildblatt). Bei diesen Gattungen beginnen die Flecken in einem hellen Gelbton und verfärben sich dann in verschiedene Brauntöne. Meist entsteht ein mosaikartiges Muster aus gelben, hellbraunen und dunkelbraunen Stellen, das die Schmuckwirkung vor allem bei den großblättrigen Pflanzen stark beeinträchtigt. Blattnematoden beschränken sich aber nicht auf die genannten Gattungen. Auch an Pflanzen wie Heliopsis, Brunnera, Symphytum, Astrantia, Digitalis, Echinacea, Knautia und Primula wurden bereits Schäden durch Blattnematoden diagnostiziert. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Blattnematoden zwar die genannten Gattungen bevorzugt befallen, in der Nähe stehende andere Pflanzen aber ebenfalls als Wirtspflanzen nehmen.