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Vielseitigkeit ist gefragt

Ein Artikel von Werner Oschek | 05.08.2009 - 14:15
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Enger Kontakt zu Abnehmern
Bei Viehweg ist man auf den Fachhandel fokussiert und kultiviert für diesen stärkere Ware überwiegend im 13er-Topf. Nur Beetware wird zum Teil noch im 12er-Topf produziert. Auch wenn Hauptkunde Landgard ist, hält Thomas Viehweg, der den Betrieb mittlerweile in dritter Generation leitet, engen Kontakt zu den Abnehmern der Ware und bespricht mit ihnen im Vorfeld, was sie wünschen und stellt sich bei der Produktion darauf ein. Weiter wird auch großer Wert auf einen engen Kontakt zu den Jungpflanzenanbietern gelegt, so dass sie sich ideal ergänzen können.

Stetige Entwicklung
Ursprünglich war der Gartenbaubetrieb Viehweg ein typischer Azerca-Betrieb. Stammsitz war seinerzeit Rheurdt, wo auch heute noch auf rund 9.000 m2 Hochglas kultiviert wird. Vor zehn Jahren begann der Betrieb neu auf der grünen Wiese in Issum-Sevelen mit einem Betriebsareal von rund 7 ha auf denen zunächst 5.000 m2 Hochglas errichtet wurden. Heute verfügt der Betrieb hier über 13 ha mit 23.000 m2 geschützter Anbaufläche, davon 14.000m2 Venloblock, zum Teil mit UV-durchlässiger Diamantglaseindeckung. Der Betrieb ist zwar hoch technisiert, aber nicht auf wenige Möglichkeiten beschränkt. Die Beetbreiten und -längen im Gewächshaus sowie im Freiland sind aufeinander abgestimmt. Im Gewächshaus wird überwiegend auf Ebbe-Flut-Bodenbeeten kultiviert, womit beste Erfahrungen gemacht wurden. Nur eine Abteilung mit 2500 m2 ist mit einer Rollmobiltischanlage für die Vermehrung ausgestattet. In dieser ist eine Sprühnebelanlage installiert und 600 m2 können belichtet werden. Über einen doppelten Schirm können hier Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Licht exakt gesteuert werden.
Das Aufstellen und Rücken erfolgt mit Gabeln und der innerbetriebliche Transport mit flexiblen Transportbändern oder einem Gabelstaplersystem.

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© Betriebsfoto

Kanadisches System
2007 stand eine Erweiterung an, die 2008 erfolgte. Hier wollte Viehweg ein Gewächshaus, in dem Freilandbedingungen geschaffen werden können. Nach längerer Suche stieß er auf einen Hersteller in Kanada, der Folienhäuser baut, bei denen die dreilagigen PE-Folie bzw. –Gewebe wie bei einer Schattierung zusammengefahren werden können und auch die Seitenwände flexibel aufrollbar sind. Weiter zeichnet sich das neue 9.000 m2 große Haus durch eine Schneelast von 130 kg/m² aus und ist auf Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 h/km ausgelegt. "Selbst bei Orkan könnten die Folien geöffnet werden und die Konstruktion nimmt dann keinen Schaden", so Thomas Viehweg. Er ist sehr zufrieden mit dem Haus und fragt sich, warum bisher in Europa niemand diese ausgereifte Technik, die in Kanada bereits seit 17 Jahren gebaut wird, verwendet hat. Mittlerweile werden die Häuser auch von der niederländischen Firma Vonder Montage bv aus Punt­horst angeboten. Das Haus dient der Kultur von Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden und wird nach Außentemperatur gefahren. Sind diese so, dass kein Schaden für die Pflanzen zu erwarten ist, wird die Dachfläche aufgefahren. Hierdurch werden beste Qualitäten erzielt. Im Sommer dient das Haus als Schattenhalle für Helleborus und im Winter stehen hier frost­empfindliche Kulturen. Bei der Gelegenheit des Neubaus wurden auch die Anlieferung und Auslieferung im Betrieb komplett getrennt.

Neue Schwerpunkte
Von den ursprünglichen Azerca-Kulturen sind heute nur noch Callunen und Gaultherien anzutreffen. Kulturschwerpunkte bilden jetzt mit rund 60 % Stauden sowie Beet- und Balkonpflanzen. Die Verbindung zu Stauden bekam Thomas Viehweg über seinen Lehrbetrieb, eine Staudengärtnerei. Sommertopfpflanzen kultiviert der Betrieb nicht, da Thomas Viehweg der Absatz in den Sommermonaten zu riskant ist. Lieber konzentriert er sich auf Herbst- und Frühjahrskulturen. Der Standort am Niederrhein zieht besonders zur Eriken- und Callunensaison viele Einkäufer an. Dann kann er auch seine Produktion gut absetzen.Bei Callunen kultiviert er Garden Girls, da diese durch die Mengenbegrenzung eine gewisse Exklusivität haben. Bei Gaultherien ist gesundes Ausgangsmaterial extrem wichtig, um Colletotrichum vorzubeugen. Bei Gaultherien ist der Pilz samenübertragbar. Er tritt häufig erst im zweiten Standjahr kurz vor Kulturende auf und kann dann zu bedeutenden, wirtschaftlichen Ausfällen führen. Daher setzt Viehweg bei diesen auf Material von Syngenta Flowers, die Jungpflanzen aus behandeltem Saatgut anbieten, die garantiert frei von Colletotrichum sind.

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Vielfalt ist Trumpf
Einen Verkaufsschwerpunkt bildet neben dem Herbst das Frühjahr mit frühjahrsblühenden Stauden sowie Beet- und Balkonpflanzen. Im Anbauprogramm sind im Frühjahr das Frühlingsflirt-Programm sowie einige Produkte aus dem Syngenta-Programm, wie Saxifraga 'Touran' oder die stecklingsvermehrte Aubrieta 'Axcent'. Zur Komplettierung des Sortimentes werden im Frühjahr noch spezielle Extras angebaut wie Stauden-Primeln oder Küchenschelle.
Wichtig ist Viehweg, das Passende für seine Kunden zu produzieren. Informationen hierzu bekommt er auch über Jungpflanzenlieferanten wie Syngenta Flowers, die hier eine Vorreiterrolle gespielt haben. Hier bekommen Firmen auch schon mal Proben von neuen Sorten, damit sie sehen, wie die Neuheiten am Markt ankommen. Da bei Viehweg die Produktion auf die Kundenwünsche ausgerichtet wird, ist das Sortiment stark gewachsen. Thomas Viehweg schätzt, dass mindestens 80 verschiedene Gattungen und ein Vielfaches an verschiedenen Sorten kultiviert werden.
Viel denkt Thomas Viehweg über die Zukunft des Betriebes nach. Er hat erkannt, dass in vielen Ländern Europas preisgüns­tiger produziert werden kann als am Niederrhein. Jedoch ist er überzeugt, einen Standortvorteil durch die Nähe zum Markt zu haben. Er kann den Markt schnell beliefern und weiß durch die Kundennähe, was diese verkaufen.