Hostablätter sind in der Floristik sehr beliebt und zeichnen sich aus der Sicht der Verbraucher durch gute bis sehr gute Haltbarkeit aus. Aus einheimischer Produktion stehen sie in großer Formenund Farbenvielfalt ab März bis April zur Verfügung.
Die Gattung Hosta ist in den vergangenen Jahren zusätzlich durch ihre Verwendung als dekorative Topfpflanze in das Bewusstsein der Verbraucher gerückt und hat ein positives Image. Aus der betriebsinternen bzw. regionalen Produktion von Schnittgrün resultiert für die Kunden der wichtige Zusatznutzen „Haltbarkeit durch absolute Frische“. Er muss im Marketing deutlich hervorgehoben werden.
Treibkultur am Valentinstag
Das Gartenbauzentrum Geisenheim/D des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen prüfte über mehrere Jahre in Versuchen mit den Sorten 'Krossa Regal', 'Gold Standard' und 'Francee' die Möglichkeit einer Produktion für den Valentinstag als Treibkultur. Die drei wüchsigen Sorten zeichnen sich durch große, interessant gefärbte Blätter auf langen Stielen aus.
'Krossa Regal' besitzt straff aufrecht wachsende blaugraue Blätter, das große dunkelgrüne Blatt von 'Francee' trägt einen schmalen rahmweißen Rand und 'Gold Standard' bildet gelbgrüne Blätter mit einem grünblauen Rand aus. In optimaler Ausreifung geschnitten, liegt die Haltbarkeit der Hostablätter als Schnittgrün bei ca. 14 Tagen.
Kältereiz zwingend
Vorversuche zeigten deutlich, dass Hosta zur Überwindung der Ruhephase zwingend einen Kältereiz benötigt. Ungekühlte Pflanzen treiben sehr spät und sehr unregelmäßig aus.
Über die Dauer der erforderlichen Kühlung war in der Literatur wenig bekannt. Zur Klärung dieser Frage wurden mehrjährige, im 5 l Container kultivierte Pflanzen der drei Sorten ab Mitte Oktober bei +€ bis +5°C für 6, 8, 10 und 12 Wochen gekühlt und anschließend bei 20 bzw. 18°C angetrieben. Das entscheidende Kriterium für den Erfolg der Treibkultur war die Qualität der Blätter.
Die Verwendung als Schnittgrün zu (sehr) frühen Terminen setzt eine hervorragende Haltbarkeit voraus. Nur so kann es gelingen, ihre Akzeptanz durch die Verbraucher zu etablieren.
Kultur
Für den Versuch standen 2 1/2-jährige Pflanzen zur Verfügung, die als handelsübliche Jungpflanzen zugekauft und im 12er Topf bzw. ab dem zweiten Jahr im 5l Container im Freiland für insgesamt 2,5 Jahre in einer Schattenhalle kultiviert worden waren. Von Pflanzen dieser Größe kann eine entsprechende Blattanzahl erwartet werden, die die Treibkultur rechtfertigt. Als Substrat hat sich in den Versuchen R.H.P. Nr. 15 bewährt. Während der Freilandkultur erfolgte die Bewässerung über einfache Regner, einmal wöchentlich wurde mit 0,5 % Ferty 2 Mega gedüngt.
Die Freilandkultur war insgesamt problemlos, Schäden durch Schnecken traten kaum auf, auf einen Winterschutz konnte im Weinbauklima des Rheingaus verzichtet werden.
Kein Pflegeaufwand
Zum Kühlbeginn Mitte Oktober wurde noch vorhandenes Laub vollständig entfernt und die Container, in Kisten eingestellt, in einer Kühlzelle (Volumen 10m³) platzsparend mit 60Container/m³ gestapelt. Dadurch konnten die Kosten der Kühlung stark minimiert werden. Während der Kühlung entstand praktisch kein Pflegeaufwand, das Substrat trocknete unwesentlich ab.
Die Temperatur in der Kühlzelle schwankte zwischen 2 und 5°C. Je nach Variante wurden die Hosta 6, 8, 10 und 12 Wochen gekühlt. Anschließend wurden sie (5 Pflanzen/Nm² im Endstand) bei 20/18°C mit dem Ziel der Ernte in der KW07 (Valentinswoche) zum Treiben aufgestellt.
Unregelmäßiger Austrieb
Der Austrieb der 8, 10 und 12 Wochen gekühlten Hosta begann nach etwa 3 Wochen, die nur 6 Wochen gekühlten Pflanzen trieben im Vergleich später, schwächer und sehr unregelmäßig aus. Die weitere Entwicklung verlief umso schneller, je länger die Pflanzen gekühlt waren. Sobald der Austrieb ca. 5cm erreichte, setzte die Bewässerungsdüngung (0,025% Ferty 2Mega) ein, dies war in der vierten bis fünften Treibwoche der Fall. Assimilationslicht und CO2 wurden in den Versuchen nicht eingesetzt, um den technischen Aufwand gering zu halten und die Ergebnisse problemlos in die gärtnerische Praxis übertragen zu können. Eine Woche vor der Ernte wurde die Temperatur zur Abhärtung auf 10 bis 12°C reduziert.
Die angetriebenen und beernteten Pflanzen blieben bis Ende April im nur noch frostfrei gehaltenen Haus, anschließend wurde ins Freiland geräumt. So konnten denkbare Frostschäden sicher vermieden werden. Während des Sommers wurde nicht geerntet, so dass die Pflanzen sich neu aufbauen können.
Ernte und Erträge
In allen Varianten entwickelten sich die Pflanzen gut bzw. sehr gut, lediglich die nur für sechs Wochen gekühlten Pflanzen trieben sehr unregelmäßig aus. In mehreren Treibjahren reichten die natürlichen Lichtverhältnisse immer aus, um Anfang Februar qualitativ hochwertige Blätter ernten zu können. Wie bereits erwähnt, wurden zwischen den einzelnen Varianten, d.h. Dauer der Kühlung, große Unterschiede deutlich.
Darüber hinaus zeigten sich auch sortenspezifische Reaktionen: ‘Krossa Regal’ brachte bereits nach acht Wochen Kühlung optimale Ergebnisse. Eine längere Kühlung verkürzte die Treibphase nur unwesentlich. Die Sorte kann als „früh“ bezeichnet werden. Die Sorten 'Gold Standard' und 'Francee' benötigten 10 bzw. 12 Wochen Kühlung, um zügig und gleichmäßig die Erntereife zu erreichen.
Kosten stark erhöht
Optimal gekühlte Pflanzen aller drei Sorten konnten nach neun Wochen Treibkultur beerntet werden. Eine zu kurze Kühlphase verlängerte die Treibdauer um mindestens zwei bis drei Wochen, was die Kosten entsprechend stark erhöht. Ein Effekt, der von anderen Treibkulturen wie Azaleen oder Tulpen bekannt ist. Um die sortenspezifischen Einflüsse weitgehend zu berücksichtigen, kann für eine erfolgreiche Hosta-Treibkultur daher eine Kühlung für 10 bis 12 Wochen vorab empfohlen werden.
Hochwertige Hostablätter
Ziel der Versuche ist die sehr frühe Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Hostablättern zum Valentinstag. Dabei sollen die Pflanzen möglichst erhalten bleiben, um u.a. aus Kostengründen mehrfach genutzt werden zu können.
Ein erntefähiges Blatt wurde wie folgt definiert: Das Blatt ist voll entwickelt, besitzt die sortentypische Ausfärbung und weist eine fühlbare Festigkeit auf. Um die Erntereife genau definieren zu können, wurden einzelne Blätter zur Überprüfung der Haltbarkeit geerntet. Für die Ermittlung der langfristigen Ertragsleistung wurden von einem Drittel der Pflanzen alle erntefähigen Blätter geerntet („starke Ernte“), ein zweites Drittel wurde eher schonend geerntet („schonende Ernte“), um den Pflanzen mehr Assimilationsfläche zu erhalten.
Blätter herausselektieren
Die restlichen Pflanzen wurden vollständig beerntet, d.h. alle Blätter in einem Arbeitsgang geschnitten und anschließend die ausgereiften Blätter herausselektiert. Die hierbei erzielten Erträge sind mit der „starken Ernte“ vergleichbar. Der Arbeitsaufwand für Ernte und Sortierung war bei der vollständigen Ernte am geringsten.
In Folgeversuchen zeigte sich, dass die Ernteintensität auf die Anzahl der Blätter im Folgejahr keine oder nur sehr geringe Auswirkung hat. Selbst die vollständig beernteten Pflanzen, die im Treibjahr keine neuen Blätter gebildet hatten und folglich keine neuen Reservestoffe speichern konnten, brachten in der folgenden Treibphase nahezu die gleiche Anzahl Blätter in guter Qualität.
Problemlose Qualität
Hinsichtlich der Blattgröße und der Stiellänge traten auffallende Unterschiede auf. Die im Vorjahr „schonend“ beernteten Pflanzen entwickelten im Folgejahr deutlich größere und auf längeren Stielen stehende Blätter als die „stark“ bzw. „komplett“ beernteten Pflanzen. Allerdings waren auch diese Blätter von sehr guter Qualität und problemlos zu vermarkten bzw. floristisch zu verarbeiten. In einem Folgeversuch soll untersucht werden, ob sich eine stärkere Düngung in der Treibphase positiv auf die Blattgröße und die Stiellänge auswirkt.
Fazit
Die Treibkultur von Hosta zum Erntetermin Valentinstag ist nach den vorliegenden Versuchsergebnissen problemlos möglich. Voraussetzung ist die Überwindung der Ruhephase durch eine optimale Kühlung. Die dokumentierten sortenspezifischen Ansprüche sprechen für eine Kühldauer von 10 bis 12Wochen bei 2 bis 5°C, um eine zu kurze Kühlung zu verhindern, die zu einer deutlich längeren und damit teureren Treibphase führt.
Hohe Qualität
Die natürlichen Lichtverhältnisse reichen selbst im Januar und Februar zur Produktion qualitativ hochwertiger Blätter aus. Die Versuchsergebnisse lassen sich auf spätere Treibtermine, z.B. für Ostern, problemlos übertragen. Der nicht nur in Geisenheim extrem warme Winter 2006/2007 spricht für den Einsatz einer Kühlzelle, besonders für sehr frühe Treibtermine.
Hervorragende Ergebnisse
Das bei den Kunden bekannte und geschätzte Hostablatt kann sehr früh in guter Qualität zur Verfügung stehen. Betriebswirtschaftlich erzielt die Hostatreibkultur zu Valentin mit einer direktkostenfreien Leistung von bis zu € 280 /1.000 NTm² ein hervorragendes Ergebnis. Zudem können die Pflanzen nach mehrjähriger Nutzung zur Schnittgrüngewinnung als dekorative Großpflanzen angeboten und somit zusätzliche Einnahmen erzielt werden. Entscheidend für den dauerhaften Erfolg und Akzeptanz bei den Kunden ist die strikte Beachtung der optimalen Erntereife.
Zusatznutzen Haltbarkeit
Schnittgrün aus eigener bzw. regionaler Produktion muss für die Verbraucher den Zusatznutzen Haltbarkeit durch absolute Frische verlässlich bieten und darf die Erwartungen nicht enttäuschen. Unter dieser Prämisse stellt die Produktion von Schnittgrün insbesondere für direktvermarktende Betriebe mit guter Floristik eine interessante Alternative dar und erlaubt auch die sinnvolle Nutzung sonst ungenutzter Gewächshausflächen. Die Nachfrage muss realistisch gesehen werden.
Die Kosten bzw. der Wert des Schnittgrüns aus eigener Produktion sind bei der Kalkulation im Laden bzw. bei der Verarbeitung zu beachten und richtig in den Preis des Werkstückes einzurechnen.