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Ernährungsstörungen an Poinsettien

Ein Artikel von DI Katharina Anneser, Prof. Elke Meinken | 19.10.2005 - 14:30
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Um Mangelerscheinungen an Poinsettien hervorzurufen und so zur Schließung der vorhandenen Informationslücken beizutragen, wurden an der Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan an der Sorte ‘Peterstar‘ Ernährungsstörungen durch Düngung mit Einzelnährsalzen gezielt erzeugt.

Stickstoffmangel
Ältere und mittelalte Blätter bekommen Randchlorosen, die sich in den Interkostalfeldern Richtung Blattmitte ausbreiten und nicht deutlich zum gesunden Gewebe abgegrenzt sind. Wachstum und Brakteenbildung sind eingeschränkt. Bei extremem Mangel zeigt der Neuaustrieb nach dem Stutzen eine gelbgrüne Farbe mit verstärkter Rotfärbung der Blattadern.

Phosphatmangel
In der Blattfläche, oft nahe der Mittelrippe, erscheinen fleckig-unregelmäßige Chlorosen, die in rotviolette Verfärbungen und schließlich in Nekrosen übergehen. Wachstum und Brakteenbildung sind gehemmt. Im späteren Stadium rollen sich die Blattspitzen nach oben ein.

Kalimangel
Ältere Blätter weisen Chlorosen auf, die am Blattrand beginnen und sich in den Interkostalfeldern nach innen ziehen. Sie gehen dann in Nekrosen über, die am Blattrand eher als braune Flecken erscheinen, in den Interkostalfeldern als kleine helle Tüpfel. Wachstum und Brakteenbildung sind eingeschränkt.

Kernnährstoffmangel
Vorwiegend an älteren Blättern entstehen ganz ähnlich wie bei Stickstoffmangel Randchlorosen, die sich in den Interkostalfeldern Richtung Blattmitte ausbreiten. Die Laubfarbe der Mangelpflanzen kann insgesamt heller sein. Je nach Intensität des Mangels bleiben die Pflanzen kleiner. Es ist ein verstärktes Wurzelwachstum zu beobachten.

Kernnährstoffüberschuss
Durch die leichte Überernährung mit Kernnährstoffen entsteht ein üppiger, ausladender Wuchs. Durch die hohe Salzkonzentration bei einer starken Überdüngung ist es hingegen möglich, dass die Pflanzen kompakter als gewöhnlich bleiben. Die Blätter sind dunkelgrün. Bei starkem Überschuss wölben sich die Blattränder nach unten und werden nekrotisch.

Calciummangel
Am Rand von Brakteen bilden sich punktförmige Nekrosen, die im weiteren Verlauf zu durchgehenden Randnekrosen zusammenwachsen. Das Auftreten der Nekrosen kann bei dieser Ernährungsstörung schlagartig und stark und praktisch über Nacht geschehen.
Ausschlaggebend ist hierbei nicht nur die Ca-Versorgung, sondern auch das Lichtangebot und damit die Witterung. Hohe Lichtintensität (natürliche Einstrahlung und/oder Zusatzbelichtung) in Kurztagswoche 6 bis 8, gefolgt von niedriger Lichtintensität bis zum Kulturende, bewirkt eine deutliche Reduktion oder komplette Verhinderung der Schäden.

Keine Schäden bei vielen Spurenelementen
Trotz unterlassener Düngung mit den Spurenelementen Eisen, Mangan, Kupfer, Zink oder Bor traten im Versuch keinerlei Schadsymptome auf. Gegenüber diesen Ernährungsstörungen scheint die getestete Sorte, evtl. auch die Poinsettie im Allgemeinen, unempfindlich zu sein.
Ein starker Überschuss an Mangan oder Zink hatte ebenfalls keine Auswirkungen.

Molybdänmangel
Der Mikronährstoff Molybdän nimmt bei Poinsettien eine Sonderstellung ein, da anders als bei vielen anderen Zierpflanzenkulturen ein Mangel zu gravierenden Schäden in Form von deformierten jungen Blättern führen kann. Dennoch traten im Versuch an der Sorte ‘Peterstar‘ keinerlei Schadsymptome auf.
In einem Folgeversuch konnte an 15 handelsüblichen Sorten festgestellt werden, dass auch ohne jegliche Mo-Düngung keine Schäden auftraten. An neueren Poinsettiensorten ist deshalb weder mit erhöhtem Molybdänbedarf noch mit Beeinträchtigungen durch Mangel an diesem Nährstoff zu rechnen.
Ursache von Deformationen kann auch das Stutzen bzw. die Verwendung von Stecklingen aus intensiv beernteten Mutterpflanzen in Kombination mit Hitzestress sein.

Borüberschuss
Zu hohe Bormengen führen bereits nach einigen Wochen zu mehr oder weniger stark in die Interkostalfelder reichenden, intensiv gelben Randchlorosen an älteren Blättern. Diese gehen bald in Nekrosen über. Interkostalfelder oder ganze Blätter können aufgewölbt sein.

Natriumchloridbelastung
An älteren Blättern kommt es zur Bildung von in die Interkostalfelder reichenden Randchlorosen. Im Anschluss entwickeln sich daraus unregelmäßige rötlich-braune Nekrosen ohne deutliche Abgrenzung zum gesunden Gewebe. Blattränder und -spitzen können nach oben oder unten gebogen sein.    n

Was ist ...Enationen?

Enationen sind Gewebeausstülpungen der Blattspreiten. Die Ursache dieser Anomalie ist noch nicht geklärt, jedoch können starke Klimaschwankungen und unausgeglichene Wasser- und Nährstoffversorgung zu diesen Gewebeveränderungen führen.