Das Phänomen der Bodenmüdigkeit begleitet Landwirtschaft und Gartenbau bereits so lange, wie Böden mit den Kulturen intensiv genutzt werden. In der Vergangenheit war diese Nachbauproblematik ohne Belang, standen doch genügend „frische“ Flächen in der Nähe zur Verfügung. Wurde der Raum dennoch knapp, konnte auf den Segen der Chemie zurückgegriffen werden. Eine kurze Behandlung mit einem Entseuchungsmittel und schon ist der Boden wieder bereit für die nächste Kultur. Das hat sich heute jedoch grundlegend geändert. Nicht nur die Ausweitung von Wasserschutzgebieten und daraus resultierend das Anwendungsverbot von chemischen Bodenentseuchungsmitteln zwingen zum Umdenken und Handeln.
Nicht nur Nematoden
Bodenmüdigkeit wird oftmals gleichgesetzt mit der Schadwirkung von Nematoden, denn die Symptome an den Kulturpflanzen sind ähnlich. In zahlreichen Untersuchungen ist allerdings festgestellt worden, dass Nematoden nur als ein Teil des komplexen Schadgefüges „Bodenmüdigkeit“ betrachtet werden können. Leider ist mit der Bekämpfung der pflanzenschädigenden Nematoden noch nicht das Problem der Bodenmüdigkeit beseitigt. Bodenmüdigkeit, oder, besser gesagt, ein Nachbauschaden kann durch die unterschiedlichsten Ursachen hervorgerufen werden. Faktoren wie Bodenverdichtung oder Nährstoffmangel werden miteinbezogen. Sicher ist, dass freilebende Nematoden Nachbauschäden verursachen können, die denen anderer verursachenden Faktoren ähnlich sehen. Erst mit einer umfangreichen Bodenanalyse, die Bodenstruktur, Bodenchemie und das Bodenleben miteinbezieht, lassen sich sinnvolle Maßnahmen einleiten. Eine davon ist sicherlich auch die Bekämpfung von Nematoden.
Boden ist Kapital
Bodenfruchtbarkeit und Pflanzengesundheit bzw. Ertragssicherheit hängen unmittelbar zusammen. Der Pflege der Bodenfruchtbarkeit kommt daher eine besondere Bedeutung zu, will man die Bodenmüdigkeit vermeiden. Laut Definition ist ein Boden fruchtbar, wenn er ohne Hilfsmittel nachhaltig Erträge ermöglicht. Das ist unter anderem von der Art und Menge der organischen Substanz abhängig. Einen besonderen Stellenwert besitzt die Bodengare als Inbegriff für den gesunden und fruchtbaren Boden – krümelig und gut durchlüftet über die ganze Vegetationszeit, bricht unter der verschlämmenden Wirkung des Wassers nicht zusammen – und die Krümelstruktur. Dabei werden Ton- und Humusteilchen unter Mithilfe der Bodenlebewesen „lebendverbaut“ – die Porengröße und -verteilung bestimmt den Wasser- und Lufthaushalt des Bodens. Wichtigste Maßnahmen zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sind eine sorgfältige, schonende Bodenbearbeitung, eine vielseitige Fruchtfolge, die regelmäßige organische Düngung und eine sorgfältige Steuerung der Nährstoffversorgung. Die Fruchtfolge, welcher eine besondere Rolle zukommt, sorgt für den Humuserhalt und Humusaufbau, unterdrückt Unkraut, sorgt für Stickstoff (Leguminosen), vermeidet Nährstoffverluste, verbessert die Bodengare (Krümelstruktur), schützt vor Erosion und reguliert Krankheiten und Schädlinge.
Verdichtungen vermeiden
Geräte und Maschinen zur Bearbeitung von Boden und Kultur werden immer leistungsfähiger und damit immer größer und schwerer. Der wirtschaftliche Druck zur Rationalisierung trägt mit dazu bei. Böden sind aus ökologischer Sicht als schadverdichtet anzusehen, wenn infolge von Überlastung das Porensystem im Boden soweit reduziert ist, dass Produktions-, Regelungs- und Lebensraumfunktionen zeitweilig oder dauerhaft beeinträchtigt werden. Die Folgen zeigen sich in einer Verschlechterung der Versorgung mit Luft und Wasser und in einer dauerhaften Beeinträchtigung der Ertragsfähigkeit und Ertragssicherheit. Darüber hinaus sind Wasseraufnahmevermögen und Wasserspeicherung gestört und die Lebensbedingungen für Bodentiere und Mikroorganismen drastisch verschlechtert. Feuchte Böden sind wesentlich verdichtungsempfindlicher, was sich vor allem in langen nassen Witterungsperioden zeigt. Untersuchungen ergeben, dass ein stark schadverdichteter Boden (Lagerungsdichteveränderung zwischen 0,1 und 0,2 g/cm³) einen Ertragsabfall von 10 bis 20 % zur Folge hat. Mit dem Einsatz von Breitreifen, Zwillingsreifen und niedrigerem Reifendruck lässt sich das Problem mindern. Außerdem sollten nur trockene Böden befahren werden. In Fahrgassen vermindert eine Raseneinsaat den Bodendruck. Eine Bodenbearbeitung sollte daher auch immer eine Verbesserung der Bodenstruktur zum Ziel haben, indem sie Verdichtungen aufbricht und Ernterückstände oder organische Dünger einarbeitet.
Bedeutung von Nematoden
Nematoden spielen in der Bodenfruchtbarkeit eine übergeordnete Rolle. Sie zu kontrollieren, d. h. unter der Schadschwelle zu halten, ist vorrangiges Ziel. Die 0,2 bis 3,0 mm langen Würmer sind unregelmäßig im Boden verteilt, besitzen ein breites Wirtspflanzenspektrum mit teilweise recht niedriger Schadschwelle. Ein Problem ist auch, dass Schäden als solche nicht sofort erkannt werden. Jede Kulturart muss daher gesondert betrachtet werden. So wurde in einer Erhebungsuntersuchung in Baumschulen festgestellt, dass Kartoffelnematoden keine Schäden an Gehölzen verursachen, dafür aber im Wesentlichen die drei Nematoden-Gattungen Pratylenchus, Tylenchorhynchus und Paratylenchus. Als Problemfall stellt sich dabei immer wieder Pratylenchus heraus, der zu fast 70 % in den untersuchten Proben vorhanden war. Tylenchorhynchus und Paratylenchus verursachen zwar auch bei Gehölzen Schäden, aber nicht in so starkem Maße. Andere Gattungen waren in den untersuchten Bodenproben weniger zu finden. Problematisch ist, dass Pratylenchus auch viel in landwirtschaftlichen Kulturen zu finden sind. Primär ist hier der Mais zu nennen.
Je nach Nematodenart und Kulturpflanze ist die Schadschwelle unterschiedlich gelagert. Selbst das Entwicklungsstadium der Pflanze spielt eine wesentliche Rolle. Als Richtlinie für beginnende Schäden an vielen Pflanzen wird eine Menge von 100 Nematoden in 250 ml Boden genannt.
Bei Untersuchungen in Baumschulen konnte außerdem festgestellt werden, dass die Nematoden-Population hier im Vergleich zu landwirtschaftlichen Kulturen recht gering ist. Das hängt mit der relativ schlechten Nahrungs-Grundlage bei den Gehölzen zusammen. Landwirtschaftliche Kulturen wie Mais oder Getreide besitzen eine größere Wurzelmasse und bieten den Nematoden somit bessere Bedingungen. Diese Arten sollten daher von Baumschulen als Vorkultur gemieden werden. Übrigens sorgt die Rose am besten für die Vermehrung von Nematoden, daher auch die massiven Nachbauprobleme bei dieser Gehölzgruppe.
Feindpflanze Tagetes
Die Meidung von Mais oder Getreide als Vorkultur im Baumschulbereich reicht alleine allerdings nicht aus, um Nematoden zu bekämpfen. Dies kann allenfalls als Vorsichtsmaßnahme gewertet werden, um nicht mit Sicherheit Nachbauschäden zu erhalten. Seit längerem ist bekannt, dass sogenannte Feindpflanzen eingesetzt werden können, um den Besatz an Nematoden unter die Schadschwelle zu drücken. Tagetes-Arten (gegen Pratylenchus) oder Sudangras und Hanf (gegen Meloidogyne) gehören dazu. Wichtig ist es, vor Einsaat der Tagetes eine gründliche Unkrautbekämpfung vorzunehmen, weil sich die Nematoden sonst die Unkräuter als Wirtspflanzen suchen. Dies kann bei Aussaat in Reihen in begrenztem Umfang mit den in Baumschulen gebräuchlichen Hack- und Bürstengeräten erfolgen. Bei Breitsaat, anhaltender feuchter Witterung und zur Bekämpfung von Unkräutern innerhalb der Reihe sind mechanische Maßnahmen allerdings häufig nicht optimal geeignet. Hier müssen Herbizide zum Einsatz kommen, deren Anwendung in Wasserschutzgebieten erlaubt ist.
Bei diversen Zierpflanzen wie auch Erdbeerkulturen können Blattnematoden der Gattung Aphelenchoides besonders in feuchten Jahren massive Schäden verursachen. Gegenmaßnahmen sind hier Entfernen und Vernichten aller befallenen Pflanzen, eine Anbaupause bei Erdbeeren (bei Aphelenchoides fragrariae über mehrere Jahre), die Verwendung von gesundem Pflanzenmaterial, die Heißwasserbehandlung von Jungpflanzen (10 Minuten bei 46 °C, danach 10–15 Minuten in kaltes Wasser tauchen) und die Vermeidung enger Bepflanzungen und zu hoher Feuchtigkeit.
Nematoden besitzen aber auch Feinde wie z. B. Pilze, Bakterien, Viren, Protozoen, Springschwänze, Bodenmilben und zooparasitische Nematoden. Sie zu fördern, beispielsweise durch Gründüngung und eine gute Bodenstruktur ist Voraussetzung für eine wirkungsvolle Bekämpfung.
Gefährdete Standorte für den Befall durch Nematoden sind Flächen, die als Bodenart Sand und sandigen Lehm besitzen, die einen niedrigen pH-Wert, eine niedrige Ackerzahl und einen geringen Humusgehalt aufweisen. Außerdem sind es Böden mit einem starken Beikrautdruck und Flächen, die zu Trockenheit neigen und beregnet wurden.
Strategie – Fruchtbarkeitsförderung
Fazit ist, dass die beste Strategie gegen Nachbauprobleme die Förderung der Bodenfruchtbarkeit darstellt. Das umfasst bereits als vorbeugende Maßnahmen ein gesundes Pflanzenmaterial und Feldhygiene. Beim Anbau gilt es, die richtige Fruchtfolge zu organisieren und vorteilhafte Gründüngungsarten anzubauen. Einen positiven Effekt zur Vermeidung oder Reduzierung von Nematodenproblemen kann auch der Einsatz von Kompost haben. Neben der Nährstoffzufuhr ergeben sich günstige Effekte im Bereich der Wurzelausscheidungen, was dazu beiträgt, dass die Nematoden weniger stark von den Pflanzen angelockt werden.
Nematoden Schadsymptome
• Nesterweises Auftreten von
Kümmerwuchs und Fehlstellen
• Unregelmäßiger Wuchs im Bestand
• Wachstumsanomalien
• Übermäßige Bestockung
• Faule und abgestorbene Wurzel-
bereiche
• Flächiges Auftreten vergilbter
Pflanzen
• Welke und verfärbte Pflanzen
• Frühzeitiger Blattfall
• Reduzierte Blüten- und Samen-
anlagen