Dieses Gestaltungsprinzip hat sich im 18. Jahrhundert als Gegensatz zu den streng komponierten Barockgärten der französischen Stilrichtung entwickelt. Diese können, wie zum Beispiel der Schlosspark Schönbrunn, von einem erhöhten, zentral gelegenen Fixpunkt meist in Form eines Panoramas, als Ganzes erschlossen werden.
Für die damaligen Landschaftsgestalter zwängten die gestutzten Barockgärten nicht nur die Natur in viel zu enge Bahnen, es erschien ihnen auch als Sinnbild für das Denken der Menschen. Ein Garten müsse Freiheit verkörpern, die Natur sollte wieder durch sich selber wirken. Wobei sicher auch ein angenehmer Nebeneffekt der theoretischen Überlegungen war, dass die neuen Landschaftsgärten nun viel pflegeleichter waren. Man benötigte nicht mehr unzählige Gärtner zum Schneiden und Trimmen der Hecken und Büsche und auch die großzügig angelegten Rasenflächen konnten ganz einfach mittels einer Schafherde kurz gehalten werden.
Festgeschriebene Regeln
Auf die Hilfe solch tierischer Parkpfleger greift man heute in Innsbruck allerdings nicht mehr zurück. Dies, obwohl die Pflege und Erhaltung des historischen Parks einen großen Stellenwert einnimmt und ein ausführliches Parkpflegewerk erfordert, in dem alle Änderungen vermerkt werden: „Dieses Regelwerk ist,“ laut Ing. Herbert Bacher dafür verantwortlich, „dass es uns gelungen ist, Änderungen im Park auf ein absolutes Minimum zu beschränken.“
Probleme bei der Nutzung
Die Nutzung des Parks ist in Innsbruck zwar willkommen, sie konfrontiert die Parkleitung aber auch immer wieder mit Problemen: „An schönen Sommertagen zählt der Hofgarten über zehntausend Besucher. Diese hohe Anzahl fordert den Park bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit“ erzählt Ing. Bacher.
„Da muss genau auf die Einhaltung der Nutzungsregeln geachtet werden, damit der Qualitätsstandard des Parks gesichert werden kann“. Probleme bereiten aber nicht nur die hohe Besucherfrequenz, sondern ganz allgemein die Einhaltung der Parkordnung: „Wir wollen eine Ruheoase mitten in der Stadt anbieten. Wenn wir die Bestimmungen lockern würden, dann hätten wir nicht mehr den historischen Stilpark, den es zu erhalten gilt.“
Auch bei den regelmäßig durchgeführten kulturellen Veranstaltungen muss genau abgeklärt werden, ob dies dem Park nicht eher schadet.
Seit Beginn des Jahres 2001 steht der Innsbrucker Hofgarten unter Denkmalschutz und ist dadurch direkt dem Landwirtschaftsministerium untergeordnet. Das bedeutet, dass die Kosten für den Unterhalt der beiden historischen Innsbrucker Parks, des Hofgartens und des Schlossparks Ambras, direkt von der Bundesregierung getragen werden: „Die Innsbrucker Regierung ist sich bewusst, was für einen Schatz sie in den beiden Parks besitzen, und der darüber hinaus auch das Budget nicht belastet“, erzählt Ing. Bacher.
Bewahrung durch Wissen
Genaue Kenntnis seiner Geschichte ist jedoch nötig, will man das museale Erbe des Parks bewahren. Wenn also Änderungen durchgeführt werden müssen, so werden diese minutiös auf Nutzen und möglichen Schaden überprüft. Dies ist nötig, da sich zwar nicht das Aussehen, aber doch die Nutzung des Parks in den vergangenen 150 Jahren verändert hat:
„Die Anlage wurde als Lust- und Präsentiergarten und nicht für eine öffentliche Nutzung geplant. Das widerspiegelt sich beispielsweise in der Anzahl der Parkbänke oder Müllkübel, die seit damals aufgestellt wurden“, so Ing. Bacher, „aber solche Sachen sind Kompromisse, die man heute einfach eingehen muss“.
Vom Kartoffelacker zum Präsentiergarten
Der Innsbrucker Hofgarten hat in seiner mehr als sechshundertjährigen Geschichte schon viele Nutzungsänderungen und Umgestaltungen erlebt: Ursprünglich wurde der Park als Jagdgebiet für die Tiroler Fürsten gekauft. Unter Ferdinand II. (1529-1595) wurde das Areal zu einem der frühesten und bedeutendsten Renaissancegärten im deutschsprachigen Raum umgestaltet.
Dem damals neu erwachenden Interesse an Naturwissenschaften, Medizin und Technik entsprechend, richtete er ein Löwenhaus, einen Fasanengarten und ein Treibhaus ein. Dies blieb nicht ohne Folgen für den Fürsten, trieb ihn seine Sammelleidenschaft doch in den Bankrott. Danach folgten für Europa, und damit auch für den Park, politisch unsicherere Zeiten.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erinnerte gar nichts mehr an den einstigen Glanz der Anlage. Die wirtschaftliche Not zwang die Innsbrucker Bevölkerung dazu, in der einstigen Gartenanlage 'Ruhelust' Kartoffeln anzupflanzen. Gestalterisch erfolgte im 18. Jahrhundert, dem allgemeinen Trend entsprechend, eine Umwandlung zum Barockgarten und vor 150 Jahren dann die letzte Umgestaltung zum englischen Landschaftsgarten.
Diese denkmalgeschützte Anlage gilt es also, nun auch für künftige Generationen in all ihrer Schönheit zu erhalten und abzuwägen, wo eine Anpassung an eine zeitgemäße Nutzung Sinn macht und wo nicht. Ein Beispiel für eine solch sanfte Umgestaltung ist der Bau des Spielplatzes: „Wir wissen durch das Studium alter Dokumente, dass es auch früher schon Spielgelegenheiten für Kinder gegeben hat.
Das war also schon immer so vorgesehen, allerdings an einer anderen Stelle als sich der heutige Spielplatz befindet. Aber das sind Entscheidungen, die sorgfältig abgewogen werden müssen,“ so Herbert Bacher, „die Öffentlichkeit nimmt die jetzigen Nutzungsmöglichkeiten jedenfalls sehr gerne an."