Dauerhaft und stabil
An der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn in Wien wird seit 1999 in diesem Forschungsbereich gearbeitet. Ein Kriterienkatalog für die Herstellung von dauerhaften und stabilen Schotterrasen wurde entwickelt („Schotterrasen Schönbrunn"). Diese Bauweise wird sowohl vegetations- als auch bautechnischen Anforderungen gerecht und wurde bereits erfolgreich in der Praxis getestet. Wichtig war bei der Entwicklung der Richtlinie die einfache und kostengünstige Umsetzung in die Praxis unter Verwendung handelsüblicher Materialien.
Bodennahe Einfachbauweise
Beim „Schotterrasen Schönbrunn" handelt es sich um einen einschichtigen Aufbau. Die Tragschicht in einer Gesamtschichtstärke von 15 bis 20 cm übernimmt zugleich die Funktion einer Vegetationstragschicht. Diese Ausführung bringt den Vorteil, dass der unmittelbar unter der (Vegetations-)Tragschicht anstehende Baugrund als Wasser- und Nährstoffspeicher (Kapillarwirkung) dienen und zur biologischen Aktivität der Tragschicht beitragen kann. Außerdem liegen in dieser „bodennahen" Einfachbauweise die Vorteile der herstellungstechnisch einfachen und kostengünstigen Konstruktion, die neben ökologischen auch zu ökonomischen Vorteilen führt.
Bauweise
Unterbauplanum: Das Unterbauplanum ist profilgerecht, eben und tragfähig herzustellen. Lässt sich diese Forderung allein durch Verdichten nicht erreichen, ist der Untergrund durch Einmischen fehlender Körnungen zu verbessern oder auszutauschen. Die Abweichung von der Sollhöhe darf nicht mehr als +/– 3 cm betragen. Die Querneigung des Unterbauplanums kann ein Gefälle von 0 – 1 % aufweisen.
Verzahnung: Der Übergang vom Unterbauplanum zur Tragschicht erfolgt kontinuierlich, damit die Wasserkapillarität erhalten bleibt. Dies wird durch die Verzahnung des Unterbauplanums mit der darüberliegenden Tragschicht durch gleichmäßiges Aufreißen von 5 bis 7 cm der jeweiligen Schichten erreicht. Die so bearbeitete Fläche wird danach nicht mehr befahren.
Tragschichtgemisch: Die verdichtete Tragschicht weist eine Schichtstärke von 15 bis 20 cm auf. Sie setzt sich aus Stützkorn und Oberboden zusammen.
Das Gemisch enthält 10 bis 15 Masse% Oberboden (Korngrößenbereich 0/4), der – sofern geeignet - vom Aushub stammen kann. Handelt es sich um bindigen Oberboden, reichen
10 Masse%, handelt es sich hingegen um sandreichen Oberboden, sind 15 Masse% vorzusehen.
Der Anteil des Stützkorns beträgt 85 bis 90 Masse%. Es wird korngestuftes Sand-Splitt-Material (Korngrößenbereich 0/35 nach RVS 8.511, Kantkorn) verwendet, das den Anforderungen des Straßenbaus entspricht.
Die Mischung der Tragschicht erfolgt gleichmäßig durch mehrmaliges, kegelförmiges Umsetzen kurz vor dem Einbau auf der Baustelle. Ziel ist ein möglichst homogenes Mischungsverhältnis.
Die Sieblinie des Gemisches liegt innerhalb der von der HBLFA empfohlenen.
Einbau des Tragschichtgemisches
Der Einbau des fertigen Gemisches erfolgt in „Lage über Kopf". Dadurch wird nachträgliches Verdichten durch Befahrung verhindert. Das Gemisch ist auf den vorbereiteten Baugrund zu kippen, zu verteilen und zu verdichten.
Die Tragschicht wird mit einem Rüttler oder einer dynamischen Walze verdichtet. Die verdichtete Schichtstärke liegt zwischen 15 und 20 cm. Die Verdichtungserfordernis beträgt 85 % DPr.
Sollte die Tiefenwirkung des Verdichtungsgerätes nicht ausreichend für die Gesamtschichtstärke sein, empfiehlt sich ein Einbau in zwei Durchgängen. Das Gemisch wird in zwei gleich starken Lagen eingebaut und lageweise gerüttelt, wodurch eine bessere Verdichtung erreicht wird. Die einzelnen Lagen werden bewässert. Um eine optimale Verzahnung zu erzielen, ist die verdichtete Oberfläche vor dem Einbau der zweiten Lage wieder aufzurauen. Der letzte Verdichtungsübergang erfolgt nach der Besämung. Abschließend wird bewässert. Die Oberfläche der Schotterrasen-Tragschicht darf nicht mehr als +/- 3 cm von der Sollhöhe abweichen.
Besämung
Die Aussaat erfolgt vor dem letzten Verdichtungsgang auf die feinplanierte Schotterrasentragschicht. Als Saatzeitpunkt für die Aussaat sind Bodentemperaturen über 8 °C erforderlich.
Die Saatgutmenge liegt zwischen 15 und 20 g/m€. Auf gleichmäßige Artenverteilung ist bei der Ausbringung zu achten.
Die empfohlene Saatgutmischung enthält einen ausgewogenen Anteil an ausläufer- und horstbildenden Gräsern, um einen gleichmäßigen Schluss der Rasennarbe zu erhalten. Noch innerhalb der ersten Vegetationsperiode kann bei richtiger Pflege ein projektiver Deckungsgrad von über 60 % erreicht werden.
Der erste Schnitt sollte bei einer Wuchshöhe von 8 bis 10 cm auf eine Schnitthöhe von 5 cm erfolgen. Das Mähgut ist zu entfernen.
Erhaltungspflege
Die Erhaltungspflege umfasst zweimaliges Mähen pro Jahr und ist von Witterungseinflüssen, Standort und Nutzungsgrad abhängig. Schotterrasen findet seinen optimalen Einsatzbereich bei extensiv genutzten Verkehrsflächen wie Pkw-Stellplätzen, Festplätzen, Ausstellungs- und Messeflächen, Feuerwehrzufahrten, Bade- und Sportanlagen.
Geeignet sind alle Flächen, die temporär, mit zeitlichem Abstand und kurzfristig genutzt werden. Aufgrund der zeitlichen Abstände und der Witterungsabhängigkeit halten sich die Belastungen in Grenzen und die Rasennarbe vermag sich zu regenerieren. Schotterrasen sind hingegen nicht für intensiv genutzte Parkflächen geeignet. Dauerbeschattung durch parkende Fahrzeuge, ständig auftretende Vertikalkräfte (Achslast) und horizontale Schubkräfte (Beschleunigungs-, Lenk- und Bremsverhalten) der Fahrzeuge würden der Rasennarbe keine Regenerationszeit gewähren und eine schüttere Rasennarbe bedingen.
Mehrschichtige Bauweisen
Durch mehrschichtige Bauweisen (v. a. mit feinbodenreicher Oberschicht über Frostschutzmaterial) wird der Baugrund von der Vegetationstragschicht isoliert und die Wasserzu- und -abfuhr gestört. In Trockenphasen ist die Kapillare unterbrochen und der Baugrund kann seiner Funktion als Wasser- und Nährstoffspeicher nicht mehr gerecht werden. Bei überdimensionierten Schichtstärken von mehr als 20 cm ist ein dauerhafter Begrünungserfolg nicht mehr gewährleistet. Sowohl aus ökologischen als auch ökonomischen Gründen ist eine Überdimensionierung der Tragschicht zu vermeiden.
Nach Einbau der Tragschicht ist zu prüfen, ob Homogenität des Gemisches vorliegt. Sollten kleinflächig Schotteranhäufungen oder Feinerdeansammlungen sichtbar sein, sind diese nachträglich auseinander zu rechen. Nach vorliegenden Erkenntnissen sind jene Saatgutmischungen, in denen stark wuchernde Kräuter wie Schafgarbe oder Kleesorten enthalten sind, nicht zu empfehlen. Die Kräuter setzen aufgrund ihres raschen Wachstums die Konkurrenzkraft der Gräser herab und neigen zu Dominanz in der Deckung der Rasennarbe. Starkwüchsige Kräuter erhöhen den Pflegeaufwand eines Schotterrasens und vermitteln außerdem - sofern die Pflege nicht regelmäßig erfolgt - einen negativen optischen Eindruck.
Extensive Pflege
Schotterrasen sind Magerstandorte und pflegeextensiv. Regelmäßige Düngergaben und Zusatzbewässerung sind nicht erforderlich (Ausnahme: Anwuchspflege). Wenn das Pflanzenwachstum durch Zusatzbewässerung und Düngung zu stark angeregt wird, erhöht sich der Pflegeaufwand um ein Vielfaches. Vermehrtes Mähen ist die Folge. Da die Oberfläche ausreichend verdichtet und gerüttelt ist, gibt es kaum loses Steingut. Die Pflanzendecke mit dichtem Wurzelfilz sorgt außerdem für einen dichten Verband der Schotterrasendecke.
Richtige Bauweise und sinnvoller Einsatz sind ausschlaggebend für erfolgreiche Verwendung!
„Schotterrasen Schönbrunn" bietet aufgrund seiner Wasserdurchlässigkeit einen optimalen Belag für gelegentlich in Anspruch genommene Verkehrsflächen. Die Kombination bau- und vegetationstechnischer Anforderungen ermöglichen eine belastbare und begrünte Fläche.
Der einschichtige Aufbau ist versickerungsaktiv, einfach zu bauen und hält extensiver Belastung stand. Die bodennahe Bauweise „Schotterrasen Schönbrunn" beruht auf Praxisnähe, Kostenfreundlichkeit sowie ökologischer und ästhetischer Wirksamkeit.
Saatgutmischung „Schotterrasen Schönbrunn
Art, (Gewichtsprozent)
• Lolium perenne in mind. zwei Sorten (30 %)
• Poa pratensis in mind. zwei Sorten (35 %)
• Festuca rubra trichophylla (15 %)
• Festuca rubra commutata (15 %)
• Agrostis stolonifera (5 %)