Es gibt trotz dem Trend „naturnaher Gartengestaltung” auch eine klare Tendenz zu wirtschaftlichen Lösungen. Viele Gestalter, Künstler und Private nutzen daher am Markt befindliche Fertigteile als Grundgerüst und „machen was d‘raus”. Und hier hat der Beton das Sagen.
Im Folgenden soll die Verwendung von Betonfertigteilen anhand von drei Beispielen, öffentlich - halböffentlich - privat, erläutert werden.
Die Lokomotive aus Beton
„... und bei der schwarzen Lokomotive geht’s rechts rein“, so finden seit dem Jahr 1997 Besucher in die Einkaufsstadt Mattersburg. Anlässlich der Landessonderausstellung „150 Jahre Eisenbahn“ fand damals Ausstellungskoordinator Kohen in der ansässigen Fa. Koch-Betonwerk den idealen Partner, um ein kräftiges, dauerhaftes Zeichen zum Thema der Ausstellung zu setzen: die Betonlokomotive. In einer Verkehrsinsel auf der Hauptzufahrt zur Stadt wurde dieses beachtenswerte Kunstwerk errichtet. Ausschließlich aus Betonfertigteilen, einige Beispiele:
Der Schienenunterbau wurde aus fünfzehn Belüftungsrohren aus der Kompostierungstechnik errichtet.
Der Kessel der Lok besteht aus einem Beton-Glockenmuffenrohr DN 800/1200. Das Führerhaus ist nichts anderes als ein Rechteck-Schachtrahmen DN 800/1200/1700, hier wurden die Fenster ausgeschnitten. Das grüne Dach ist eine gewöhnliche Stahlbeton-Abdeckplatte. Rauchfang und Stoßdämpfer sind gewöhnliche Kanalrohre, die Schürze wurde aus einer halbierten Schachtverjüngung gestaltet. Die markanten Räder bestehen aus runden Schachtrahmen und Schachtdeckel DN 800.
Die Kreativität macht sich bezahlt: Die Materialkosten waren mit ca. 1.400,– Euro ausgesprochen günstig. Alle Teile wurden stumpf zusammengestellt. Die Fa. Koch benötigte für die Montage (ohne Fundamentierung) nur einen halben Tag. Die Malerschule Baden besorgte die erste Farbgestaltung 1997 in einem Schulprojekt. Erst nach acht Jahren wurde eine Reinigung und Übermalung des nunmehrigen Mattersburger Wahrzeichens notwendig. Der Mattersburger Maler Sigi 'Gigl' Strobl verwendete dafür wasserverdünnbare, hochwertige Fassadenbeschichtung „Acrylcolor“ der Marke Adler. Dafür wurden etwa 800 Euro aufgewendet. Die zur Wegmarke für Ortsfremde gewordene Eisenbahn hält wohl weitere 150 Jahre.
Kunstobjekte im Therapiegarten
Ein bemerkenswertes Gestaltungsprojekt aus dem Spannungsfeld Natur-Kunst-Beton findet sich in der Niederösterreichischen Landeshauptstadt. Aus einer Initiative von Dir. Ronald Söllner wurde unter Beratung der NÖ Landesaktion „Natur im Garten“ (Hr. Lhotka) ein Vorzeigeprojekt im Therapiegartensektor.
Der „Kunst- und Therapiegarten“ am Landespensionistenheim „Haus an der Traisen“ hat das Grundkonzept kostengünstige Fertigteile zu verwenden, vor allem der Idee von Haustechniker Harald Kaminsky zu verdanken, im Team mit Rita Maria Renner wurden die Objekte konzipiert und in das Naturgartenkonzept eingefügt. Eingebettet in den barrierefreien Naturgarten mit Gartenteich, Kräuter-, Obst- und Gemüsegarten, schattigen Sitzplätzen und anspruchsvoll gestalteten Pflaster- und Wegeflächen finden sich einerseits Nutzobjekte wie Hochbeete und Pflanztröge, zum anderen auch zahlreiche künstlerisch gestaltete Blickfänge – aus Beton.
Für das Hochbeet wurden Schachtelemente verwendet, eine besonders kostengünstige Variante. Materialkosten ca. 250 Euro. Wichtig ist bei der Verwendung von Beton im Anschluss an Pflanzerde eine wasserundurchlässige Trennschicht. Vor allem die Randbereiche werden durch Einbau von Teichfolienstreifen oder Kaltbitumenanstrich gegen Austrocknen geschützt.
Eine notwendige automatische Bewässerung kann innen von unten zugeleitet werden. Bei Pflanztrögen ist in der Regel eine ausreichende Drainage wichtig, bei den hier verwendeten offenen Betonrohren kein Problem. Die Pflanzenauswahl sollte vom Fachmann erfolgen.
Wasser in Verbindung
Das Konzept der Fertigteile wurde auch im Bachlauf des Teiches fortgeführt: Drei Quellsäulen bestehen ebenfalls aus Betonrohren. Eine besonders interessante Lösung ist hier die Krönung der Elemente mit den Sempervivum–Pflanztrögen, unter welchen das Wasser hervorquillt. Für die Ausführung des Nassbiotops ist die St. Pöltner Gartengestaltungsfirma Buder KEG verantwortlich. In die Gartenanlage wurde auch ein für die Heimbewohner identitätstiftender Blickfang eingeplant. Die Säule aus drei Rohrelementen wird von einem Schachtdeckel und einer handelsüblichen, frostfesten Keramik-Kugel abgeschlossen und beinhaltet einen Sinnspruch und das „da-heim“ Logo der Landesheime, gestaltet von einer Mitarbeiterin des Hauses, Hobbymalerin Christine Baumüllner.
Brunnenkunst im Privatgarten
Gartencreation Benczak aus Siegendorf hat das dritte Beispiel entworfen und ausgeführt. Hier tritt der Beton zwar völlig in den Hintergrund, trotzdem ist die klare Halbkreisform dem halbierten Brunnenring aus Dichtbeton zu verdanken, der hier zu 2/3 in das Erdreich eingesenkt wurde. Bei diesem Projekt aus dem nördlichen Burgenland ist die Symbiose von Natur- und Kunststein hervorragend gelungen: Mauer, Wasserspeier, Mauer- und Beckenabdeckung sind aus St. Margarethner Sandstein gefertigt. Beeteinfassung und Außenverkleidung des Beckens aus Belgischem Klinker. Der Gestalter nimmt die runde Form des Be-ckens in der Beeteinfassung auf und setzt sie in Kontrast zur geraden Mauerlinie. Dennoch sind die Linien durch den überall verwendeten Abdeckstein aus gesägtem Sandstein verbunden. Bleibt nur zu wünschen, dass die Hecke dem einen oder anderen Spaziergänger einen verstohlenen Blick auf das Kunstwerk offen lässt.
Die Verwendung von Beton steht also keineswegs im Gegensatz zu anspruchsvoller und abwechslungsreicher Garten- und Landschaftsgestaltung. Außerdem führt es zu nichts, Beton gegen Naturmaterialien auszuspielen. Mauerziegel oder Klinker wurden zwar früher erfunden, sind aber genauso Kunstprodukte. Es sind eben alle Kreativen gefordert, etwas Einzigartiges daraus zu machen.
Quelle: rml