Eine Möglichkeit, der Versiegelung des Bodens entgegenzuwirken, ist der Bau versickerungsfähig ausgebildeter Wegdecken. Dies hat mehrere Vorteile:
Kanalsystem und Kläranlagen werden entlastet, die Entwässerungseinrichtungen können reduziert werden. Wasser- und Naturhaushalt werden weniger beeinträchtigt und das Mikroklima wird verbessert. Vor allem größere Flächen wie Autoabstellplätze werden sinnvoll in versickerungsfähiger Bauweise ausgeführt. Schmälere Gartenwege werden oft aus optischen Gründen mit begrünbaren Belägen gepflastert.
Wassergebunden ist nicht gleich durchlässig
Im Wegebau gilt die Empfehlung, dass eine wasserdurchlässige Verkehrsfläche eine Versickerungsleistung von mindestens 270 l/ha*s aufweisen soll. Dies bedeutet, dass 270 Liter Regenwasser, die innerhalb einer Sekunde auf einen Hektar fallen, vollständig und dauerhaft versickern müssen. Wassergebundene Befestigungen erreichen diesen Wert nicht. Ihre Versickerungsleistung liegt bei etwa 25 l/s*ha. Sie müssen deshalb mit einem Quergefälle von mindestens 3 % eingebaut und mit seitlichen Entwässerungsmöglichkeiten ausgestattet werden. Auf schlecht ausgeführten oder nicht gepflegten Flächen staut sich das Regenwasser in Lacken, bei anhaltenden Niederschlägen verwandelt sich der Weg in eine unpassierbare Matschpiste. Im Unterschied dazu sind Schotterrasen ausreichend wasserdurchlässig, solange sie nicht starken Gewichtsbelastungen ausgesetzt sind.
Eine Methode zur Erhöhung der Versickerungsleistung ist es, Tragschichten mit lufttrocknenden Bindemittel auf Kunststoff-, Mineral- oder Pflanzenbasis zu binden. Die Tragschicht besteht hierbei aus einem mineralischen Gemisch mit spezifischer Korngrößenzusammensetzung. Die einzelnen Körner werden durch das Bindemittel punktförmig zusammengehalten, dadurch entsteht ein Hohlraumanteil, der das Wasser hält. Zusätzlich speichern drainierende Mineralien mit großem Adsorptionsvermögen einen Teil des Wassers.
Das Baustoffe-Unternehmen Dispo aus Hofgeismar/D bietet mit Sabalith ein Spezialgemisch für wassergebundene Decken an. Es besteht aus natürlichen Hartgesteinen, Klinkerbruch, gemahlenen Ziegelbaustoffen, mineralischen Bindern und wasserspeichernden Mineralien. Das kantige Korn verzahnt optimal und soll eine dauerhafte Stabilität garantieren. Die drainierenden Mineralien mit einem Wasseraufnahmevermögen von 22,2 l/m³ saugen das Wasser wie ein Schwamm auf und wirken als Zwischenspeicher, der das Wasser sukzessive ins Erdreich und durch Verdunstung an die Atmosphäre abgibt.
Die wassergebundene Decke MTRit ist eine Entwicklung von MTR aus Rostock/D. Sie besteht ebenfalls aus einer mineralischen Deckschicht, die mit mineralischem Binder, Füller und drainierenden Mineralien ergänzt wird. Beim Einbau werden die Gesteinsschichten und das Material durch Aufwalzen dicht miteinander verzahnt.
Stabilizer, das vom Unternehmen Dornetshuber aus Eferding angeboten wird, ist ein pflanzliches Bindemittel, das die Granulate der Deckschicht zusammenhält. Dabei einsteht ein wasserdurchlässiger Belag, in dessen Hohlräumen ein gewisser Anteil der Niederschlagsmenge zurückgehalten wird. Als Schottermaterial eignen sich Granit, Schiefer, Kalksteine und ähnliche gebrochene Materialien in bestimmten Korngrößenzusammensetzungen. Glasiges Material wie Quarz ist ungeeignet. Die Versickerungsleistung einer Stabilizer-Oberfläche liegt bei etwa 128 l / s*ha.
Versickerungsfähig ausgebildete Pflasterflächen
Neben Drainbelägen – das sind offenporige und damit wasserdurchlässige Asphalt- und Betondeckschichten – bieten versickerungsfähig ausgebildete Pflasterflächen die Möglichkeit, befestigte Flächen wasserdurchlässig zu gestalten. Eine Möglichkeit für wenig strapazierte Flächen ist es, Platten oder Pflaster mit weiten Fugen zu verlegen. Flächen mit einem Fugenanteil von über 15 % gelten als wasserdurchlässig.
Für einfache Gartenwege reichen oft Trittsteine im Schrittabstand aus. Sie sind die zurückhaltendste Form einer (befestigten) Wegeführung. Aufgelockerte begehbare Flächen, in der Bepflanzung und Pflaster einander rhythmisch abwechseln, können besondere Akzente im Garten setzen.
Pflastersteine aus haufwerksporigem Beton haben ein erhöhtes Porenvolumen. Erreicht wird dies durch eine engere Kornabstufung der Zuschlagstoffe und einer Reduzierung der Mörtelzugabe. Die einzelnen Körner sind nur punktuell miteinander verkittet. In Verbindung mit einer wasserdurchlässigen Fugenfüllung erreichen Porenflaster eine hohe Versickerungsleistung. Die Körnung des Fugengemisches muss allerdings auf das Porensystem des Betons angepasst werden, da sonst Verstopfung droht. Auf eine zusätzliche Entwässerung sollte nicht verzichtet werden, da es noch keine Erfahrungswerte über die Versickerungsleistung über eine längere Nutzungsdauer hinweg gibt.
Pflastersteine mit Sickeröffnungen haben Aussparungen am Stein in Form von Löchern, Hohlräumen oder Kammern. Die Öffnungsanteile machen über 10 % der Steinoberfläche aus. Semmelrock bietet mit dem Pflastersystem „AquaTri“ eine ökologische Flächenbefestigung in ungewöhnlichem Design an. Es besteht aus quadratischen Betonelementen, bei denen jeweils eine Ecke ausgespart ist. In die Öffnung kann entweder farbiger Splitt gefüllt oder ein so genanntes Drainprisma eingefügt werden. Das Drainprisma ist ein dreieckiges, wasserdurchlässiges Füllelement, das durch seinen farblichen Kontrast zum Betonstein dem Pflastersystem ein charakteristisches Erscheinungsbild gibt.
„ÖKOdrain“, ebenfalls von Semmelrock, sind Beton-Pflastersteine mit speziellen Sickerfugen. Durch sie wird das eindringende Regenwasser in zwei wasserableitende Kanäle an der Steinunterseite geführt. Die Fugen sollten versickerungsaktiv mit Einkehrsplitt eingekehrt werden.
Bei Pflastersteinen mit dauerhaft aufgeweiteten Fugen sorgen Abstandshalter für eine konstante Fugenbreite zwischen 15 und 40 mm. Der Fugenanteil entspricht etwa 15 % der Pflasterfläche. Die Zwischenräume werden mit einem wasserdurchlässigen Mineralstoffgemisch gefüllt. Auch Rasenfugen sind möglich, sie vermindern allerdings die Versickerungsleistung. Beim Rasenfugenpflaster „ÖKOgreen“ von Semmelrock sorgen werkseitig integrierte Abstandhalter 40 mm breite Fugen. Mit dem Abstandhalter „Grüne Fuge“ können Pflastersysteme mit aufgeweiteten Fugen verlegt werden. „sickerdrain-öko“ und „sickerdrain plus-öko“ von Ebenseer basieren auf demselben Prinzip. Abstandsnoppen sorgen für 10 bzw. 30 mm breite Zwischenräume.
Die Hohlräume des Fugenmaterials werden im Lauf der Zeit von mineralischen und organischen Feinteilen verstopft. Dadurch lässt die Sickerleistung nach, mit Einbußen von bis zu 90 % muss gerechnet werden. Dies bedeutet, dass auch bei einer anfangs ausreichenden Wasserdurchlässigkeit die Pflasterflächen oberflächlich entwässert werden müssen.
Begrünbare Beläge
Rasenkammersteine werden für belastbare Flächen eingesetzt, die dennoch versickerungsfähig bleiben sollen. Begrünt werden können auch aufgeweitete Fugen von Naturstein-, Beton- oder Klinkerpflaster. Die Pflanzen müssen strapazierfähig sein, widerstandsfähig gegen Trockenheit, regenerationsfreudig, kurz wachsend, Ausläufer treibend und pflegeextensiv. Eine empfohlene Rasenmischung besteht aus:
10 % Festuca rubra ssp. trychophylla,
10 % Festuca rubra ssp. rubra,
40 % Lolium perenne und
40 % Poa pratensis.
Beim Substrat ist ein Kompromiss einzugehen. Einerseits sollte es möglichst strukturstabil sein, andererseits eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherstellen. Eine empfohlene Substratzusammensetzung besteht aus 10 - 20 % Oberboden,
40 % Pflanzensand 0/2 oder 0/4
40 - 50 % Splitt 1/3 oder 2/5.