Dass es kaum mehr einen Bereich unseres Lebens gibt, in den nicht der Computer Einzug gehalten hat, ist eine Binsenweisheit. Kinder nützen wie selbstverständlich die spielerischen Möglichkeiten des elektronischen Rechners, und die Beherrschung des Office-Paketes gehört zu den Mindestanforderungen im Berufsleben.
Für den Garten- und Landschaftsbau gibt es EDV-Lösungen, welche den Planungsprozess von den ersten Vorentwürfen bis hin zur Ausführungsplanung erleichtern. Der Fachbegriff lautet „Computer Aided Design“ (computerunterstütztes Entwerfen), abgekürzt CAD. Während jedoch für Maschinenbauer oder Architekten die Arbeit mit CAD schon selbstverständlich ist, haben Landschaftsgärtner den Schritt zum Entwurf am Rechner noch nicht flächendeckend vollzogen. Hier herrscht oft noch der gute alte Zeichenstift, und das nicht immer zu unrecht. Nicht für jeden Betrieb lohnt sich der Umstieg auf CAD. Das liegt zum einen an den Kosten für die Software und am Zeitaufwand für Schulungen. Zum anderen ist die Handskizze in der Kommunikation mit den Kunden oft die schnellere und elegantere Lösung.
Was bietet der Markt? Es gibt zwei große Programme, die sich in der Grünplanung durchgesetzt haben: AutoCad der Firma Autodesk und VektorWorks von Nemetschek.
AutoCAD ist ein Standard-Konstruktions- und Zeichenprogramm für Planer aller Branchen. Die jüngste Version für zwei- und dreidimensionales Entwerfen ist AutoCAD 2005. Unter dem Namen AutoCAD LT wird eine Version mit eingeschränktem Funktionsumfang angeboten, die für reine 2D-Anwendungen gedacht ist. Zwar können auch mit dem Basisprogramm Gärten entworfen und geplant werden, es gibt aber zusätzlich spezielle GaLaBau-Applikationen, die auf die Bedürfnisse der Grünplaner zugeschnitten sind. Die Firmen Dataflor, Widemann Systeme, Rita Bosse, KS21 und Gala3000 bieten Module mit digitalen Geländemodellen, Layerwerkzeugen und Symbol-Bibliotheken an, sowie Applikationen für Kalkulationen oder Angebotserstellungen. Ulmer liefert Pflanzendatenbanken auf CD-Rom, die eine nützliche Ergänzung beim Erstellen von Pflanzenlisten sind. Sie ist bereits gestern bereits angekommen.
VektorWorks Landschaft ist eine eigene CAD-Software für den Gartenbau, in die Funktionen wie digitale Geländemodelle, Kosten- und Massenermittlung und Pflanzbibliotheken bereits integriert sind.
CAD punktet mit Schnelligkeit. Der größte Vorteil beim Planen mit CAD-Software liegt in der Schnelligkeit, mit der Entwürfe adaptiert und geändert werden können. Per Mausklick lassen sich einzelne Elemente variieren, verschieben oder skalieren. Dabei werden automatisch die Bemaßungen, Massenberechnungen und Pflanzlisten dem aktuellen Stand der Planung angepasst, ohne dass mühsam von Hand neu gerechnet werden muss. Auf Wünsche der Kunden kann damit sehr rasch reagiert werden. Auch der problemlose Import von Daten – wie Details aus anderen Plänen oder digitale Planungsgrundlagen – reduziert den Zeichenaufwand beträchtlich. Die Genauigkeit der Ausführung eines CAD-Planes ist der einer Tuschezeichnung haushoch überlegen, außerdem kann er verlustfrei vergrößert, kopiert und immer wieder neu ausgedruckt werden.
Der Einsatz von CAD spart also Zeit – und damit Geld. Allerdings muss auch einiges investiert werden. Die Hardware – also Computer, Bildschirm, Scanner und Drucker – fällt dabei kaum ins Gewicht. Ein PC steht ohnehin in jedem Büro, und die Software läuft auf jedem einigermaßen modernen Rechner. Allenfalls lohnt sich die Anschaffung größerer Bildschirme, wohingegen großformatige Ausdrucke auch außer Haus angefertigt werden können.
Ein größerer finanzieller Brocken sind die Programme. Während Basisprogramme wie AutoCAD LT oder VektorWorks Basis noch einigermaßen preisgünstig sind, kommt man beim Kauf von Applikationen und Kalkulationsprogrammen bald auf eine Rechnung von mehreren tausend Euro. Hier ist genau zu überlegen, welche Funktionen man benötigt, und ob die angebotenen Leistungen den Preis auch rechtfertigen.
Macht sich der Aufwand bezahlt? Die größte Hürde zum computerunterstützten Planungsprozess ist es, sich das notwendige Rüstzeug anzueignen. Im Idealfall erarbeitet man sich die Grundkenntnisse bereits während der Ausbildung. Um mit den umfangreichen Programmen wirklich effizient arbeiten zu können, benötigt man allerdings darüber hinaus viel Übung. Nicht jeder Gartenplaner hat die Zeit, sich gründlich mit AutoCAD oder VektorWorks auseinanderzusetzen oder kann es sich leisten, seine Mitarbeiter zu Schulungen zu schicken. Wenn man sich entschließt, mit CAD zu arbeiten, sollte man sich gründlich damit auseinandersetzen. Nur an der Oberfläche zu kratzen ohne die Möglichkeiten des Programms auszuloten, bringt wenig. Eine offene Einstellung gegenüber den Programmen ist Voraussetzung, die Routine erlangt man mit der Arbeit.
Je komplizierter und aufwändiger ein Bauvorhaben ist, desto mehr lohnt sich der Einsatz von CAD. Beim Bau eines Schwimmteiches kommt man noch weit gehend ohne Entwürfe aus dem Computer aus. Wo allerdings viele Daten in die Planung einfließen, wo Planungsgrundlagen (etwa Geländemodelle oder architektonische Entwürfe) schon großteils digital vorliegen, umfangreiche Berechnungen nötig sind oder statische Gegebenheiten in großem Umfang berücksichtigt werden müssen – was nicht zuletzt ein Haftungsproblem ist – desto weniger kann man auf die Unterstützung aus dem Computer verzichten. Die Zukunft geht im Garten- und Landschaftsbau in Richtung CAD. Allerdings hat der händische Entwurf noch lange nicht ausgedient.
Gefällige Präsentation. Auch Bauherren werden immer anspruchsvoller und wollen sich möglichst früh ein detailliertes Bild von ihrem zukünftigen Garten vor Augen führen. Mit CAD lassen sich relativ schnell ansprechende Präsentationen erstellen. Allerdings geht dabei oft ein Stückchen Individualität verloren. Eine aquarellierte Handzeichnung oder auch eine rasch hingeworfene Bleistiftskizze ist oft stimmungsvoller und wirkt weniger „technisch“.
Planer haben damit die Möglichkeit, eine eigene Handschrift zu entwickeln und den Entwürfen eine unverwechselbare Note zu geben. Eine Renaissance des Zeichenstiftes steht aber dennoch nicht bevor. Zum einen liegen die Vorteile des Computers auf der Hand, und auf das Erstellen „schöner“ Handskizzen wird in der Ausbildung immer weniger Wert gelegt. Zum anderen bieten auch Computerprogramme immer raffiniere Gestaltungsmöglichkeiten. Skizzen können eingescannt und in Präsentationen integriert werden. Grafikprogramme wie Photoshop und Illustrator bieten die Möglichkeit, Entwürfe, die mit CAD generiert wurden, weiter zu bearbeiten, um ihnen mehr Farbe, mehr Texturen und „handgemacht“ anmutende Qualitäten zu geben. Mit 3-D-Animationen schließlich können virtuelle Modelle konstruiert werden, die das Wachsen der Bäume oder den Wechsel der Schatten im Lauf der Jahreszeiten simulieren. Hier zeigt sich allerdings auch die Grenze des Designs aus dem Computer: Präsentationen, die der Komplexität der Natur auch nur halbwegs gerecht werden wollen, sind sehr aufwändig und machen sich nur bei wirklichen Prestigeprojekten bezahlt.
Fazit. Ob sich der Einsatz von CAD lohnt, ist weniger von der Betriebsgröße abhängig, als vom Planungsschwerpunkt. CAD bietet ein großes Maß an Flexibilität und Genauigkeit in der Ausführungsplanung und ist vor allem in Kombination mit Kalkulations- und Angebotssoftware dem händischen Entwurf überlegen. Hier liegt das größte Potenzial um Zeit und Geld zu sparen. Bei weniger aufwändigen Planungen sind geübte Zeichner mit dem Stift oft schneller als mit der Maus. Handskizzen verleihen Präsentationen darüber hinaus ein individuelles Flair. Wie man dem Kunden gegenüber auftritt ist letztlich eine Frage des Selbstverständnisses. Aber auch wenn man sich der Digitalisierung nicht entziehen kann oder will, sollte man seine Entwürfe einigermaßen originell und nicht als 08/15-Computergrafiken präsentieren.