Zur Beschäftigung mit betriebswirtschaftlichen Themen in Theorie und Praxis lud die Landesinnung Wien der Gärtner und Floristen am 16.10. zu einem Seminar für UnternehmerInnen, BetriebsleiterInnen und FloristInnen in die Wirtschaftskammer Wien.
Am Beginn der Veranstaltung stand ein Einführungsvortrag zu den Kalkulationsgrundlagen, welchen die Unternehmensberaterin Dr. Beatrix Hohengartner aus Rankweil/Vbg. gemeinsam mit ihrem Mann Ing. Helmut Hohengartner, ebenfalls Unternehmensberater, hielt. Die Hohengartners bezeichneten den Floristikberuf als eine sehr personal- und kapitalintensive Branche mit einem hohen, in Zukunft noch weiter anwachsenden Fremdkapitalanteil. Handwerkliches Geschick und Kreativität sind zu wenig, um erfolgreich zu sein. Kaufmännisches Verständnis und regelmäßiges Controlling werden daher immer wichtiger.
Risiko „Warenverlust“
Die Verderblichkeit der Ware und die damit verbundenen Warenverluste sind bei der Führung eines Floristikfachgeschäftes große Risiken. Bei den Warenverlusten lässt sich zwischen jenen, welche auf natürlichem Weg durch Bruch, Verderb, Ausfall, Diebstahl etc. entstehen und jenen, die aufgrund rechnerischer Fehlkalkulation durch unterpreisigen Verkauf geschaffen werden, unterscheiden – wobei vor allem die rechnerischen Warenverluste für den Betrieb am gravierendsten ausfallen. Als häufigste Ursachen hierfür nannten die Unternehmensberater generelle Rechenfehler sowie Unsicherheiten bei der Verrechnung von Schnittgrün, fehlende Preisauszeichnungen im Betrieb sowie Konzentrationsschwierigkeiten, wenn Stress im Geschäftslokal herrscht. Auch eine mangelnde Wertschätzung und folglich zu niedrige Preisgestaltung eigens produzierter Floralien führt häufig zu Warenverlusten. Bereits ein Warenverlust von 10% reduziert die Handelsspanne um 20%. Ein Warenverlust von 20% erfordert bereits 50% mehr Aufschlag. Es gilt daher, die Warenverluste in den Griff zu bekommen und die finanzielle Komponente zu optimieren . Viele Firmen machen hierfür ein monatliches Controlling. Besonders in den Bereichen Produktkenntnis, Zeitmanagement, Verkaufstechnik und Controlling zeigen laut Hohengartner die Fachbetriebe im Zierpflanzenfachhandel Defizite.
Effizientes Kostenmanagement betreiben
Um ein effizientes Kostenmanagement zu betreiben, ist es notwendig, auch bei den Mitarbeitern Bewusstseinsbildung zu betreiben, denn nur wenn alle an einem Strang ziehen und „Ja zur Kalkulation“ sagen, kann man den Verkaufserfolg heben. Um die Mitarbeiter in die betriebswirtschaftliche Situation zu integrieren, sind eine transparente Kostenführung sowie ein verständliches Kalkulationsmodell Voraussetzung. Für die digitale Eingabe empfahl Hohengartner die Anwendung des Kalkulationsprogrammes Excel, welches eine übersichtliche Eingabe und Weiterver-
rechnung von betriebswirtschaftlichen Positionen ermöglicht. Weiters heben spezielle Preisstrategien sowie eine aktive Preispolitik den Verkaufserfolg.
Kalkulationsfreundlicher Arbeitsplatz
Meisterfloristin Sonja Fojt-Haas, MItglied eines Arbeitskreises zum Thema „Kennzahlenvergleich“, hat viel Erfahrung mit der praktischen Umsetzung theoretischer Empfehlungen. Sie demonstrierte den Besuchern vor Ort, wie sich Kalkulationsfreundlichkeit im Betrieb durch die richtige Gestaltung des Arbeitsplatzes steigern lässt und welche Utensilien hierfür notwendig sind. Generell sei im Verkaufslokal mehr Platz für den Dienstleistungsbereich zu Lasten der Präsentation von weniger attraktiven Produkten einzurichten. Die Anfertigung von Werkstücken solle vor den Kunden erfolgen, denn die öffentliche Präsentation des Handwerks steigert die Wertschätzung beim Käufer. Als Mindestgröße gab sie einen Arbeitsbereich von 90x 90 cm vor. Neben dem Arbeitsplatz sind weiters auch der Waren- und Kassenplatz ordentlich und übersichtlich zu organisieren.
Auf keinen Fall dürfe man auf regelmäßige Werbung verzichten. Um die Kunden über Veranstaltungen, Aktionen etc. zu informieren, lohnt es sich, eine eigene e-mail-Adressdatei zu führen und diese möglichst häufig zu aktualisieren.
Straußkalkulation in der Praxis
Eine Königsdisziplin ist sicher in jedem Floristikfachhandel das Straußbinden. Hier können auch große Warenverluste eingespart werden, vorausgesetzt, man kalkuliert mit Sorgfalt. Testkäufe durch die Unternehmensberatung Hohengartner hatten große Fehlkalkulationen von bis zu 25% Warenverlust ergeben.
Im Rahmen eines Schätzspiels wurden den Seminarteilnehmern drei von Fojt-Haas anonym bestellte Sträuße präsentiert. Die unterschiedlichen Ergebnisse bestätigten ebenfalls die von Hohengartner ermittelten Unsicherheiten in der Fachbranche.
Als weiterführende Inhalte zur Thematik Strauß und selbstbewusste Preisgestaltung durch effiziente Kalkulation wurden die Themen Mut zum Preis, Fertigsträuße als Chance, Preis-Controlling und der Effekt von Licht behandelt.