Der Konkurrenzkampf bei diesen zurzeit weltweit abgehaltenen Qualifikationswettbewerben ist hart, denn in jedem Beruf kann pro Nation nur ein/e Teilnehmer/in bzw. ein Team starten. Bei der Berufsgruppe der Floristen traten acht Kandidatinnen den Wettbewerb für den begehrten Platz zur Berufsweltmeisterschaft 2007 in Japan an.
Konzentration über viele Stunden
Ein breites Fachpublikum verfolgte gespannt die Vorausscheidung. Da konnte beobachtet werden, wie die Kandidatinnen flink und geschickt ihre floristischen Kreationen anfertigten. Die neugierigen Blicke brachten sie keinesfalls aus der Ruhe.
Alle Teilnehmerinnen arbeiteten zwei Tage lang an ihren Werkstücken: Am ersten Tag fertigten sie eine Tischdekoration, eine gesteckte Vase und eine Pflanzschale an. Im Rahmen des Adventmarktes am Blumengroßmarkt in Inzersdorf/Wien mussten drei weitere Arbeiten bewerkstelligt werden: ein gebundener Strauß, ein Brautstrauß und eine Überraschungsarbeit. Letztere stellte heuer an alle Teilnehmerinnen die Anforderung, aus Poinsettien und Cornus ein Werkstück zu kreieren und das in nur 30 Minuten! Dazu durften alle bis dahin nicht verbrauchten Materialien verwendet werden bzw. konnten diese auch alle Teilnehmerinnen untereinander tauschen.
Den Abschluss aller Arbeiten bildetete die Königsdisziplin der Floristen: der Brautstrauß. Er erfordert besonders hohe Konzentration, denn es handelt sich dabei um ein Schmuckstück, das an die Braut angepasst und bei dem kein Fehler verziehen wird.
Vorraussetzungen für eine Teilnahme
Um an der Berufsweltmeisterschaft teilnehmen zu können, wird von den Teilnehmerinnen überdurchschnittliches Können, Einsatzbereitschaft und Belastbarkeit vorausgesetzt. Sie dürfen nicht älter als 22Jahre sein, müssen aber eine abgeschlossene Ausbildung und bereits ein bis zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen können. Alle Teilnehme–
rinnen der heurigen Vorauswahl hatten schon einmal einenfloristischen Wettbwerb gewonnen.
Nach mindestens 16-stündiger Arbeit werden die fertigen Werkstücke durch eine Jury bewertet. Die Qual der Wahl zwischen den Werkstücken der acht Kandidatinnen hatten die Floristen Karin Hofer, Theresa Streisselberger und Robert Buchsbaum. Hofer wird die Siegerin im nächsten Jahr nach Japan begleiten.
Bewertungskriterien
Die Auswahl fiel der Jury nicht leicht: Neben den floristischen Kreationen mussten sie auch den Einkauf bewerten, d.h. ob die jeweilige Teilnehmerin bezüglich Menge und Auswahl der Materialien richtig eingekauft hatte. Die Blumen wurden dankenswerterweise von der Marktgemeinschaft BGM gesponsert.
Weiters wurde auch der Arbeitsplatz auf Ordnung und Sauberkeit überprüft. Alle Kandidatinnen erwiesen sich als überaus kreativ und qualifiziert, für Japan durfte aber nur eine ausgewählt werden.
Für Österreich gekürt
Alle Arbeiten wurden von den Juroren gelobt, gewonnen hat nach schwieriger Entscheidung Martina Schwaiger, die im Betrieb Schwaighofer, Saalfelden/S, tätig ist. Die Siegerin wird sich mit Teilnehmern aus 42 Ländern vom
8. bis 22. November in Shizuoka/Japan messen.
Seit 1961 brachten Österreichs Teilnehmer 158 Medaillen (davon gingen zwei an Floristen) und 107 Diplome (davon drei Floristen) nach Hause. Die Weltmeisterschaft findet alle zwei Jahre statt. Zuletzt holte Stefanie Zuckerstätter 2005 in Helsinki/FI die Silbermedaille für die Berufsgruppe der Floristen. Auch Andreas Stern, heute erfolgreicher Meisterflorist (wir berichten in Ausgabe 23-24 über seine Show Glanzlichter), hatte 2001 in Seoul/Korea ein Dilpom bei der WM erworben.
WKÖ-Präsident Christoph Leitlmeint zufrieden:„Die bevorstehende WM ist wieder einmal eine Chance, nach dem hervorragenden Abschneiden bei vergangenen Wettkämpfen die Qualität unseres dualen Berufsbildungssystems ins weltweite Rampenlicht zu rücken.
Die Siegerin
Sie hat es geschafft: Unter allen Teilnehmerinnen wurde Martina Schwaiger (rechts im Bild), tätig im Blumenhaus & Stadtgarten Schwaighofer, Saalfelden/S, ausgewählt, um 2007 bei der Berufsweltmeisterschaft Österreich zu vertreten. Sie hatte sich erst kurzfristig zur Teilnahme an diesem Wettbewerb entschlossen, ihre Botschaft lautet: der Natur folgen. Damit erteilt sie dem Kitsch deutlich eine Absage, wie auch ihre meisterhaften Werkstücke beweisen. 2005 belegte sie bereits Platz 1 bei der Landesmeisterschaft und Platz 5 bei der Bundesmeisterschaft.